Saar-Umweltministerium stellt Maßnahmenkatalog vor Wie unsere Flüsse sauberer werden sollen

Saarbrücken · 350 Maßnahmen bis 2027 sollen die Gewässer im Saarland sauberer machen. In einem guten bis sehr guten Zustand sind zurzeit nur ein Viertel der Flüsse und Bäche hierzulande.

 Grüne Idyllle an der Nied (hier bei Siersburg) – sie soll bald als Badegewässer zugelassen werden.  

Grüne Idyllle an der Nied (hier bei Siersburg) – sie soll bald als Badegewässer zugelassen werden.  

Foto: rup/RUPPENTHAL

In der Saar schwimmen schon wieder genießbare Fische wie Barsche oder Zander; an der Nied hofft man, bald drittes zugelassenes Badegewässer nach Bostalsee und Losheimer Stausee zu werden. Doch laut Saar-Umweltministerium befinden sich derzeit erst etwa ein Viertel der saarländischen Gewässer in einem guten bis sehr guten Zustand. Bergbaurückstände, eingeleitete Arzneimittel, Reifenabtrieb von Autos, Salze und Plastikmüll machen weiter vielen Gewässern zu schaffen.

Bei einem Livestream zum dritten  Bewirtschaftungsplan der EU-Wasserrahmenrichtlinie hat Umweltminister Reinhold Jost (SPD) jetzt 350 Einzelmaßnahmen für künftig noch sauberere Flüsse und Bäche im Saarland bis zum Jahr 2027 angekündigt. Über die Kosten in wahrscheinlich mehrstelliger Millionenhöhe machte das Ministerium keine Angaben.

„Vor knapp zehn Jahren waren noch 55 Prozent der Flüsse und Bäche im Saarland in einem ganz schlechten Zustand, derzeit sind es nur noch 20 Prozent, und wir liegen damit gut im Bundesvergleich. Aber wird sind noch lange nicht so gut, wie wir es gerne hätten“, sagte Minister Jost. Etwa zwei Drittel der geplanten Maßnahmen zur chemisch-biologischen Verbesserung der Gewässer zielen nach seinen Angaben auf weniger stoffliche Belastung, rund hundert auf bessere Gewässerstrukturen und Durchgängigkeiten für Fische und Kleinlebewesen.

Erste eingeleitete Verbesserungen gab es bereits beim Mandelbach, dem Saubach und dem Brenschelbach. Verbesserungschwerpunkt bei den strukturellen Maßnahmen ist laut Ministerium jetzt die Blies. Bergbaufolgemaßnahmen konzentrieren sich mehr auf die mittlere Saar, Kläranlagenumrüstungen eher auf die Prims. Mehr im Westen, an der unteren Saar, haben die Gewässer dagegen schon jetzt einen recht guten Zustand erreicht, hieß es. Das Teuerste für mehr Wassergüte künftig: Da es im Saarland noch etliche veraltete Teichkläranlagen gibt, müssen 48 Kläranlagen des Projektpartners Entsorgungsverbandes Saar (EVS) in den nächsten Jahren nachgerüstet, optimiert oder neu gebaut werden, unter anderem mit einer vierten Reinigungsstufe zur Beseitigung von Spurenstoffen durch Reinigungsmittel, Pflanzenschutzmittel und Medikamente. Um dafür die Gebührenschraube nicht zu sehr nach oben zu drehen, setzt das Land alleine mehr als zehn Millionen Euro aus seinem Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen“ ein.

30 Maßnahmen gelten der künftigen Trennung von sauberem Regen- und Schmutzwasser, wie sie die EU-Richtlinie vorschreibt. „Wir wollen auch kommunale Förderprogramme zur Regenwassernutzung und Versickerung bezuschussen“, sagte Jost: „Und wir holen die Bürger dabei mit ins Boot“. Alle Städte und Gemeinden im Land sollten sich daran beteiligen. Neun Millionen Euro Landesmittel stünden dafür zu Verfügung. „Daneben gibt es Maßnahmen und Beratungen im Bereich der Bergbaufolgen“ –  mit Fördersätzen bis zu 95 Prozent. Dort, wo an den Gewässern keine Bäume und Büsche wachsen, soll an den Böschungen ein Gehölzsaum aufgebaut werden, um angeschwemmte Stoffe aufzuhalten. Als bereits gelungenes  Beispiel dafür nannte Jost dabei – auch mit Dank an die Angler- und Fischereiverbände im Land – den Mutterbach im Raum Kirkel. „Mit der Grundwassergewinnung und Trinkwasserversorgung haben wir weiterhin keine Probleme“, versicherte Jost: „Wir haben jedes Jahr mehr Grundwasser, das sich nachbildet, als entnommen wird“. Es werde niemandem das Wasser abgegraben, auch nicht von kommerziellen Nutzern. Wenn es wegen Hitze und Dürre in Forst- und Landwirtschaft zu Schwierigkeiten komme, dann liege das immer nur an fehlender Oberflächenfeuchte.

Dem Livestream des Umweltministeriums folgten  neben Vertretern des Städte- und Gemeindetages und der Umweltverbände BUND und Nabu am Mittwochabend auch mehr als 30 Angler, Fischer und interessierte Bürger, die sich mit Vorschlägen für ihre Gewässer vor Ort einmischten. „Gute Gewässerqualität heißt nicht zwangsläufig, dass die Gewässer zum Baden geeignet sind oder werden“, schränkten Minister Jost und seine Mitarbeiter ein. Und zum Thema Angeln und Fische aus der Saar hieß es: „Zander, Hecht und Barsch sind aus der Saar bedenkenlos verzehrbar. Bei fettreichen Fischen wie Weißfischen oder Welsen wird vom Verzehr abgeraten, da sie mit Schadstoffen wie PCB belastet sein können.“

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