Konzept aus der Saarbrücker Staatskanzlei Start-ups im Saarland sollen in Zukunft besser unterstützt werden
Saarbrücken · Die Saarbrücker Staatskanzlei hat ein eigenes Konzept für die Stärkung der Unternehmensgründer-Szene erarbeitet. Junge Unternehmen mit aussichtsreichem Geschäftsmodell sollen stärker unterstützt und gefördert werden. Am Dienstag wurden die Pläne vorgestellt.
Das Saarland will junge und innovative Unternehmen mit einem aussichtsreichen Geschäftsmodell – so genannte Start-ups – künftig stärker fördern und sie systematischer unterstützen. Das kündigte am Dienstag Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) vor Journalisten in Saarbrücken an. Die klugen Köpfe und ihre Ideen sollen demnach schon zu einem frühen Zeitpunkt aktiv betreut werden und bis zur Marktreife ihrer Produkte einen Zyklus (englisch Cycle) durchlaufen. Daher firmiert das Ganze unter „Saar-Tech-Cycle“.
Schon seit Monaten feilt Ammar Alkassar, Bevollmächtigter des Landes für Innovation und Strategie, an einem solchen Konzept. Das Beratungsunternehmen KPMG lotete im Auftrag der Standortfördergesellschaft Saaris aus, wo die saarländische Gründerszene steht und was zu tun ist, um sie erfolgreich weiterzuentwickeln.
„Mock-up-Programm“ für Start-ups
Auf der ersten Station des Zyklus sollen die potenziellen Start-up-Gründer in ein so genanntes „Mock-up-Programm“ eingebunden werden. Ein „Mock-up“ ist ein Vorführmodell, um das Design oder Teilfunktionen eines geplanten Produkts zu demonstrieren. Um ein solches Modell umsetzen zu können, sollen die Ideengeber eine „niedrigschwellige Unterstützung von bis zu 30 000 Euro erhalten“, schlägt KPMG vor. Diese „Mock-up“-Phase „soll höchstens vier Monate dauern“, erläuterte Alkassar. „Dann muss feststehen, ob daraus ein erfolgreiches Geschäftsmodell entstehen kann oder nicht.“ Darüber hinaus soll sich der IT-Inkubator („Brutkasten“), der im Saarland bereits existiert, „weiter professionalisieren und seine Aktivitäten entsprechend ausbauen“, so KPMG. Der IT-Inkubator ist eine Tochter der Max-Planck-Innovation GmbH und der Universität des Saarlandes Wissens- und Technologietransfer GmbH (WuT). Er hat schon mehr als 100 Start-ups und Märkte überprüft und fast 20 Teams dabei geholfen, dass aus ihrer Geschäftsidee ein Unternehmen wurde.
„Saar-Tech-Fonds“ für mehr Startkapital
Die KPMG-Gutachter raten ferner dazu, einen „Saar-Tech-Fonds“ einzurichten. Dafür soll eine so genannte „Seed-Gesellschaft“ gegründet werden. Sie soll dafür sorgen, dass der Samen (englisch Seed) aufgeht und neue Unternehmensblüten viele Früchte bringen. Dieser „Saar-Tech-Fonds“ soll die Möglichkeit bekommen, jungen Firmen eine größere Summe Startkapital zur Verfügung zu stellen. Üblich sind hierbei maximal 750 000 Euro. Dieser Geldtopf, in den in erster Linie privates Kapital fließen soll, soll zunächst ein Volumen von bis zu 25 Millionen Euro haben. Anfangs sind das Land und die Hochschulen mit 15,7 Millionen dabei. Die übrigen zehn Millionen Euro sollen private Investoren beisteuern, deren Anteil wachsen soll.
Die Start-ups sollen in den ersten Jahren eng betreut und geführt werden. Die Investoren sollen die Möglichkeit bekommen, den Firmenaufbau als Gastunternehmer (so genannter „Entrepreneur in Residence“) zu begleiten und auch einzugreifen, wenn Fehlentscheidungen der Gründer-Jungspunde drohen. Neben den Investoren sollen auch so genannte „Venture-Builder“ („Wagnis-Baumeister“) für diese Aufgabe zur Verfügung stehen. Das sind Experten aus verschiedenen Fachgebieten, die den Start-ups bei ihrem Aufbau mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ziel des Ganzen soll nicht nur sein, die jungen Firmen mit dem nötigen Startkapital auszustatten und sie professionell an den Markt zu führen, sondern sie „frühzeitig in einem aktiven und unterstützenden Gründer-Ökosystem einzubinden und so zeitnah eine nachhaltige Standorttreue zu schaffen“, schreibt KPMG.
Hans: Strukturwandel nur mit neuen Unternehmen
Die Investoren sollen jedoch nicht nur das – im Falle eines Erfolgs – rückzahlbare Startkapital zur Verfügung stellen und ihre Schützlinge begleiten dürfen. Sie können sich auch an den Unternehmen beteiligen, für das sie sich engagieren. Um Notar-, Bürokratie- und Gerichtskosten zu sparen, sollen die Geldgeber zunächst über virtuelle Beteiligungen („virtual shares“) mit an Bord genommen werden. Juristisch sind das schuldrechtliche Vereinbarungen. Sie garantieren eine Auszahlung, falls das Unternehmen verkauft oder an die Börse gebracht wird. Wenn das „Seed-Kapital“ nicht ausreicht und eine zweite Finanzierungsrunde ansteht, können diese „virtual shares“ in echte Beteiligungen umgewandelt werden.
Nach Auffassung von Ministerpräsident Hans „können wir den Strukturwandel nur schaffen, wenn neue Unternehmen mit zukunftsweisenden Produkten entstehen, die zahlreiche Arbeitsplätze schaffen“. Ein Sprecher des von SPD-Chefin Anke Rehlinger geführten Wirtschaftsministeriums betonte, dass der „Saar-Tech-Cycle“ „ein interessanter Vorschlag der Staatskanzlei zu einem wichtigen Anliegen ist“. Nach fachlicher Ausarbeitung könne ein solches Vorhaben durchaus erfolgreich sein. „Das Wirtschaftsministerium freut sich auf eine regierungsinterne Vorlage und bietet fachkundige Mitwirkung an“, hieß es.