Ergebnis der Landtagswahl Saarland Ziehen die Grünen doch noch in den Landtag? Lisa Becker hat „nur einen Funken Hoffnung“

Update | Saarbrücken · Die Grünen wollten bei der Landtagswahl im Saarland nach fünf Jahren Pause den Wiedereinzug in den Landtag schaffen. Laut vorläufigem Ergebnis verpassen sie den Einzug jedoch ganz knapp. Oder haben sie noch eine Chance?

Landtagswahl 2022 im Saarland: Der Wahltag in Bildern
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Foto: dpa/Oliver Dietze

Nach den ersten Hochrechnungen am Wahlabend hofften die Grünen noch auf einen Einzug in den saarländischen Landtag. „Wir haben zusammengehalten - so muss es im Landesverband jetzt weitergehen“, sagte Spitzenkandidatin Lisa Becker (31) aus Blieskastel in Saarbrücken „vorsichtig optimistisch“. Man kann die Situation hier im Saarland nicht mit der der Bundespartei vergleichen", sagte sie am Sonntag in Saarbrücken.

Bereits die letzten Hochrechnungen sahen die Grünen jedoch unter der 5-Prozent-Hürde. Mit dem vorläufigen Endergebnis steht nun fest: Lediglich wenige Stimmen haben den Grünen gefehlt - sie kommen auf 4,99502 Prozent. Insgesamt fehlten laut vorläufigem amtlichem Endergebnis 23 Stimmen zum Einzug in den Landtag.

Landtagswahl im Saarland: Schaffen die Grünen doch noch den Einzug?

Die Landeswahlleiterin verwies am Sonntagabend wegen des „knappen vorläufigen amtlichen Endergebnisses“ darauf, dass beim endgültigen Ergebnis noch Abweichungen möglich seien. Dies betreffe die Zahl der Wahlberechtigten, der Wählerinnen und Wähler sowie der gültigen und ungültigen Stimmen, aber auch die Sitzverteilung im Landtag.

Es ist durchaus noch möglich, dass die 23 Stimmen für die Grünen zusammen kommen. Das zeigt die vergangene Landtagswahl im Saarland. Die CDU verlor laut Wahlrecht.de damals noch zwischen dem vorläufigen amtlichen Endergebnis und dem amtlichen Endergebnis zwei Stimmen. Die AfD bekam 36 Stimmen hinzu und die SPD verbuchte noch 216 Stimmen.

Und auch bei der Landtagswahl 2012 kamen noch einige Stimmen hinzu, wie Daten des statistischen Amts Saarland auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung zeigen. Die CDU verbuchte ein Plus von 23 Stimmen, die SPD und die Piraten immerhin noch zehn. Für die Grünen gab es 2012 noch vier Wählerstimmen am Ende mehr.

Damals änderte dies nichts an den Machtverhältnissen und der Sitzverteilung im saarländischen Landtag. Und es muss nicht zwangsläufig zu einer Veränderung kommen. So blieben 2009 die Wählerstimmen bei fast allen Parteien gleich. Nur bei den Linken gab es noch eine kleine Veränderung von plus vier Stimmen.

Doch 23 Stimmen mehr könnten die Grünen in den Landtag bringen. Würden die Grünen den Einzug in den Landtag doch noch schaffen, würde dies aber aller Voraussicht nach nichts an der absoluten Mehrheit der SPD ändern. Geplant ist, dass der Landeswahlausschuss das endgültige Wahlergebnis am 6. April bekannt gibt.

Bis dahin überprüfen jetzt die Gemeindewahlleiter die Wahlniederschriften der Wahlvorstände auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Danach stellen die Gemeindewahlausschüsse die endgültigen Wahlergebnisse ihrer Gemeinden fest. Anschließen überprüfen die Kreiswahlausschüsse die Ergebnisse und zuletzt der Landeswahlausschuss.

Grünen-Spitzenkandidatin Lisa Becker hat nur wenig Hoffnung 

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Foto: Robby Lorenz

Die Spitzenkandidatin der Saar-Grünen Lisa Becker, hat jedoch nur wenig Hoffnung, dass die Partei noch den Sprung über die Fünfprozenthürde schafft: „Wir gehen davon aus, dass das nicht mehr aufzuholen ist“, sagte Becker am Montag in Saarbrücken. Es gebe nur „einen Funken Hoffnung“.

Bei den Grünen im Saarland herrschte wegen des wohl knapp verpassten Einzugs in den Landtag am Sonntag große Enttäuschung. „Das ist natürlich ein sehr bitteres Ergebnis für uns“, sagte die Spitzenkandidatin Lisa Becker am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur.

 Dass die Grünen nicht in das Landesparlament gekommen seien, sei auch „eine Katastrophe für die Demokratie und die Pluralität im Landtag“. Neben CDU und SPD ist im neuen Landtag nur noch die AfD vertreten.

„Es ist auch für unsere Themen bitter“, sagte Becker. Die Grünen hätten sich Klimaschutz, erneuerbare Energie und Verkehrswende auf die Fahnen geschrieben. „Wir müssen uns jetzt erstmal sortieren.“

Die SPD holt mit 29 der 51 Sitze im Landtag die absolute Mehrheit und ist auf keinen Koalitionspartner angewiesen. Koalitionen sind dennoch möglich: mit der CDU, für die Anke Rehlinger durchaus Sympathien hat, und mit der AfD, was die SPD aber ablehnt. Sollten es die Grünen doch noch in den Landtag schaffen, ist auch rot-grün nicht ausgeschlossen.

Neben SPD (43,5 Prozent) und CDU (28,5 Prozent) gelang laut vorläufigem Ergebnis nur noch der AfD mit 5,7 Prozent (2017: 6,2) der Einzug in den Landtag.  Die FDP verpasste den Einzug ins Landesparlament mit 4,8 Prozent (2017: 3,3). Einen Absturz erlebte Die Linke, die mit 2,6 Prozent nur noch etwa ein Fünftel der Wählerschaft von 2017 (12,8) mobilisieren konnte. 

Spitzenkandidatin der Grünen wollte einen Neuanfang 

Noch bei der Bundestagswahl 2021 war die Partei an der Saar so zerstritten, dass sie keine gültige Landesliste zustande brachte. Der Streit hatte sich vor allem an der Rolle von Ex-Landeschef Hubert Ulrich entzündet, zentraler Kopf der innerparteilichen Opposition. Danach reihte sich an der Spitze der Partei Rücktritt an Rücktritt.

Landtagswahl Saarland: Haben Grüne doch noch eine Chance? "Funken Hoffnung"
Foto: dpa/Harald Tittel

Die erst vor wenigen Wochen nominierte Spitzenkandidatin Lisa Becker (32) wollte für einen Neuanfang der Landespartei stehen. Nach massiven internen Streitigkeiten wollte sie verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen und die Grünen nach fünf Jahren wieder zurück in den Landtag bringen. 2017 hatte die Partei mit 4,0 Prozent der Stimmen den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde verpasst.

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