Saar-Sportverband LSVS kann auf Finanzwunder hoffen

Saarbrücken · Der Saar-Sportverband hat Millionenschulden bei der Sportplanungskommission. Das könnte sich bald ändern.

 Der Landessportverband finanziert sich über Spieleinsätze von Saartoto. Ein Teil der Toto-Gelder steht der Sportplanungskommission zu.

Der Landessportverband finanziert sich über Spieleinsätze von Saartoto. Ein Teil der Toto-Gelder steht der Sportplanungskommission zu.

Foto: BeckerBredel

Sie gehört zu den Mysterien der Sportpolitik im Saarland: die Sportplanungskommission, kurz Spoplako. Auch bei Kennern reicht das Wissen über die Runde aus Sport und Politik, die üppige Fördergelder für Sportstätten verteilt, selten über das Namenskürzel hinaus. Am Montag ließ die Spoplako eine Pressemitteilung verbreiten. Die Botschaft: Es ist alles in Ordnung. In diesem Jahr hat die Kommission schon über zwei Millionen Euro bewilligt. Darüber freuen sich Ehrenamtliche und Kommunen im Land. Wegen der Finanzaffäre beim Landessportverband für das Saarland (LSVS) hatten sie um ihre Zuschüsse gebangt.

Unerwähnt blieb in der Mitteilung ein Deal, über den die Spoplako in einer Sondersitzung am 22. Oktober entscheiden will. Man könnte sagen: Der LSVS darf auf ein Finanz­wunder hoffen, ein Teil seiner Millionenschulden könnte sich in Luft auflösen. Es geht um 5,6 Millionen Euro. Wie das funktionieren soll? Indem die Kommission auf ihre Ansprüche, die sich in den vergangenen Jahren aufgestaut haben gegenüber dem LSVS verzichtet. Ohne diese Entschuldung wird es angeblich schwer, bei der SaarLB ein Darlehen in Höhe von 15,2 Millionen Euro zu bekommen. Darauf basiert jedoch das Sanierungskonzept für die Dachorganisation des Saarsports.

Der LSVS finanziert sich größtenteils über Spieleinsätze von Saartoto – das sogenannte Sportachtel. 2017 waren das 12,8 Millionen Euro. Eine Richtlinie der Landesregierung besagt: 22,75 Prozent des Sportachtels muss der Planungskommission zur Verfügung stehen. Diese Verbindlichkeiten gegenüber der Planungskommission führten beim LSVS mit zu einem Schuldenberg. Im August stand die Dachorganisation des Saarsports bei der Spoplako mit 7,5 Millionen Euro in der Kreide. Denn: Mit dieser Summe, ursprünglich vorgesehen für marode Hallen und kaputte Sportplätze, soll der LSVS in der Vergangenheit seine laufenden Kosten gedeckt haben, statt damit Rückstellungen für die Kommission zu bilden. Erst 2018, mit der Finanzaffäre, entstand ein sicheres Konto für die Fördermittel.

Nach Angaben des saarländischen Innenministeriums flossen von den Fördergeldern jährlich etwa 2,3 Millionen Euro ab. Aus dem Sportachtel hätten der Spoplako aber höhere Beträge zugestanden, 2017 etwa 2,9 Millionen Euro. Macht eine Differenz von 600 000 Euro. Über die Jahre summierten sich diese Differenzbeträge auf 5,6 Millionen Euro, die der LSVS der Kommission eigentlich schuldet. Sie sollen dem LSVS jetzt nachträglich zugute kommen – deklariert als Unterhaltszuschuss für die Hermann-Neuberger-Sportschule.

Wer entscheidet darüber? Die Sportplanungskommission hat die Größe zweier Fußballmannschaften plus Betreuer. Ihr Vorsitzender ist Christian Seel (CDU), Staatssekretär im Innenministerium von Klaus Bouillon (CDU). Seel gilt als eine der Schlüsselfiguren bei der politischen Bewältigung der Finanzaffäre.

Neben Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke (SPD) und den Fraktions-Chefs der Regierungsparteien, Alexander Funk (CDU) und Stefan Pauluhn (SPD), gehört Seel auch dem sogenannten Lenkungsausschuss an. Der zwar im Hintergrund wirkt, in den vergangenen Monaten aber im Wesentlichen die Richtung vorgegeben habe, wie der ausgeschiedene LSVS-Vize Franz Josef Schumann kürzlich erklärte.

In der Kommission verbinden sich Sport und Politik. Zwar sprach sich Minister Bouillon im Juni dafür aus, die Abgeordneten des Landtages aus dem Gremium abzuziehen. Doch die Parlamentarier stellen noch immer die meisten Mitglieder – neben dem LSVS. Auch Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) war bis zu seiner Wahl eines der Kommissionsmitglieder. Er verteidigte das Gremium in der Vergangenheit gegen den Vorwurf der Intransparenz und Mauschelei.

Nicht weniger als elf Vertreter entsendet der Landessportverband. Auf der Homepage der Planungskommission stehen noch immer die Namen von fünf Funktionären, die bis vor einer Woche im Präsidium waren. Sie sollen jedoch an der Sitzung am Montag schon nicht mehr teilgenommen haben. Stattdessen erschienen der neu gewählte LSVS-Präsident Adrian Zöhler und seine Stellvertreter. Ob sie am 22. Oktober mit abstimmen dürfen, wenn es um die hohen Schulden des Verbandes bei der Spoplako geht, ist noch unklar.

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