Neue Regel für Schulen im Saarland Schulklassen müssen nicht mehr in Quarantäne

Saarbrücken · Ist ein Schüler infiziert, muss seine Klasse in Quarantäne. Das ist ab sofort im Saarland nicht mehr so. Jetzt müssen nur noch die engsten Kontakte in Quarantäne.

 ARCHIV - 12.03.2020, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Stühle stehen in einem Klassenzimmer in einer Grundschule auf den Tischen. Alle Grundschüler in Nordrhein-Westfalen sollen ab dem 11. Mai wieder tageweise in die Schule gehen. Das kündigte das NRW-Schulministerium am Donnerstag in einer Mail an die Schulen an. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Foto: Caroline Seidel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 12.03.2020, Nordrhein-Westfalen, Gelsenkirchen: Stühle stehen in einem Klassenzimmer in einer Grundschule auf den Tischen. Alle Grundschüler in Nordrhein-Westfalen sollen ab dem 11. Mai wieder tageweise in die Schule gehen. Das kündigte das NRW-Schulministerium am Donnerstag in einer Mail an die Schulen an. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet. Foto: Caroline Seidel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Caroline Seidel

Die Quarantäne-Regelung in Schulen ist gekippt. Das teilten St. Wendels Landrat Udo Recktenwald und der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer (SPD) am Dienstag mit. Nach einem Treffen aller Landräte mit Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) und Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) sowie Vertretern aus des Umwelt- und Arbeitschutzministeriums stand fest: „Wir haben die alte Regelung umgekehrt“, wie Recktenwald erklärt. Der Vorschlag sei von Landesseite gekommen, sagt Lauer.

Bisher sieht die Quarantäne-Regelung Folgendes vor: Ist ein Schüler infiziert, schicken die Gesundheitsämter ganze Klassen oder Stufen samt Lehrern in Quarantäne. Dazu ließ sie alle testen. Das sei nicht nötig, versichert Recktenwald. Nun heiße es: Die Klasse geht grundsätzlich nicht in Quarantäne. Natürlich sei er kein Virologe – er und seine  Amtskollegen hätten sich aber mit Experten  ausgetauscht. Sie hätten den Landräten bestätigt, dass es möglich sei, die Kontaktkreise enger zu ziehen, „wenn die Schüler im Unterricht Masken tragen und der Klassenraum regelmäßig gelüftet wird“. Mit anderen Worten: Nur noch die engsten Kontakte sollen in Quarantäne. Die Klassenkameraden sind nur noch Kontaktpersonen der Kategorie II.

Doch wer sind die engsten Kontakte? Banknachbarn? Schulhofrunde? Raucherecke? Das müssen die Gesundheitsämter vor Ort entscheiden. Sie befragen den Schüler, mit wem er engen Kontakt hatte. Dazu prüfen sie, ob die Schüler und Lehrer die Hygieneverordnung in den Klassen eingehalten haben. Dazu müssen diese natürlich dokumentiert sein. Ein Lüftungsprotokoll, Dokumentationspflicht für Mund-Nasen-Schutz. Ist dies nicht der Fall, greift die alte Verordnung. Dann muss die ganze Klasse in Quarantäne. Das muss sie auch, „wenn mehr als ein Infizierter in der Klasse“ auftauche, erklärt Lauer. Das sei bisher aber selten der Fall gewesen. „Das war ja mit ein Grund für uns, zu sagen, wir können hier anders vorgehen. In den Schulen sind keine Infektionsketten entstanden.“ Wenn in einer Klasse mehrere Fälle auftreten, „muss sie gesondert behandelt werden“, so Recktenwald, das sei dann aber Aufgabe „der Gesundheitsämter“.

 Der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer sieht in den Schulen keine Infektionstreiber.

Der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer sieht in den Schulen keine Infektionstreiber.

Foto: Andrew Wakeford/Landkreis Saarlouis

Die sind wegen der Dokumentation auf die Schulen angewiesen. Was aber wiederum auch ein Anreiz sei, sie einzuhalten. „Prävention wird belohnt“, sagt Recktenwald. Wer gut dokumentiert, muss nicht in Quarantäne. „Und kann sein Recht auf Bildung wahrnehmen“, wie Lauer weiß. Das sei ihnen wichtig. Auch die soziale Komponente in der Schule sei wichtig.  Der saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wollen hingegen an der geltenden Quarantäne-Verordnung festhalten. Vor allem in Grund- und Förderschulen. Da dort keine Maskenpflicht.  Der SLLV fordert gemeinsam mit den Grünen und der GEW den Hybridunterricht. Einen Wechsel von Präsenz- und Onlineunterricht lehnte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) am Montag noch ab. Nicht jeder Schüler habe zu Hause die gleichen technischen oder wohnlichen Voraussetzungen, um gut (online) lernen zu können. Dazu seien Eltern, ob alleinerziehend oder nicht, nach diesem Jahr am Ende ihre Urlaubstage angelangt, die Überstunden seien zurückgefeiert. Kurz: Die Familien stünden unter Druck. Daher wolle Streichert-Clivot am Präsenzunterricht so lange es geht festhalten. Ein weiteres Argument der Befürworter  ist, dass Eltern bei einem Hybridunterricht besser Betreuungszeiten planen könnten. Eine Quarantäne hingegen komme eher „plötzlich“, sie sei nicht planbar.

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