Nur großes Chaos Das „Saarvenir“ ist einfach nur peinlich statt gelungen
Meinung | Saarbrücken · Die Tourismuszentrale hat ein Souvenir für das Saarland entwickelt. So, wie es auch andere Bundesländer Touristen mitgeben. Das Ergebnis ist jedoch abschreckend und peinlich.
Man rechnet mit einem spontanen Rache-Auftritt von Jan Böhmermann am Saarland, fühlt sich erinnert an Hape Kerkeling, der als konzertierender Sänger mit einem völlig verunglückten Lied Konzertgäste zu überzeugen versucht (Hurz!) oder sieht sich bestenfalls in einen Loriot-Sketch versetzt. So, wie er auch in einem Theater aufgeführt werden könnte.
Eine verstörende Premiere: Publikum eher verwirrt als begeistert
In einem Theater, dem Theater im Viertel in Saarbrücken, war es dann auch, wo am Donnerstag eine irritierende, zeitweise verstörende Premiere stattfand. In den Hauptrollen: Birgit Grauvogel als Chefin der Tourismuszentrale und Jürgen Barke als Wirtschaftsminister, der zugleich auch Aufsichtsratschef der Tourismuszentrale ist. Schon als sich der Vorhang öffnet, zeichnet sich im Publikum eher Verwirrung als Begeisterung ab. Fragende Gesichter suchen schnell nach dem Sinn des Ganzen. Das „Stück“, das hier aufgeführt wird, trägt den Titel „Saarvenir“. Von einem Happy End sind alle Beteiligten jedoch sehr entfernt.
Es ist die Rede vom Saarland, das nun endlich auch sein Souvenir haben will, damit sich Touristen „wohlwollend“ an ihren Aufenthalt in der Region erinnern. Während jedoch Berlin sein Brandenburger Tor hat, Köln den Dom und Paris den Eiffelturm, ist das saarländische Ergebnis bestenfalls peinlich. Im „Saarvenir“, wie das Souvenir wortspielend heißt, sind gleich acht Sehenswürdigkeiten hineingepresst worden. Von der Saarschleife über das Saar-Polygon bis hin zum Weltkulturerbe. Und natürlich muss auch noch Lyoner rein. Das Ganze gleicht einem großen Chaos – wie ein unaufgeräumtes Zimmer. Fragt sich, wer dieses „Saarvenir“ wohl daheim seiner Familie oder Freunden zeigen will, statt es irgendwo in einer Ecke verstauben zu lassen?
Es zeigt sich einmal mehr: Gut gemeint, ist nicht gleich gut gemacht. Und es ist zugleich typisch für das Saarland: Wieder einmal kann man sich nicht entscheiden, was man wirklich will. Wenn es wenigstens die Saarschleife oder das Saar-Polygon alleine gewesen wären. Aber es ist ähnlich wie in der Politik an der Saar: Es fehlt die Eindeutigkeit, die Vision, ein klarer Leuchtturm, für was das Land künftig eigentlich stehen will. Birgit Grauvogel räumt ein, dass das „Saarvenir“ gewagt ist. So was habe kein anderes Bundesland. Man werde darüber sprechen. Vielleicht besser nicht.