Jahrelange Rechenfehler im Statistischen Landesamt Landesregierung will bis Oktober korrekte Daten zum CO₂-Ausstoß vorlegen
Saarbrücken · Jahrelang wurden im Statistischen Landesamt die Bilanzen zum Treibhausgas-Ausstoß im Saarland falsch berechnet. Offenbar wurde eine Rechenformel falsch angewendet. Bis Ende Oktober sollen nun die korrekten Daten vorliegen. Die Rechenfehler könnten sich auch auf die Klimaschutzziele des Saarlandes auswirken.
Die saarländische Landesregierung will bis Ende Oktober korrekte Daten zum Treibhausgas-Ausstoß im Saarland vorlegen. Das hat das dem Finanzministerium unterstellte Statistische Landesamt (StaLa) am Freitag vor dem Umweltausschuss des Landtages angekündigt. In der vergangenen Woche war nach Recherchen und Berichten unserer Zeitung bekannt geworden, dass alle offiziellen Daten der Landesregierung zum CO₂-Ausstoß und Energieverbrauch nachweislich falsch sind. Dem Statistischen Landesamt waren über mehrere Jahre bei der Zusammenstellung der CO₂- und Energie-Bilanzen Rechenfehler unterlaufen. Laut StaLa wurde unter anderem eine Rechenformel falsch angewendet.
CO₂-Daten im Saarland werden komplett neu berechnet
Bei Recherchen der Saarbrücker Zeitung waren im August unter anderem Unstimmigkeiten mit Blick auf die offiziellen Zahlen zum CO₂-Ausstoß der saarländischen Stahlindustrie aufgefallen. Die Daten der Industrie und die des Landes unterschieden sich um mehrere Millionen Tonnen. Das Finanzministerium veranlasste daraufhin im August eine Überprüfung der Daten der Landesregierung, die sich dann als falsch herausstellten.
Das Statistische Landesamt des Saarlandes berechnet die Daten nun neu und wird dabei von Experten des Länderarbeitskreises (LAK) Energiebilanzen unterstützt. Dabei kommt nun auch ein Berechnungsmodell zum Einsatz, das der LAK den Ländern schon seit 2015 zur Verfügung stellt. Dieses wurde bisher im Saarland aber nicht genutzt und stattdessen laut StaLa „manuell“ berechnet.
Fehler sollen in Zukunft vermieden werden
Durch die Rechenfehler kann das Saarland nun aktuell nicht auf Daten zum CO₂-Ausstoß zurückgreifen, und es ist nicht bekannt, wie viele Tonnen Treibhausgase im Saarland emittiert werden. Nach SZ-Informationen steht das Saarland in Sachen Treibhausgasausstoß aber besser da, als durch die falschen Daten anzunehmen war. Die fehlerhaften CO₂-Bilanzen waren die Grundlage für das im August beschlossene saarländische Klimaschutzgesetz.
„Shit happens“, kommentierte der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Roland Theis, das Daten-Debakel beim Statistischen Landesamt. „Es ist nachvollziehbar, dass bei der Berechnung der Bilanzen auch einmal etwas schief gehen kann“, so Theis. Wichtiger sei nun die Frage, welche Folgen die Fehlberechnung habe. „Wenn sich die Datengrundlage ändert, muss sich der Gesetzgeber die Frage stellen, ob das Klimaschutzgesetz geändert werden muss“, so Theis. Die SPD-Landesregierung hatte ihre im Vergleich zur Bundesregierung wenig ambitionierten Klimaschutzziele mit den in der Vergangenheit besonders schlechten – aber falschen – CO₂-Bilanzen gerechtfertigt.
„Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Wichtig ist jetzt, dass diese von Statistischen Landesamt sorgfältig aufgearbeitet werden“, so die Sprecherin der SPD-Fraktion für Klimaschutz, Kira Braun. Aktuell würden im StaLa Vorkehrungen getroffen, um solche Fehler künftig zu verhindern, so Braun.