Neuer Saarland-Trend zur Landtagswahl SPD baut Vorsprung vor CDU aus, Rehlinger enteilt Hans – alle Daten im Überblick (mit Grafiken)

Update | Saarbrücken · Gut fünf Wochen vor der Landtagswahl im Saarland können die Sozialdemokraten ihren Vorsprung vor der CDU deutlich ausbauen. Das zeigt die neue SR-Saarland-Umfrage. Es gibt auch erste Reaktionen darauf aus der Politik. Welche Koalitionen möglich sind und wer um den Einzug in den Landtag zittern muss.

Umfrage zur Landtagswahl 2022 Saarland: SPD weit vor CDU, Rehlinger enteilt Hans
Foto: BeckerBredel

Noch sind es gut fünf Wochen bis zur Landtagswahl im Saarland am 27. März. Zeit für ein Stimmungsbild. Am frühen Mittwochmorgen wurde der neue SR-Saarland-Trend des Meinungsforschungsinstituts Infratest-Dimap veröffentlicht. Dabei zeigt sich: Die SPD und ihre Spitzenkandidatin Anke Rehlinger können ihren Vorsprung gegenüber der CDU rund um Ministerpräsident und Spitzenkandidat Tobias Hans deutlich ausbauen. Für Rehlinger ergeben sich mehrere Koalitionsoptionen, für Hans ist ein massiver Endspurt nötig, um Chancen auf einen Verbleib im Amt zu haben.

In der repräsentativen Umfrage nach den Wählerpräferenzen für die Landtagswahl kommt die SPD derzeit auf 38 Prozent, 8,4 Prozentpunkte mehr als bei der Landtagswahl 2017 (29,6 Prozent). Beim Saarland-Trend im November erzielte die SPD 33 Prozent, in der repräsentativen Umfrage, die das Institut Insa im Januar für Bild gemacht hat, kamen die Sozialdemokraten auf 35 Prozent. Der CDU würden im Saarland derzeit 29 Prozent der in der vergangenen Woche Befragten ihre Stimme geben, 11,7 Prozentpunkte weniger als bei der Wahl 2017 (40,7 Prozent). Das ist ein Prozentpunkt mehr als beim Saarland-Trend im November, aber wieder einer weniger als bei der Insa-Umfrage im Januar.

Kleine Parteien kratzen an der Fünf-Prozent-Hürde

Die Linke müsste um einen Einzug in den Landtag bangen. Sie käme auf 5 Prozent – das sind 7,8 Prozentpunkte weniger als bei der Landtagswahl (12,8 Prozent) und minus ein Prozentpunkt zum SR-Trend im November (6 Prozent). In der Insa-Umfrage im Januar kam die Linke noch auf 7 Prozent. Für die Partei ist das aber nur eine „Momentaufnahme“, die sie auch als „Herausforderung“ sieht. „Das geht noch mehr“, sagte Spitzenkandidatin Barbara Spaniol. „Wir sind optimistisch, kämpfen und wollen mit unseren Inhalten überzeugen.“

Die Grünen verlieren gegenüber dem November-Saarlandtrend und der Januar-Insa-Umfrage ebenfalls an Prozentpunkten. Sie kämen auf 6 Prozent (minus 2 Prozentpunkte zu den vorherigen Trends mit 8 Prozent). Sie stünden aber weiterhin besser da als bei der Landtagswahl 2017 mit 4 Prozent, als sie den Einzug ins Parlament verpassten. Spitzenkandidatin Lisa Becker sagte mam Mittwoch, kleine Parteien hätten zwar an Zuspruch verloren. Aber: „Wir werden richtig Gas geben.“

Auch die FDP büßt zumindest gegenüber dem SR-Saarland-Trend vom November (8 Prozent) ein und käme auf 6 Prozent, was sie auch im Januar laut Insa erzielte. So oder so ist das immer noch mehr als bei der Landtagswahl 2017 mit 3,3 Prozent. Die Umfrage „stimmt uns positiv und zeigt, dass die Freien Demokraten eindeutig auf dem Weg zurück in den Landtag sind“, sagte Spitzenkandidatin Angelika Hießerich-Peter.

Das derzeit beste Ergebnis unter den kleinen Parteien würde die AfD einfahren. Sie würde zwar einen Prozentpunkt gegenüber dem SR-November-Trend verlieren und käme auf 8 Prozent, macht aber gegenüber der Januar-Umfrage von Insa einen Prozentpunkt plus. Bei der Landtagswahl 2017 kam die AfD auf 6,2 Prozent.

