Saar-Antisemitismusbeauftragter Rixecker „Deutschland hat ein Problem“

Saarbrücken · Saar-Antisemitismusbeauftragter Roland Rixecker bei der Konferenz der Kirchen.

 Saar-Antisemitismusbeauftragter Roland Rixecker

Saar-Antisemitismusbeauftragter Roland Rixecker

Foto: B&K/Bonenberger/

Erinnerungsarbeit ist nach den Worten des saarländischen Antisemitismusbeauftragten Roland Rixecker (SPD) „keine endlose Vergangenheitsbewältigung“. „Das, was wir da tun, ist eine Maßnahme zur Sicherung unserer Gegenwart und unserer Zukunft und der Zukunft unserer Kinder und Enkel“, sagte Rixecker in Saarbrücken bei der Konferenz der Kirchen am Rhein. „Wir gedenken an die Vergangenheit und versuchen zu verstehen, wie sich so etwas entwickeln konnte.“ Dabei gehe es nicht um Schuldzuweisung.

„Antisemitismus ist Teil der modernen Menschheitsgeschichte“, betonte der Beauftragte des saarländischen Landtags für jüdisches Leben im Saarland und gegen Antisemitismus. Es sei irrelevant, in welchem prozentualem Maße antisemitische Straftaten zunähmen. „Wichtig ist: Deutschland hat ein Problem“, sagte Rixecker, der auch Präsident des Saar-Verfassungsgerichtshofs ist. Das genüge, um nach Lösungen zu suchen.

In Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, dem Verfassungsschutz und der Polizei setze sich Rixecker für eine Art Checkliste für Antisemitismus ein. So sollten die Sicherheitsbehörden die Definition der International Holocaust Remembrance Alliance übernehmen, um antisemitische Straftaten besser zu erfassen. In Kooperation mit der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus sollten zudem antisemitische Vorfälle nach wissenschaftlichen Kriterien online veröffentlicht werden. Langfristig sei dem Antisemitismus nur über Wissensvermehrung über das Judentum entgegenzutreten, sagte Rixecker. Bildungsarbeit sei auch an den Universitäten weiterhin nötig. Juristen und Mediziner müssten beispielsweise anhand der konkreten Geschichte mehr über die Verführbarkeit ihrer Professionen und den Missbrauch von Macht lernen.

Die Konferenz der Kirchen am Rhein wurde 1961 auf dem Liebfrauenberg bei Woerth im Elsass als Instrument der Versöhnung und des Friedens gegründet. Sie fand jetzt in Saarbrücken statt.

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