Fragen und Antworten zu den Impfungen im Saarland Wie es im Saarland mit den Impfungen weitergeht

Saarbrücken · Die ersten Bevölkerungsgruppen könnten bis Ende März durchgeimpft sein. Bestellt ist mehr als genug Impfstoff – er muss aber auch geliefert werden.

 Der Impfstoff von Biontech und Pfizer ist der erste zugelassene. Seit Sonntag wird er auch im Saarland verimpft.

Der Impfstoff von Biontech und Pfizer ist der erste zugelassene. Seit Sonntag wird er auch im Saarland verimpft.

Foto: BeckerBredel

Bis Ende Januar sind im Saarland 27 000 Impfungen terminiert – 15 000 in Pflegeheimen und 12 000 in den drei, später vier Impfzentren. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass jeder Impfwillige zwei Immunisierungen im Abstand von drei Wochen benötigt. Nun stellen sich zahlreiche Fragen: Warum geht es nicht schneller voran? Und wie geht es weiter?

Die folgenden Aussagen sind mit großen Unsicherheiten behaftet, weil es zahlreiche Unbekannte gibt: Zeitpunkt und Umfang der Impfstoff-Lieferungen, aber auch das Ausmaß der Impfbereitschaft.

Wie viele Menschen gehören im Saarland zu der Personengruppe, die wegen des hohen Erkrankungsrisikos die höchste Impf-Priorität hat?

Im Saarland gibt es rund 75 800 Menschen über 80 Jahre und 13 000 Pflegeheimbewohner, von denen die meisten jedoch zur Gruppe der über 80-Jährigen gehören. Hinzu kommen 9600 Mitarbeiter in der Altenpflege, den besonders gefährdeten Krankenhausbereichen wie Notaufnahme und Intensivstation sowie im Rettungsdienst. Die Impfbereitschaft dieser Gruppen lässt sich schwer abschätzen. Unter Heimbewohnern ist die Impfquote nach den ersten Erfahrungen sehr hoch, während bundesweite Umfragen unter Pflegekräften zuletzt eine deutliche Zurückhaltung zeigten.

Wie viele Impfungen werden im Saarland pro Tag durchgeführt?

Zu Anfang der Impfaktion sind es 900 – und zwar 500 in Heimen und 400 in den Impfzentren (200 in Saarbrücken, je 100 in Saarlouis und Neunkirchen). Infrastruktur und Personal würde für deutlich mehr Impfungen reichen: So sind von den acht Impfteams derzeit nur vier im Einsatz und die maximale Kapazität der Impfzentren von 4000 pro Tag wird nur zu einem Zehntel ausgelastet.

Bis wann soll die höchste Prioritätsstufe im Saarland durchgeimpft sein?

Das heute schon zu sagen, ist aus den bereits erwähnten Gründen kaum möglich. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums könnte die Gruppe der höchsten Prioritätsstufe bis Ende März durchgeimpft sein – zumindest diejenigen, die geimpft werden wollen. Die Bewohner der 150 Pflegeheime sollen von den acht mobilen Teams bis 19. März durchgeimpft sein. Das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer haben bis Ende März Lieferungen angekündigt, die für das Saarland bis zu 156 000 Dosen entsprechen. Bei zwei Impfungen pro Person würde die Menge also für bis zu 78 000 Menschen reichen. Deutlich schneller könnte es gehen, wenn bald der Impfstoff der US-Firma Moderna in Europa zugelassen wird. Das soll am 6. Januar der Fall sein. Geht es mit der Auslieferung der ersten Dosen so schnell wie bei Biontech/Pfizer, könnte der Impfstoff schon Mitte Januar eingesetzt werden – und die Auslastung von Impfteams und Impfzentren könnte deutlich hochgefahren werden.

Warum geht es mit den Impfungen nicht schneller voran?

Ganz einfach: Weil bisher nicht genügend Impfstoff  da ist. Der Impfstoff wird zentral von EU und Bund beschafft und dann den Bundesländern nach ihrem jeweiligen Bevölkerungsanteil zugeteilt. Bisher ist in Europa nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Bis Ende 2021 werden von den beiden Unternehmen rund eine Million Dosen im Saarland erwartet. Damit könnten rund 500 000 der 980 000 Saarländer geimpft werden. Mit der Zulassung weiterer Impfstoffe wird sich das Impfen aber beschleunigen.

Warum hat die EU nicht so bestellt, dass schon am Anfang genügend Impfstoff da ist?

Die EU-Kommission hat ihre Bestellungen unter den Herstellern breit gestreut, um sicher zu sein, dass die Europäer bei den ersten Lieferungen mit dabei sind. Die anderen Hersteller sind aber nicht so schnell wie Biontech/Pfizer. Zusätzlich zu den bereits über die EU georderten Biontech/Pfizer-Dosen hat die Bundesregierung zuletzt auch auf nationaler Ebene bei den beiden Unternehmen bestellt.

Wie sieht es mit den anderen Impfstoffen aus?

Werden alle Impfstoffe, die in der Entwicklung sind, zugelassen und geliefert, kann das Saarland mit rund 3,5 Millionen Impfdosen rechnen – die Frage ist aber, wann. Größere Zuteilungen für das Saarland werden neben Biontech/Pfizer (eine Million Dosen) im Fall einer Zulassung auch von Moderna (610 000 Dosen), Curevac (740 000), Astrazeneca (670 000) sowie Johnson & Johnson (450 000) erwartet. Die Zahlen ergeben sich aus dem Anteil des Saarlandes von 1,2 Prozent an den öffentlich bereits bekannten Bestellmengen für Deutschland. Nach Moderna wird als nächstes die Zulassung von Astrazeneca erwartet. Das wäre aus Sicht von Experten ein großer Schritt nach vorn. Denn das Vakzin ist preiswert und muss nicht so stark gekühlt werden wie die neuartigen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna – der Impfstoff könnte also auch gut in Arztpraxen verimpft werden. Aus Umfragen ist bekannt, dass die meisten Menschen sich in einer Arztpraxis impfen lassen wollen.

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