Ampel, Rot-Grün-Rot und Groko möglich

Bei diesem Ergebnis des jüngsten SR-Saarlandtrend könnte die SPD eine Regierung wie auch bei den Umfragewerten von November mit Grünen und Linken (Rot-Grün-Rot), vor allem aber mit Grünen und FDP (Ampel) bilden – oder eine Neuauflage der großen Koalition anstreben. Außerdem bleibt es dabei: Spitzenkandidatin Anke Rehlinger würde neue Ministerpräsidentin werden. Für die CDU würde es dagegen weiter nicht mal für ein Jamaika-Bündnis mit Grünen und FDP reichen. Tobias Hans müsste in der Staatskanzlei die Koffer packen. Der CDU bliebe nach 23 Jahren als alleinige oder führende Regierungspartei nur die Perspektive eines Juniorpartners in einer Groko – was für die SPD nicht wirklich attraktiv ist, heißt es.

Rehlinger liegt im direkten Vergleich nun deutlich vor Hans

Punkten kann die SPD ebenfalls wieder mit ihrer Spitzenkandidatin, die im direkten Vergleich weiter vor Hans liegt: 49 Prozent wünschen sich Anke Rehlinger als neue Ministerpräsidentin (November 42 Prozent), Tobias Hans als Regierungschef wollen nur 34 Prozent (November 39 Prozent). Dementsprechend zufrieden zeigte sich Rehlinger nach Veröffentlichung der Umfrage. Sie twitterte am Mittwoch: „Schöne Bestätigung für unsere Arbeit und Motivation für den Wahlkampf. Was zählt, ist der 27. März. Ich will Ministerpräsidentin werden.“ Die guten Chancen der SPD belegen auch die Antworten auf die Frage, welche Partei nach Ansicht der Saarländer die neue Regierung anführen soll. 49 Prozent wünschen sich eine SPD-geführte (November 46 Prozent), 27 Prozent eine CDU-geführte Regierung (November 29 Prozent). Vor einem Jahr lagen die Parteien mit 39 (CDU) und SPD (42) fast gleichauf. Dementsprechend zufrieden zeigte sich Rehlinger nach Veröffentlichung der Umfrage. Sie twitterte: „Schöne Bestätigung für unsere Arbeit und Motivation für den Wahlkampf. Was zählt, ist der 27. März. Ich will Ministerpräsidentin werden.“

Weniger Saarländer mit Landesregierung zufrieden

Allerdings hat die Zufriedenheit mit der von den beiden großen Parteien getragenen Landesregierung weiter abgenommen. Im November zeigten sich 48 Prozent der Saarländer mit ihr zufrieden, jetzt sind es noch 45 Prozent. Das mag auch mit der Pandemie zusammenhängen: Im Vor einem Jahr standen noch 67 Prozent der Saarländer hinter dem Corona-Krisenmanagement der Landesregierung. Schon im November sahen es die meisten kritischer (weniger/gar nicht zufrieden: 58 Prozent). Nur um einen Prozentpunkt konnte sich die Landesregierung hier verbessern. Aktuell sind 57 Prozent der Befragten weniger/gar nicht zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement.

Reaktion von CDU-Saar-Generalsekretär Markus Uhl

Kurz nach Veröffentlichung der neuesten Umfrage meldete sich CDU-Saar-Generalsekretär Markus Uhl zu Wort. Er nannte die  Ergebnisse „für uns nicht zufriedenstellend“. Allerdings deckten sie sich nicht mit der Stimmung, die seine Partei beim Häuserwahlkampf wahrnehmen. „Insbesondere im Umfragezeitraum wurden besonders harte Bandagen gegen Ministerpräsident Tobias Hans aufgefahren“, wird Uhl in er Pressemitteilung der CDU zitiert.

Zwar würden er und seine Parteikollegen die Umfrage ernstnehmen. Allerdings setzt Uhl offensichtlich auf eine Aufholjagd. Er sehe darin Chancen, bis zur Wahl am 27. März noch den Trend umzukehren. „Es sind noch knapp sechs Wochen bis zur Wahl, und es ist noch alles drin.“ Stimmungen seien noch keine Stimmen. Der Wahlkampf gehe unvermindert weiter, um den christdemokratischen Spitzenkandidaten Tobias Hans zu unterstützen. Die Union solle so stärkste politische Kraft im Saarland bleiben. Uhl strebe nach wie vor an, die Große Koalition fortzuführen

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