Zahlen der Deutschen Bahn Wie barrierefrei sind Bahnhöfe im Saarland?

Saarbrücken · Wie steht es um die Barrierefreiheit der Bahnhöfe im Saarland? Nach Angaben der Deutschen Bahn sind von den 77 Stationen in der Region nur 9,1 Prozent „weitreichend barrierefrei nutzbar“. So steht es in einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten und Grünen-Landeschefs Markus Tressel.

 Grünen-Bundestagsabgeordneter Markus Tressel

Grünen-Bundestagsabgeordneter Markus Tressel

Foto: BeckerBredel

Damit erzielt das Saarland im Ländervergleich das drittschlechteste Ergebnis. Dagegen stuft die Bahn in Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Berlin über 30 Prozent der Bahnhöfe als „weitreichend barrierefrei“ ein, in Rheinland-Pfalz liegt die Quote bei 22,5 Prozent. Die allermeisten Länder seien deutlich weiter als das Saarland, beklagt Tressel.

Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) schreibt Barrierefreiheit vor. Was darunter zu verstehen ist, scheint jedoch eine Definitionsfrage zu sein. Das Saar-Verkehrsministerium stufte vor einigen Monaten 20 von 77 Stationen als „vollumfänglich barrierefrei“ ein. Das wäre mehr als ein Viertel der Haltepunkte – deutlich mehr als das knappe Zehntel, das die Bahn gegenüber dem Bundesverkehrsministerium als „weitreichend barrierefrei“ angab. Wie geht das zusammen? „Weitreichende Barrierefreiheit“ – was das bedeuten soll, hat die Bahn mit dem Deutschen Behindertenrat festgelegt. Es geht um Mindeststandards, die ein Bahnhof erfüllen muss, einen Katalog mit elf Kriterien wie dem stufenfreien Zugang zu allen Bahnsteigen oder Automatiktüren an den Eingängen. Dem Saarbrücker Hauptbahnhof fehlen demnach Handlaufschilder für Blinde und Stufenmarkierungen.

Dagegen nennt das Saar-Verkehrsministerium für eine Station, die von der Behörde als „vollumfänglich barrierefrei“ angesehen wird, zwei allgemeiner klingende Anforderungen: Sie muss stufenfrei sein und über ein Blindenleitsystem verfügen. So ist es in der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Landtagsfraktion aus dem vergangenen Jahr nachzulesen. Den Hauptbahnhof in Saarbrücken hält das Ministerium für „vollumfänglich barrierefrei“.

Uwe Wagner, Landeschef des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter, will sich mit solchen Definitionen nicht aufhalten. Er verweist auf die DIN-Norm zur Barrierefreiheit. Er erhalte viele Beschwerden, sagt Wagner, der überzeugt ist: „Es wird vieles als barrierefrei deklariert, was nicht barrierefrei ist.“

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