Saar-Kassenärzte fürchten Praxissterben „Gesundheitsdörfer“ sollen junge Ärzte locken

Saarbrücken · Saar-Kassenärzte legen neuen Versorgungsbericht vor. In den kleinen Gemeinden droht Ärztemangel.

 Dr. Gunter Hauptmann von der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes   Foto: Iris Maurer

Dr. Gunter Hauptmann von der Kassenärztlichen Vereinigung des Saarlandes Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Was ist zu tun, wenn die letzten Hausärzte aus Altersgründen ihre Praxen in den saarländischen Dörfern aufgeben und sich kein junger Nachfolger findet? Die Kassenärztliche Vereinigung des Saarlandes (KVS), angeführt von Sanitätsrat Dr. Gunter Hauptmann, weiß Rat. In ihrem neuen „Versorgungsbericht 2019“, den die KVS am Mittwoch vorlegte, werden „Gesundheitsdörfer“ als Zukunftsmodell gepriesen. Also ein „Dorf im Dorf“ zu schaffen, lautet das Credo der KVS. Dieses Konzept ziele darauf ab, die medizinische Versorgung im Zentrum einer Gemeinde in einem „Gesundheitsdorf“ zu bündeln, damit alle Einrichtungen binnen kurzer Zeit für die Bevölkerung, aber auch für die praktizierenden Mediziner zu erreichen seien, betonte die KVS. „Im Gesundheitsdorf integriert wären Ärzte, Apotheken, Rehabilitationseinrichtungen, Wohnungen, Kindergärten, Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Spielplätze, Fitness- und Freizeitmöglichkeiten“, heißt es in dem Bericht. Das Konzept trage dazu bei, dass die medizinische Versorgung aufrechterhalten werde, da Anreize für junge Mediziner geschaffen würden, sich in eher ländlichen Gemeinden niederzulassen. Zudem seien keine langen Wege mehr erforderlich. Alle „zentralen Einrichtungen“ seien an einem Ort gebündelt, was der Tatsache der alternden Bevölkerung Rechnung trage. „Die Wettbewerbsfähigkeit mit lokalen, regionalen und nationalen Gemeinden um Mediziner und Fachkräfte wird ebenfalls verbessert“, heißt es wörtlich. Damit stellt sich die KVS dem immer heftiger ausgefochtenen Wettbewerb um Ärzte, vor dem Hintergrund zurückgehender Medizinstudienplätze in Deutschland und der kaum vorhandenen Bereitschaft von auswärtigen Medizinstudenten an der Saar-Uni in Homburg, nach dem Studienabschluss die berufliche Zukunft im Saarland aufzubauen.

Die KVS sieht in den „Gesundheitsdörfern“ das Modell für eine gesunde Zukunft der alternden Saar-Dörfer. In diesen „Gesundheitsdörfern“ könnten neue Arbeitsplätze geschaffen und somit der wirtschaftliche Standort gestärkt werden, betonen die Kassenärzte in ihrem Bericht. Und die KVS ist zudem überzeugt davon, mit ihrer „Dorf im Dorf“-Idee bei den Dorfbewohnern offene Türen einzurennen „Von einer Akzeptanz der Bevölkerung ist ebenfalls auszugehen, da diese durch das Konzept eines Gesundheitsdorfes Vorteile generieren können“, so die KVS-Berichterstatter. Diese Punkte führten dazu, dass die „Attraktivität einer Gemeinde“ steige.

Dabei setzen die Kassenärzte zudem auf das von Wirtschaftswissenschaftlern so genannte „Employer branding“ (deutsch: Arbeitgebermarkenbildung). Diese Maßnahme zur Attraktivitätssteigerung für Mediziner und andere Fachkräfte böten den Lebenspartnern von Medizinern und Fachkräften, wenn diese sich in einer Gemeinde niederließen, ebenfalls Jobs. Zudem sei die Kinderversorgung der jungen Arztfamilien gesichert. Die KVS ruft jetzt die Saar-Kommunen zum Umdenken auf.

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