Hitzige Debatte über kulturelle Aneignung Saar-CDU kritisiert Ravensburger nach Verkaufsstopp von Winnetou-Büchern – auch Grünen-Politikerin äußert sich

Saarbrücken · „Der junge Häuptling Winnetou“ sorgt dieser Tage für Aufsehen und erhitzte Gemüter – vor allem in den Sozialen Medien. Der Grund: Die Firma Ravensburger hatte entschieden, mehrere Kinderbücher wegen Rassismus-Vorwürfen aus dem Verkauf zu nehmen. Nun schalten sich die Saar-CDU und die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Saarbrücker Stadtrat in diese Debatte mit ein.

Saarland: CDU kritisiert Verkaufsstopp von Winnetou-Büchern
Foto: dpa/Marc Reimann

In der Rassismus-Debatte um Winnetou-Bücher hat die Saar-CDU dazu gemahnt, Diskussionen zuzulassen. In einer Mitteilung der Partei heißt es: „Radikale – in diesem Fall linksradikale – Minderheiten behaupten,  die Winnetou-Geschichten seien rassistisch.“ Diese Meinung sei als solche auch zu tolerieren. „Nicht akzeptabel ist aber, diese Meinung zum Maßstab zu nehmen, um den Zugang zu Büchern und Filmen einzuschränken.“

Auslöser der Debatte war die Entscheidung des Verlags Ravensburger, Winnetou-Bücher aufgrund von Protesten in den sozialen Medien aus dem Programm zu nehmen. Hierbei ging es unter anderem um den Vorwurf klischeehafter Darstellung amerikanischer Ur-Einwohner.

„Die mittlerweile reflexhafte Unterstellung rassistischer Darstellungen oder der sogenannten ‚kulturellen Aneignung‘ werden zunehmend zu einem Problem für die öffentliche Debatte in Deutschland“, sagte CDU-Generalsekretär Frank Wagner. „Nur wenn die verschiedenen Sichtweisen auf ein Werk ausgetauscht werden können, kann daraus ein Lernprozess und eine korrekte Einordnung des Werks entstehen. Der Öffentlichkeit aber wie im Fall Ravensburger proaktiv etwas vorzuenthalten ist aus unserer Sicht klar der falsche Weg und sorgt in der Bevölkerung zu Recht für Verärgerung.“

„Wenn der Ravensburger-Verlag vor radikalen Ideologen einknickt, dann ist das traurig genug, sagte Stefan Rabel, Referent für Grundsatzfragen der CDU Saar. „Es sollte aber nicht dazu führen, dass ein solche Reaktion zum Standard wird.“

Grünen-Politikerin Jeanne Dillschneider: „Rassismus hat Kultur“

Auch die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Saarbrücker Stadtrat, Jeanne Dillschneider, äußerte sich auf ihrem Instagram-Kanal zur Debatte. „Winnetou - Kulturgut oder Rassismus? Die Wahrheit ist: Rassismus hat Kultur. Ich verstehe, warum man ungern geliebte Werke in so einem Licht sieht. Aber Rassismus zu verlernen ist unsere Verantwortung als Gesellschaft. Wir können entscheiden, ob wir andere weiter bewusst verletzen oder eben nicht“, schreibt Dillschneider.

Dass ein Verlag eine freie Entscheidung treffe, habe erst mal nichts mit einem Verbot zu tun. Dillschneider wäre froh, wenn mehr Menschen reflektieren würden, was genau in dem Buch „problematisch“ sei, statt wieder „Cancel Culture zu schreien“.

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