Gesundheitsamt bittet um Mithilfe Corona-Kontaktnachverfolgung kommt im Saarland an ihre Grenze - was tun?

Saarbrücken/Berlin · Die Fallzahlen steigen, das Gesundheits­amt in Saarbrücken wirbt um Hilfe Infizierter bei der Kontaktverfolgung. Schul-Quarantänen könnten gelockert werden.

 Klassen müssen in Quaratantäne, aber viele andere Kontakte entgehen den Gesundheitsämtern.

Klassen müssen in Quaratantäne, aber viele andere Kontakte entgehen den Gesundheitsämtern.

Foto: dpa/Marijan Murat

Angesichts steigender Corona-Zahlen und einer zurückgehenden Mitarbeit der Bevölkerung stoßen die Behörden bei der Kontaktnachverfolgung von Infizierten offenbar bereits wieder an ihre Grenzen. „Wir müssen akzeptieren, dass die Kontaktnachverfolgung nicht mehr diesen hohen Wirkungsgrad hat wie noch vor einem Jahr“, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes im Regionalverband Saarbrücken, Alexander Birk, der SZ. Es sei „utopisch“, dass das Amt alle Infektionswege zurückverfolgen könne. Er sieht es nach eigenen Wort dagegen als praktikabel an, künftig nur noch die häuslichen Kontakte von Infizierten in Quarantäne zu versetzen. Alle anderen Kontakte könnten von dem Corona-Infizierten selbst informiert werden. Der Fokus des Amtes müsse auf den Schulen, Kitas, Pflegeheimen und Kliniken liegen.

Während den Ämtern viele Infizierte und Kontakte im Alltag ganz entgehen, schickten sie im Saarland in der ersten Schulwoche 169 Kinder wegen einzelner Fälle in Klassen in zweiwöchige Isolation. Birk verteidigte diese rigiden Maßnahmen mit Vorgaben des RKI, an die man gebunden sei. Er forderte aber, auf Landesebene andere Konzepte zu entwickeln „Wir können es uns nicht leisten, die Kinder immer 14 Tage in Quarantäne zu stecken“, sagte er.

Die Quarantäne an Schulen ist an diesem Montag auch Thema bei einer Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern. Nach einer Beschlussvorlage sollen dabei die Regeln für Schulen, von denen einzelne Länder schon jetzt abweichen, auch bundesweit gelockert werden. Dem Dienst „Business Insider“ zufolge soll demnach bei einem einzelnen Corona-Fall nicht die ganze Klasse oder Kita-Gruppe in Quarantäne gehen, sondern nur enge Kontaktpersonen. Diese könnte zudem nach fünf bis sieben Tagen mit einem negativen Test aus der häuslichen Isolation entlassen werden. Derzeit ist ein Freitesten der Schulkinder von der 14-tägigen Isolation nicht möglich.

Schon ab dieser Woche gilt in Rheinland-Pfalz bei Fällen in Kitas, dass zwar direkt die gesamte Gruppe in Quarantäne muss. Mit negativem PCR-Test können Nicht-Infizierte die Kita aber sofort wieder besuchen.

Auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek plädierte dafür, die Quarantäne für Kinder durch eine kluge Teststrategie zu verkürzen. Die Länder müssten sich hier auf eine „klare Linie“ verständigen, den Gesundheitsämtern aber auch „notwendige Spielräume im Einzelfall“ lassen, sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

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