Konzept „LSMS 2.0“ „Digitale Teilhabe für alle“ an den saarländischen Schulen?

Saarbrücken · Bis zum Schuljahr 2022/23 sollen fast alle saarländischen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte mit Tablets oder Laptops ausgestattet sein. Das Programm heißt „LSMS 2.0“, und einer der Köpfe dahinter befürchtet noch den „einen oder anderen Holperer“.

 Die Schulen des Saarlands sollen weiter digitalisiert werden.

Die Schulen des Saarlands sollen weiter digitalisiert werden.

Foto: dpa/Marijan Murat

Eine „Herkules-Aufgabe“ nennt es Patrik Lauer (SPD), Vorsitzender des Saarländischen Landkreistages  – und er übertreibt nicht. Um den Aufbau der „Landesweiten Systematischen Medienausleihe Saar (LSMS 2.0)“ geht es: die flächendeckende Ausstattung von Schülerinnen und Schüler, aber auch von Lehrerinnen und Lehrern, mit Tablets, Laptops, also mobilen Endgeräten, sowie digitalen Lerninhalten. Bis zum Schuljahr 2022/23 sollen alle Schülerinnen und Schüler an saarländischen Schulen ab der Klassenstufe drei über ein Endgerät verfügen – als Teil der schulischen Schulbuch/Medienausleihe.

Am Freitag haben die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) und Patrik Lauer das Konzept „LSMS 2.0“ vorgestellt, eine Zusammenarbeit von Ministerium und den Landkreisen als Schulträger; sie soll laut Streichert-Clivot „eine digitale Teilhabe für alle“ garantieren.

So soll das Ganze funktionieren

Nach den Sommerferien zum Schuljahresbeginn 2021/22 startet der „Rollout“. Laut Ministerium werden 8300 Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen, an Gemeinschaftsschulen wie Gymnasien, Tablets oder Laptops erhalten, dazu aufgespielte digitale, aber auch analoge Medien, sprich: gedruckte Unterlagen und Lerninhalte. In den Herbstferien werden alle Lehrerinnen und Lehrer mit leihweisen Endgeräten ausgestattet und erhalten eine eigene personalisierte Mail-Adresse für die leichtere Kommunikation im Rahmen der Bildungscoud OnlineSchule Saar (OSS). Zusätzlich zu „LSMS 2.0“ soll die Verwaltung der saarländischen Schulen vereinheitlicht und vernetzt werden – für Streichert-Clivot ein „Meilenstein“, der eine viel bessere Kommunikation erlaube.

Ab Dezember 2021 sollen dann die weiteren Jahrgänge Tablets und Laptops erhalten – zum Schuljahresbeginn 2022/23  soll der „Rollout“ beendet sein, wenn 90 000 Schülerinnen und Schüler mit Endgeräten und Medien versorgt sind. Die Kosten für die Anschaffung der Geräte, die die Landkreise und der Regionalverband  Saarbrücken organisieren, wird das Land tragen: Laut Bildungsministerium stehen dafür 50 Millionen Euro im Landeshaushalt bereit.

Wer kümmert sich um die Technik?

Mit dem Bereitstellen von Technik ist es nicht getan – wer kümmert sich um die Wartung der Geräte oder um technische Probleme, die den Unterricht gefährden? Hierzu wird es „Kompetenzzentren für Medien- und Schulbuchausleihe sowie Administration, Wartung und Support“ (Komsa) geben – rund 40 IT-Stellen sollen dafür neu geschaffen werden. Bis 2024 will das Land die Komsa-Einrichtung (in der Regie der Landkreise) mit mehr als acht Millionen Euro aus dem „Digitalpakt Schule“ finanzieren.

Verpflichtende Fortbildungen?

Für die Lehrkräfte werden seit einiger Zeit Digital-Fortbildungen am Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) angeboten und auch laut Streichert-Clivot „rege angenommen“. Eine Erfahrung des Homeschooling-Unterrichts während des Lockdowns war, dass nicht alle Lehrkräfte gleichermaßen problemlos mit digitalen Medien umgehen können – werden die Fortbildungen deshalb möglicherweise verpflichtend sein? „Nein“, sagt die Ministerin, das sei nicht möglich. Aber die Erwartungen seitens der Eltern, Schülerinnen und Schüler an das digitale Lernen seien in der Lockdown-Zeit „enorm stark gestiegen“, da käme „keine Schule mehr drumrum“. Und für angehende Lehrkräfte wäre der Umgang mit digitalen Inhalten und Geräten ohnehin Teil der Ausbildung.

Langsames Internet?

Dass das Internet nicht in allen Teilen des Saarlands schnell ist, ist bekannt – bis einschließlich 2022 sollen alle Schulen an das Glasfasernetz angeschlossen sein. Lauer schätzt, dass es bis 2024 dauern könnte, bis die letzte Schule im Saarland digitalisiert sei. Deshalb gebe es bis dahin die digitalen Lerninhalte auch in analoger Form – also ganz klassisch gedruckt. Zudem bedeute die Digitalisierung an der Schule auch nicht, „den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu sitzen“, sagt Streichert-Clivot, sondern sie sei eine zusätzliche Facette des Unterrichts. Die Klassen eins und zwei würden ohnehin nicht mit Endgeräten ausgestattet, zu früh sei das und stehe dem Schreibenlernen im Weg. Auch würden die digitalen Medien die klassisch gedruckten Bücher in der Schulbachausleihe nur ergänzen, aber nicht ersetzen.

Am Angang von „LSMS 2.0“ werde es den „einen oder anderen Holperer geben“, sagt Lauer, der Plan sei eben sehr ambitioniert. Aber wenn er aufgehe, dann sei man bei Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung „einigen anderen, reicheren Bundesländern um einiges voraus“.

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