Anküdnigung von Wirtschaftsminister Jürgen Barke Wasserstoff-Strategie im Saarland soll überarbeitet werden – das ist geplant

Saarbrücken · Durch künftig steigende CO2-Preise hängt der wirtschaftliche Erfolg energieintensiver Unternehmen im Saarland von der Umstellung auf Wasserstoff als Energieträger ab. Davon ist Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) überzeugt und kündigt eine Überarbeitung der Wasserstoff-Strategie des Saarlandes in enger Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft an.

 Bis 2027 soll in der Grenzregion Saarland-Lothringen-Luxemburg ein kleines eigenständiges Wasserstoffnetz entstehen.

Bis 2027 soll in der Grenzregion Saarland-Lothringen-Luxemburg ein kleines eigenständiges Wasserstoffnetz entstehen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Es geht um den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Zukunft der Wirtschaft im Saarland. „Alleine durch Strom aus erneuerbaren Energien werden wir den Energiehunger der Wirtschaft nicht stillen können“, ist Jürgen Barke (SPD), Wirtschafts- und Energieminister des Saarlandes, überzeugt. „Daher ist der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft alternativlos“, sagte der Minister am Dienstag vor Journalisten in der Landespressekonferenz.

Wasserstoffausbau muss im Saarland bis 2027 gelingen

Eine Mammutaufgabe, die schnell erledigt werden muss. Denn ab 2027/2028 will die Stahlindustrie im Saarland schrittweise weg von der CO2-intensiven Produktion von Stahl mit Kokskohle hin zu einer klimafreundlicheren Herstellung mit Wasserstoff. Alleine 120 000 Tonnen des Gases wird die Stahlindustrie an der Saar nach Angaben der Wasserstoffagentur Saar dafür im Jahr brauchen. Die für das Gas benötigten Herstellungsanlagen (Elektrolyseure) sowie das angedachte Versorgungsnetz in der Großregion Luxemburg, Lothringen, Saarland sind erst in der Planung oder Genehmigung.

Eine Garantie geben, dass dieses Produktion- und Verteilnetz bis zur Umstellung der Stahlindustrie steht, will Wirtschaftsminister Barke nicht. „Eine Garantie zu geben auf einen bestimmten Zeitpunkt, würde ich für fahrlässig halten. Das würde auch den Prozess des rechtlichen Gehörs aller Betroffenen in einem transparenten Verfahren nicht gerecht werden“, so der Minister nicht zuletzt mit Blick auf eine Bürgerinitiative im Wallerfangerer Ortsteil Oberlimberg, die sich gegen der Bau einer geplanten Wasserstoffpipeline im deutsch-französischen Grenzgebiet einsetzt. Allerdings schreite der Markthochlauf der Wasserstoffwirtschaft in der Großregion mit hoher Geschwindigkeit voran, so Barke. Wichtige Meilensteine seien erreicht, für die geplanten Großprojekte lägen Förderbescheide vor. Kurz: Minister Barke ist davon überzeugt, dass es gelingen kann, bis 2027 ein sogenanntes Wasserstoff-Inselnetz in der Region aufzubauen, bevor das Saarland bis 2032 an das nationale Wasserstoffnetz angeschlossen werden soll.

Wer macht den Stahl im Saarland grün?​
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Wer macht den Stahl grün?

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Foto: Robby Lorenz

Gespräche mit französischem Energieministerium im Herbst

Die CDU-Fraktion im Saar-Landtag hatte zuletzt kritisiert, die saarländische Landesregierung setze sich zu wenig für eine schnelle Wasserstoffproduktion im grenznahen Carling ein, von wo ein großer Teil des im Saarland dringend benötigten Energieträgers ab Ende 2026 kommen soll. Barke widerspricht. Mit den französischen Entscheidern stehe man im guten Austausch. Für Ende November sei die Landesregierung zusammen mit den in Carling tätigen Unternehmen, aber auch mit der saarländischen Stahlindustrie und dem Energieunternehmen Steag zu Gesprächen ins Pariser Energieministerium eingeladen.

Saarland überarbeitet Wasserstoffstrategie zusammen mit Unternehemen

Aktuell macht sich die saarländische Landesregierung an die Überarbeitung ihrer Wasserstoff-Strategie aus dem Jahr 2021. „Um den Hochlauf weiter zu bestärken und die praktische Umsetzung zu forcieren, wollen wir in enger Kooperation mit der Wasserstoffagentur die Wasserstoffstrategie in einem gestaffelten Strategieentwicklungsprozess fortschreiben und diesen nach Möglichkeit im ersten Halbjahr 2025 abschließen. Dabei stehen zwei zentrale Fragen im Mittelpunkt: Was können die Unternehmen selbst tun? Wo kann die Landesregierung unterstützen?“, so Barke. Ein Treffen mit 130 Vertreterinnen und Vertretern der regionalen Wasserstoffwirtschaft und Unternehmen soll am Dienstagabend stattfinden. Das Ziel: „Wir wollen uns mit den betroffenen Unternehmen, den Begünstigten der Wasserstoffstrategie sehr gut absprechen, damit die Umstellung auf Wasserstoff ressourcenschonend in die Umsetzung gehen kann“, so der Wirtschaftsminister.

Barke: Ohne Wasserstoff „ruinöse finanzielle Auswirkungen“ für energieintensive Unternehmen

Gerade für energieintensive Unternehmen im Saarland gelte es nun, in eine Umstellung auf Wasserstoff zu investieren. Viele Unternehmen im Saarland setzten im Moment noch auf fossile Energieträger wie Gas oder Öl. „Diese Unternehmen werden – vor dem Hintergrund der Klimaneutralität, aber auch der CO2-Preis-Entwicklung – an einen Punkt kommen, wo sie ganz schnell von dieser fossilen Route weg müssen, bevor es ruinöse finanzielle Auswirkungen haben wird“, sagt Barke.

Hoher Bedarf ab 2035 prognostiziert

Einen Bedarf für eine Versorgung mit Wasserstoff angemeldet haben im Saarland nach Daten der Wasserstoffagentur bereits 33 Unternehmen an 55 Standorten. Die Wasserstoffagentur rechnet auf dieser Grundlage aktuell mit einem Bedarf von bis zu 350 000 Tonnen Wasserstoff ab dem Jahr 2035 im Saarland. Allerdings nur, wenn es gelingt, den Wasserstoff zu einem Preis von höchstens fünf Euro das Kilo herzustellen. Sonst ist die Umstellung für die Unternehmen nicht rentabel. Aktuell liegen die Produktionskosten für ein Kilo Wasserstoff bei über 10 Euro, so die Wasserstoffagentur. Der Bedarf der saarländischen Wirtschaft wird auch durch das geplante regionale Inselnetz nicht gedeckt werden können. Dafür ist ein Anschluss an das nationale Verteilnetz, geplant ab 2032, notwendig.