Saartalk von SR und SZ Gesundheitsminister Jung: Müssen vermeiden, „dass Menschen im Saarland hungern oder frieren“

Saarbrücken · Im kommenden Herbst und Winter droht die Corona-Pandemie auch im Saarland auf eine Energiekrise zu treffen. Wie teuer wird das Heizen, was muss die Landesregierung tun, welche Lösungen gibt es? Darum ging es beim ersten Saartalk von SR und SZ nach der Sommerpause.

 Beim Saartalk ging es um die Energiekrise. Armgard Müller-Adams, Chefredakteurin des Saarländischen Rundfunk (Dritte v.r.), und Stefan Herbst, Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung (Erster v.l.), hatten vier Gäste eingeladen (v.l.): Sören Becker vom Uni Klinikum Homburg, Gesundheitsminister Magnus Jung, Jeanne Marie Ailine Dillschneider von Die Grünen Saar und Raphael Schäfer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Hinter der Theke: Jonas Degen.

Beim Saartalk ging es um die Energiekrise. Armgard Müller-Adams, Chefredakteurin des Saarländischen Rundfunk (Dritte v.r.), und Stefan Herbst, Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung (Erster v.l.), hatten vier Gäste eingeladen (v.l.): Sören Becker vom Uni Klinikum Homburg, Gesundheitsminister Magnus Jung, Jeanne Marie Ailine Dillschneider von Die Grünen Saar und Raphael Schäfer, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion. Hinter der Theke: Jonas Degen.

Foto: BeckerBredel

Zeitweise wurde hitzig diskutiert, auch ins Wort gefallen ist man sich am Donnerstagabend im Saartalk. „Teuer, kalt und dunkel? – Was erwartet das Saarland in Herbst und Winter?“ war das Hauptthema, das SR-Chefredakteurin Armgard Müller-Adams und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst mit ihren Gästen live diskutierten. Zu Gast waren der Sozial- und Gesundheitsminister des Saarlandes, Magnus Jung (SPD); der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag, Raphael Schäfer; die Landesvorsitzende der Grünen Jugend Saar, Jeanne Dillschneider und der Infektionsmediziner Professor Sören Becker.

Mit einem Gedankenspiel ging es noch ruhig los. Welche energiepolitische Entscheidung der vergangenen Jahre würden sie rückgängig machen, wollten die Gastgeber als Einstiegsfrage wissen. Dillschneider wählte den Bau von Nord Stream 1. „Wir hätten die erneuerbaren Energien mehr ausbauen müssen. Das haben wir in den vergangenen Jahren verpasst und an der Abhängigkeit von Russland merken wir jetzt auch die Folgen.“ Jung wählte das Ende des Saarkohle-Bergbaus, den man noch einige Jahre länger hätte betreiben können, so wie an der Ruhr. „Dann hätten wir noch etwas länger einen Energiemix gehabt. Das Ende des Saarkohle-Bergbaus kam schneller als geplant und hatte Auswirkungen auf die Energieversorgung in Deutschland“, so Gesundheitsminister Jung.

Dann wurde die Diskussion weniger hypothetisch. Bezüglich der hohen Energiepreise befürchtet Jung, dass die gestiegenen Preise sehr viele Menschen treffen werden und zwar bis weit in die Mittelschicht hinein. „Es braucht ein großes Entlastungspaket, das mittlere und untere Einkommensschichten besonders unterstützt. Es muss vermieden werden, dass Menschen im Saarland hungern oder frieren.“ Dillschneider hält die Gasumlage vom Gedanken her für richtig, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. „Robert Habeck hat richtigerweise gesagt, dass er noch einmal nachsteuert, und diese Selbstkritik erwarten wir ja auch von der Politik“, sagte die Landesvorsitzende der Grünen Jugend Saar.

Schäfer warf der Saar-Regierung vor, sich nicht genug für die Bevölkerung eingesetzt zu haben und verwies auf das zeitgleiche Ende von Tankrabatt und 9-Euro-Ticket. „Die Gasumlage muss weg“, sprach sich der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landtag klar aus. Dillschneider kritisierte daraufhin, dass auch die Union, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene, den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien verpasst habe. „Dies wäre der Weg in die Zukunft“, sagte sie.

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Wäre ein Gaspreisdeckel für den Grundbedarf die Lösung aus Sicht der SPD, fragte SR-Chefredakteurin Müller-Adams SPD-Minister Jung. Beim Gas müsse der Grundbedarf geprüft werden, „dass man dort etwas deckeln kann“, so Jung und bei Kosten über einem gewissen Niveau müsse man höhere Preise zulassen, um Sparanreize zu schaffen. Warum habe die SPD dies noch nicht durchgesetzt, wenn es doch einen überparteilichen Konsens dafür gebe, fragte SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst. „Ob sich dies bei der SPD noch nicht durchgesetzt habe, muss man mal sehen“, sagte Jung. „Die Bundesfraktion tagt ja und diskutiert unterschiedliche Modelle.“

Dillschneider erklärte, das Problem und die Botschaft der Bürger seien recht deutlich. Es gehe auch darum, solidarisch durch die Energiekrise zu kommen. Es gebe verschiedene Instrumente. „Die Gaspreisbremse ist ein richtiges Instrument, man muss natürlich schauen, dass es auch Anreize zum Sparen gibt.“ Beim Thema Energiesparen kritisierte Schäfer, dass die Landesregierung die Kommunen alleine lasse. Jung entgegnete, dass die angekündigte Einsparkampagne in der Vorbereitung sei, in Absprache unter anderem mit der saarländischen Verbraucherzentrale und der saarländischen Armutskonferenz. Schäfer entgegnete, dass man dies sehr genau im Auge behalten werde. „Das ist Ihr gutes Recht“, entgegnete wiederum Jung.

Da die Pandemie im Herbst und Winter ebenfalls eine Rolle spielen wird, kam Infektionsmediziner Professor Sören Becker vom Uniklinikum Homburg in die Runde und teilte seinen aktuellen Standpunkt zum Thema Corona. Man könne nie hundertprozentige Prognosen abgeben. Aber: „Ich denke, dass es aktuell keinen belastbaren Hinweis dafür gibt, dass eine besonders verschlimmernde Corona-Variante auf dem Weg ist.“ Grundsätzlich sei man nach zwei Jahren Pandemie in einer anderen Lage. „Wir kennen die Krankheit sehr viel besser und haben ein besseres epidemiologisches Verständnis.“ Wichtig sei, dass die Menschen persönliche Risiken wie Vorerkrankungen und Alter richtig abwägen.

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