Corona-Impfstoff Saarländische Experten skeptisch bei Impfstoff aus Russland

Moskau/Saarbrücken/Homburg · Im Eiltempo hat Russland einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Auch Experten aus dem Saarland warnen vor den Risiken.

 Als erstes Land der Welt hat Russland einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Der Wirkstoff ist unter dem Namen „Gam-COVID-Vac Lyo“ in einer Datenbank für klinische Studien registriert.

Als erstes Land der Welt hat Russland einen Impfstoff gegen das Coronavirus zugelassen. Der Wirkstoff ist unter dem Namen „Gam-COVID-Vac Lyo“ in einer Datenbank für klinische Studien registriert.

Foto: dpa/Alexander Zemlianichenko Jr

Sensationeller Erfolg oder gefährliches Vorpreschen – als was sich die weltweit erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in Russland erweisen wird, ist noch völlig offen. Ein „hochriskantes Experiment am Menschen“ nennt der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, das Vorgehen von Präsident Wladimir Putin. Und auch Experten aus dem Saarland haben Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen. „Impfstoff-Kandidaten hat man schnell. Da sind aber auch noch die dabei, die große Nebenwirkungen haben“, warnt Professor Rolf Müller, geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland. Deshalb sei es verwunderlich, dass das Präparat zugelassen wurde, ohne wie sonst üblich Tausende Probanden auf Nebenwirkungen zu testen. Dr. Jürgen Rißland, Leitender Oberarzt der Virologie am Universitätsklinikum in Homburg, sieht das ähnlich: „Man kann davon ausgehen, dass wichtige Grundeigenschaften des Impfstoffs bei den üblichen Versuchsreihen und Tests nur festgestellt werden, wenn mindestens mehrere Zehntausend Probanden in diese Studien eingebunden sind.“ Tests an Menschen begannen in Russland am 17. Juni mit 76 Probanden. Grundsätzlich sehen Experten eine Impfung als wirksamstes Mittel zur Bekämpfung der Corona-Pandemie an – auch, weil die Entwicklung wirksamer Medikamente in der Regel bis zu zehn Jahre dauert, wie Müller betont.