Nur 1,4 Prozent „Bunt.saar“ verfehlt selbst gestecktes Ziel für die Landtagswahl im Saarland deutlich

Update | Saarbrücken · Die Wahllokale sind geschlossen. Dem vorläufigen Endergebnis zufolge hat die sozial-ökologische Liste nur 1,4 Prozent der Wählerstimmen bekommen. Damit verfehlt sie ihr selbst gestecktes Wahlkampfziel deutlich.

Drei Kandidaten von bunt.saar für die Landtagswahl 2022: Dr. Werner Ried, Heike Hanson sowie Dr. Armin König.

Drei Kandidaten von bunt.saar für die Landtagswahl 2022: Dr. Werner Ried, Heike Hanson sowie Dr. Armin König.

Foto: Bodwing Johannes A.

Henry Selzer dürfte kaum Recht behalten. Der Initiator der Wählergruppe hatte bei der Gründung der sozial-ökologischen Liste „bunt.saar“ Ende September selbstbewusst deren Erfolg bei der Landtagswahl auf drei bis 13 Prozent eingeschätzt. Doch laut vorläufigem Endergebnis kommt bunt.saar nur auf 1,4 Prozent und verpasst damit den Einzug ins Parlament deutlich.

„Wir sind natürlich nicht ganz zufrieden, weil wir uns drei Prozent erhofft haben. Aber die Ausgangssituation war ausgesprochen schwierig durch Corona und den Ukrainekrieg. Und die Polarisierung zwischen Anke Rehlinger und Tobias Hans ging natürlich zu Lasten der kleinen Parteien. Aber die Themen gehen ja nicht weg, sie werden in den nächsten Jahren massiv in den Vordergrund drängen: Energie, Verkehr, Ökologie, soziale Gerechtigkeit, und das wird sich lokal niederschlagen“, sagt Spitzenkandidat im Wahlkreis Neunkirchen und Illingens Bürgermeister Armin König. „Da helfen dann keine Sprüche mehr.“ Immerhin: In seiner Heimatgemeinde zieht offenbar der Bürgermeister-Bonus, dort holt bunt.saar aktuell 6,8 Prozent – und ist drittstärkste Kraft. „Am Illinger Ergebnis sehen wir, dass gute persönliche Arbeit vor Ort gewürdigt wird. Wir machen jetzt Kommunalpolitik. Glückwunsch an Anke Rehlinger für ein überragendes Ergebnis“, erklärt König.

Kann bunt.saar am Ende also doch nicht mit Inhalten und Kandidaten überzeugen? Kernthemen sind soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz. Unter den rund 100 Mitgliedern tummeln sich Erfahrene, etwa König, der im November nach Jahrzehnten aus der CDU ausgetreten ist, ebenso wie Polit-Neulinge. Im Deutschlandfunk hatte Spitzenkandidat Werner Ried Anfang des Jahres gesagt: „Wir kommen aus Verbänden, Initiativen, bringen die Fachkompetenz mit von Menschen, die außerparlamentarisch unterwegs waren. Und bieten eine Plattform für Leute, die sich zuvor nicht politisch engagiert haben.“

Die Motivation, überhaupt in der saarländischen Politik mitzumischen, war pure „Verzweiflung“ über die Situation bei den zerstrittenen Kleinparteien, wie damals Initiator und Henry Selzer erklärte. Er war selbst jahrzehntelang Grünen-Mitglied. Und Werner Ried erklärte Anfang Februar: „Wir haben eine Chance. Es ist kein Geheimnis. Andere Parteien tun sich extrem schwer, haben sich zerstritten. Da wird es welche geben, die sich auf jeden Fall für uns interessieren.“

Zwar dürfte die Liste den Grünen und Linken einige Stimmen abgenommen haben, es scheint aber, dass all das nicht ausreichen wird.

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