Trotz klarer Mehrheit in Bevölkerung Saar-Koalition will kein Bundes-Abitur

Berlin/Saarbrücken · Eine klare Mehrheit der Deutschen ist für ein bundesweites Zentralabitur. Das Saarland ist dagegen.

(dpa/SZ) Wenige Wochen nach Vergabe der Abi­tur-Zeugnisse ist in Deutschland eine neue Debatte über eine bundesweit einheitliche Reifeprüfung entbrannt. Während sich in einer am Freitag veröffentlichten Umfrage eine klare Mehrheit der Bundesbürger für deutschlandweit einheitliche Prüfungen aussprach, kommt von der saarländischen Landesregierung ein klares Nein. Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) erklärte am Freitag gegenüber der SZ: „Ein bundesweites Zentralabitur garantiert weder faire Abiturprüfungen noch eine vergleichbare Abiturnote.“ Er warnte vor „einer Gleichmacherei, die das Niveau des saarländischen Abiturs womöglich nach unten zieht“. Auch der Koalitionspartner CDU sprach sich am Freitag klar gegen ein einheitliches Deutschland-Abitur aus. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Frank Wagner, nannte dies „völlig unrealistisch und illusorisch“. Auch er warnte vor einem ,,vorprogrammierten“ Qualitätsverlust. Wie auch Commerçon erinnerte er daran, dass bereits der gemeinsame Aufgabenpool der Länder in Deutsch, Mathe, Englisch und Französisch eine Vergleichbarkeit schaffe. Der Bildungsförderalismus sorge im Übrigen für „belebende Konkurrenz“, sagte Wagner.

In der Repräsentativ-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 80 Prozent der Befragten dafür aus, dass Abiturienten in ganz Deutschland einheitliche Prüfungen vorgelegt bekommen. 61 Prozent lehnten es zudem ab, dass in Deutschland jedes Bundesland für Bildung selbst zuständig ist.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sagte, sie fühle sich von der Umfrage bestätigt. „In Deutschland muss es beim Abi­tur überall vergleichbare Anforderungen geben.“ Zuletzt hatten sich unter anderem FDP-Chef Christian Lindner und die kommissarische SPD-Chefin Manuela Schwesig für ein Bundes-Abi ausgesprochen.

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