Wahlparty im „Ego“ fällt ins Wasser „Bitterer Wahlabend“: FDP verpasst die Rückkehr in den Landtag nach langem Zittern knapp

Saarbrücken · Das hatte sich die FDP anders vorgestellt: Statt nach zehn Jahren den Wiedereinzug in den Landtag kräftig zu feiern, musste über Stunden gezittert werden. Dann der Schock.

 Blick ins Ungewisse: Die FDP hoffte über Stunden, dann war klar: Es reicht nicht. 

Blick ins Ungewisse: Die FDP hoffte über Stunden, dann war klar: Es reicht nicht. 

Foto: Thomas Schäfer

Mit den „besten Partys in Saarbrücken“ wirbt der Nachtclub „Ego“ im Internet. Ob die Saar-FDP den Ort, wo einst die Disco „N8werk“ und noch früher das „Gloria“ beheimatet waren, deshalb ausgesucht hatte für ihre Wahlparty am Sonntagabend – im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung? Als um 18 Uhr die rund 150 anwesenden Parteifreunde gespannt auf den riesengroßen Bildschirm über der Tanzfläche blickten, war von Partystimmung dann aber wenig zu spüren. Stattdessen: 5,0 Prozent, kurzes Klatschen und der Beginn des großen Zitterns.

 „Es wird ganz, ganz eng werden“, sagte Landeschef Oliver Luksic in einer ersten Reaktion, um schon im nächsten Satz der SPD und Anke Rehlinger zu ihrem „fulminanten Sieg“ zu gratulieren. Den eigenen Leuten dankte Luksic für einen „wahnsinnig guten“ Wahlkampf: „Wir haben getan, was wir konnten. Jetzt drücken wir alle die Daumen, und dann werden wir es hoffentlich schaffen.“

FDP-Spitzenkandidatin Angelika Hießerich-Peter machte für die Zitterpartie vor allem die Zuspitzung auf das Duell Rehlinger gegen Tobias Hans um das Amt des Ministerpräsidenten verantwortlich. Das sei für alle kleineren Parteien ein großes Problem gewesen. Aber: „Fünf Prozent heißt zunächst einmal, dass wir drin sind.“ Auch sie sah einen „langen, spannenden Wahlabend“ vor sich: „Aber einfach kann ja jeder.“ Oder, wie es Bundesparteichef und Finanzminister Christian Lindner im Fernsehstudio ausdrückte: „Die FDP ist nichts für Menschen mit schwachen Nerven.“

Bei der ARD-Hochrechnung um 19.58 Uhr dann der Schock: Plötzlich waren die Liberalen mit 4,9 unter die magische Fünf-Prozent-Hürde gerutscht. Und es sah jetzt so aus, als würde die Partei die Rückkehr in den Landtag verpassen. Vielen im Saal verging da der Appetit auf Brezeln, Kartoffelsuppe und Gulaschsuppe, die zur Stärkung gereicht wurden.

Je später der Abend wurde, desto mehr verdüsterten sich die Gesichter. Und eine gute Stunde später, als im vorläufigen amtlichen Endergebnis die Liberalen sogar nur noch bei 4,8 Prozent lagen, war die Party endgültig vorbei. „Alle sind traurig“, sagt Landeschef Luksic der SZ: „Ein bitterer Wahlabend, es hat an ganz wenigen Stimmen gelegen.“ Ein „Lichtblick“ sei das gute Ergebnis bei den jungen Wählern und in Saarbrücken, „aber in der Fläche haben wir leider ein paar Stimmen liegen lassen“.

4,8 Prozent also. Eine Marke, weit entfernt von dem von Hießerich-Peter formulierten Wahlziel von acht Prozent. Zwar besser als die 3,3 Prozent vor fünf Jahren und deutlich besser als die unterirdischen 1,2 Prozent im Jahr 2012, die sich die Partei nach unsäglichen Personalquerelen während der „Jamaika“-Zeit im Saarland redlich verdient hatten. Aber eben nicht genug. Insgeheim dürfte Hießerich-Peter, die in Mettlach unweit der Saarschleife ein Hotel betreibt, ohnehin auf ein ganz anderes Resultat gehofft haben – eher in der Liga der Bewertung ihres Drei-Sterne-Superior-Hotels auf dem Buchungsportal „Booking“. Ihr „Haus Schons“ erhält dort aktuell die Note 8,4 und damit eine „Sehr gut“.

Ein sehr guter Abend war es wirklich nicht für die Liberalen, es war ein ganz trauriger. Kein Wunder, dass das „Ego“ um halb Zehn schon beinahe leergefegt war. Die beste Party des Tages gab es ohnehin woanders: Wenige hundert Meter Luftlinie entfernt in der Saarbrücker „Garage“, wo die SPD sich und die neue Ministerpräsidentin Anke Rehlinger feierte.

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