Tourismus: Viel Arbeit, kein Ertrag Reisebüros sind nur noch Krisenmanager

Saarbrücken/Saarlouis · Kollabiert bald die gesamte Reisebranche? Ab heute sind Reisebüros nur noch telefonisch oder per Mail für ihre Kunden da. Sie arbeiten im Stress-Modus.

 Tourismus mit Mundschutz, hier in London. Selbst damit dürfte es weltweit bald vorbai sein.

Tourismus mit Mundschutz, hier in London. Selbst damit dürfte es weltweit bald vorbai sein.

Foto: dpa/Stefan Rousseau

Am Samstag buchte noch ein einziger Kunde. Gestern keiner mehr. Trotzdem brummt’s in saarländischen Reisebüros wie selten zuvor, alle Mitarbeiter arbeiten am Limit - als Krisenberater, nicht mehr als Verkäufer süßer Urlaubsträume. Seit gestern gilt die weltweite Reisewarnung des Auswärtigen Amtes; Kunden können also kostenlos stornieren. Was für Reisende gut ist, bringt die Reisebüros ökonomisch nun gänzlich ins Trudeln. „Wir geben alles, aber wir arbeiten für nix“, sagt Giannina Backes-Kartes, Inhaberin des Saarlouiser Reisebüros „Hin und weg“. Die Branche lebt von Provisionen. Werden keine Reisen gebucht, was derzeit ohnehin der Fall ist, entfällt die Provision, also Einnahmen. Aber mehr noch: Storniert der Veranstalter, müssen die Reisebüros, obwohl sie bei der Vermittlung Dienstleistungen erbrachten, die Provision zurück überweisen. Was nahezu alle Buchungen bis Ende März/Anfang April betrifft. Denn Kreuzfahrt-Reedereien, Tui, FTI und DER Tour haben ihren gesamten Betrieb eingestellt. Das war Stand gestern. Andere dürften folgen. Alle? „Die Situation ändert sich stündlich“, sagt Kristin Rudolf, Mitarbeiterin bei „Hin und Weg“. Immer mehr Länder würden Einreise-Stopps verhängen, Airlines Flüge absagen, und das weltweit. Hinzu kommen zunehmend Quarantäne-Meldungen, jüngst für drei Hotels in Hurghada (Ägypten) und Hilferufe von gestrandeten Gästen, denen beispielsweise in Vietnam die Einreise verweigert wurde. Wie da den Überblick behalten? Doch genau den erwarten die Kunden, für ihre ganz individuelle Situation. „Es geht nur noch um Problembewältigung und Problembearbeitung, die Belastung hier ist jenseits von gut und böse“, sagt Rudolf. Ihre Chefin hält das nicht für ein Kurz-Zeit-Phänomen. Backes-Kartes rechnet damit, dass auch eine Stornierungs-Welle für die Osterferien-Buchungen kommt - samt dem zweiten Stresstest für die Büros, bis mindestens 17. April.