Nach dem ersten doppelten Abiturjahrgang ziehen Sie also eine positive Bilanz des G8?Cremers: Teils, teils. Die Idee des G8 finde ich gut, weil die Schüler dann früher fertig sind und in Europa konkurrenzfähiger. Aber G8 ist im Saarland zu schnell eingeführt worden. Die Lehrpläne enthalten noch zu viel Stoff und müssen jetzt sinnvoll gekürzt werden, was die Landesregierung ja auch so sieht. Die Schüler müssen aus meiner Sicht auch mehr Freizeit haben, also weniger Stunden. Da liegt dann doch ein Unterschied zwischen den Abiturienten jetzt. Die G9-ler hatten vielleicht mehr Freizeit in der Schulzeit und konnten Themen ausführlicher erarbeiten. Aber fürs Abi mussten trotzdem alle gleich viel und gleich gut lernen.

Welche Schulnote geben Sie dem achtjährigen Gymnasium nach acht Jahren Laufzeit?Cremers: Eine Drei oder eine Vier. Im Großen und Ganzen ist es eine gute Einrichtung, aber es muss nachgebessert werden. Auch beim Thema Abitur. Die Schüler sollten wieder mehr Auswahlmöglichkeiten haben, in welchen Fächern sie Abi schreiben wollen. Die GLSV (Gesamtlandesschülervertretung Saar), in der ich auch sitze, will sich dafür engagieren.

Dürfen die G8-Abiturienten, weil sie ja doch eine härtere Schulzeit hatten, nach ihrem bestandenen Abi stolzer sein als die G9-Abiturienten?Cremers: Nein. Das Abitur ist so etwas Großes, es ist Deutschlands höchster Schulabschluss, da können alle Abiturienten - ob G8 oder G9 - gleich stolz auf ihre Leistung sein. Aber man muss anerkennen, dass die G8-ler auf dem Weg zum Abi vielleicht mehr zu tun hatten. "Wenn etwas nicht so gut geklappt hat, dann lag es am Lernen, aber nicht an G8."

Kathrin Cremers

Kathrin Cremers: Nein, ich glaube nicht. Ich habe mit vielen Abiturienten gesprochen und es ist bei den meisten gut gelaufen, ob G8 oder G9. Wenn etwas nicht so gut geklappt hat, dann lag es am Lernen, aber nicht an G8. Meine Freundin Helen hat zum Beispiel nach acht Jahren Abi gemacht und ihr Bruder Jan nach neun. Beide haben gut gelernt, deswegen hatten sie beide ein gutes Gefühl.