Kosten steigen immer weiter Verband warnt vor „Kosten-Tsunami“ bei der Pflege im Heim – rund 12 000 Bewohner im Saarland betroffen

Berlin/Saarbrücken · Eine staatliche Kostenbremse sollte Pflegebedürftige beim Eigenbeitrag zur Heimpflege entlasten. Doch der Effekt verpufft, kritisieren Experten – und warnen vor noch extremeren Kostensteigerungen.

Saarland: Kosten für Pflegeheim steigen immer weiter - Verband warnt
Foto: dpa/Jens Büttner

Trotz der am 1. Januar in Kraft getretenen Kostendämpfungsmaßnahmen der Bundesregierung müssen Pflegeheimbewohner in Deutschland immer höhere Beträge zuzahlen – auch die rund 12 000 Heimbewohner im Saarland. Wie aus einer am Mittwoch in Berlin vorgelegten Statistik des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) hervorgeht, lagen die Eigenanteile am 1. Juli – ohne Zuschläge – bei bundesweit durchschnittlich 2248 Euro im Monat. Am 1. Januar hatten sie noch 2179 Euro betragen. Die höchsten Eigenbeiträge waren in Baden-Württemberg mit 2619 Euro fällig. In Nordrhein-Westfalen waren es 2587 und im Saarland auf Platz drei 2537 Euro – 20 Euro mehr als vor der Reform zum 1. Januar. Inklusive der neuen Zuschüsse waren für saarländische Heimbewohner etwa im ersten Jahr 2483 Euro fällig.

Seit Langem liegt das Saarland beim Eigenanteil an der Spitze der Bundesländer. Experten verweisen dabei auf vergleichsweise höhere Personalschlüssel und Faktoren wie eine Ausbildungsumlage. Die noch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in die Wege geleitete kleine Pflegereform hatte den Entlastungszuschlag für Pflegeheimbewohner beschlossen, der mit der Pflegedauer steigt: Der Eigenanteil für die reine Pflege soll so im ersten Jahr im Heim um fünf Prozent sinken, im zweiten um 25, im dritten um 45, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent.

Doch laut vdek verpufft dieser Entlastungseffekt vor allem bei kurzer Aufenthaltsdauer. So mussten Pflegebedürftige im ersten Heimjahr am 1. Januar im Bundesschnitt 2133 Euro zahlen, am 1. Juli 2200 Euro. Grund seien die stark steigenden Kosten für einen Pflegeplatz, darunter die Refinanzierung gestiegener Löhne und steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten.

Die Pflegeversicherung zahlt nur einen Teil der Heimkosten. Den Eigenanteil für Pflege, Unterkunft, Verpflegung sowie Investitionskosten müssen die Pflegebedürftigen zahlen, beziehungsweise ihre Angehörigen oder der Sozialhilfeträger. „Bei so hohen Eigenanteilen bleibt Pflegebedürftigkeit ein Armutsrisiko“, kritisierte die vdek-Vorsitzende Ulrike Elsner. Sie forderte eine „nachhaltige politische Lösung“. Ähnlich äußerten sich Sozialverbände.

Der Arbeitgeberverband Pflege, der private Anbieter vertritt, warnte angesichts der Inflation vor drastischen Kostensteigerungen in Altenpflegeheimen. Pflegebedürftigen, ihren Familien und den Kommunen drohe ein „Kosten-Tsunami“, wenn die Regierung nicht gegensteuere, erklärte Verbandschef Thomas Greiner. Steigerungen könnten sich auf 600 bis 1000 Euro pro Monat summieren. Nötig seien ein Pflegegipfel und ein Inflationszuschuss des Bundes.