Buch über Werner Maihofer Ein Vordenker des Sozialliberalismus

Saarbrücken · Der Saarbrücker Seume Verlag hat ein Buch über den Ex-FDP-Minister Werner Maihofer herausgebracht.

 Werner Maihofer war Rektor der Saar-Uni und später Bundesminister. Hier ein Foto von 1972.

Werner Maihofer war Rektor der Saar-Uni und später Bundesminister. Hier ein Foto von 1972.

Foto: dpa/Heinrich_Sanden

„Passagen“ heißt die Buchreihe des Saarbrücker Seume Verlags. Dort stellt Verleger Professor Peter Winterhoff-Spurk „Menschen vor, die Grenzen ausloten und überschreiten“. Mit seinem Freund Reinhold Kopp, früherer Wirtschaftsminister des Saarlandes (1991 bis 1994), war er sich schnell einig, dass Werner Maihofer (1918 bis 2009), langjähriger Professor an der Saar-Universität, Hochschulreformer und Politiker, „ideal in diese Buchreihe passt“. Mit dem Rechtsgelehrten Professor Eberhard Eichenhofer fanden sie einen Co-Autor, „der kenntnisreich die intellektuelle Gedankenwelt Maihofers beleuchtete“, sagt Winterhoff-Spurk. Mehr als ein Jahr haben Eichenhofer und Kopp in ihrer Wahlheimat Berlin an dem Buch gearbeitet. Sie sichteten die umfangreiche Schriftensammlung Maihofers, sprachen mit seinen Töchtern und hatten Einblick in seine Tagebücher. „Ein Leben, das fast ein ganzes Jahrhundert durchmessen hat, in dem Maihofer Umbrüchen, Katastrohen und Ungewissheiten ausgesetzt war“, erinnert Kopp. Heraus kam „die erste umfassende Biografie über diese schillernde Persönlichkeit“ – Titel: Werner Maihofer. Vordenker des Sozialliberalismus. Bei einer Veranstaltung der Stiftung Villa Lessing wurde das Buch erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

„Er glänzte in zahlreichen Rollen“, sagt Kopp. Bekannt wurde Maihofer, der von 1955 bis 1969 als ordentlicher Professor an der Saar-Universität den Lehrstuhl für Rechts- und Sozialphilosophie, Strafrecht und Strafprozessrecht innehatte und von 1967 bis 1969 auch Rektor der Uni war, wegen seines Wirkens als Politiker. 1969 trat er in die FDP ein. „Als maßgeblicher Autor der Freiburger Thesen der FDP im Jahr 1971 legte er die pragmatischen Grundlagen des Sozialliberalismus“, erinnert der Sozialdemokrat Kopp. Doch Maihofer begnügte sich nicht mit dem Aufschreiben seiner Gedanken auf geduldiges Papier. Von 1972 bis 1974 war er Bundesminister für besondere Aufgaben. „In dieser Zeit setzte er die so genannte 76er Mitbestimmung durch, die im wesentlichen bis heute gilt“, sagt Kopp. „Ansätze machte er auch zur Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand als Versuch, zu einer gerechteren Verteilung des Produktivvermögens zu kommen.“

 Von 1974 bis 1978 war er Bundesinnenminister unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Anfangs setzte er auch in diesem Amt Akzente. „Er gestaltete vorausschauend umweltpolitische Maßnahmen, war aktiv in der Kultur- und Sportpolitik und legte den Grundstein für eine bessere polizeiliche Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Ländern“. In dieser Zeit verbreiteten allerdings auch deutsche Terroristen Angst und Schrecken. Notstandsgesetze mussten her – „für den Liberalen eine Zumutung“, so Eichenhofer. „Wie schnell Recht zu Unrecht werden kann, hatte er in der Nazi-Diktatur schmerzvoll erlebt. Das hat ihn geprägt“, sagt Kopps Co-Autor.

Eberhard Eichenhofer, Reinhold Kopp: Werner Maihofer. Vordenker des Sozialliberalismus. Saarbrücken: Verlag J.G. Seume (März 2022). € 22,90. ISBN: 978-3981885071  

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort