Diskussion über Klimawandel Rettung des Klimas beginnt in der Schule

Nonnweiler · Saar-Botschafter und Historiker Manfred Pohl fordert eine radikale Bildungsreform und mehr persönliches Engagement der Bürger gegen den Klimawandel.

  Das Bildungssystem muss revolutioniert werden – diese These vertrat Professor Manfred Pohl bei seinem Vortrag in der Europäischen Akademie Otzenhausen.

Das Bildungssystem muss revolutioniert werden – diese These vertrat Professor Manfred Pohl bei seinem Vortrag in der Europäischen Akademie Otzenhausen.

Foto: BeckerBredel

Knapp drei Grad höhere Temperaturen als im langjährigen Mittel im Saarland, sommerliche Dürre mit hundert Liter weniger Niederschlag pro Quadratmeter und dazu jüngst ein Tornado quasi vor der eigenen Haustür in Luxemburg: „Kein Zweifel: Der Klimawandel ist auch in der Großregion angekommen“, mahnte Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) jetzt beim Saarlandbotschafter-Event in der Europäischen Akademie Otzenhausen. Der renommierte Historiker und Saarland-Botschafter Prof. Manfred Pohl (75) fesselte die Zuhörer mit seinem ebenso spannenden wie teils verblüffenden Vortrag zum Thema: „Die Erde retten – aber wie?“.

Der aus dem saarländischen Bliesransbach stammende Pohl, von 1972 bis 2001 Leiter des Historischen Instituts der Deutschen Bank in Frankfurt und heute in Kronberg/Taunus lebender Autor, leidenschaftlicher Europa- und Euro-Befürworter stellte die These auf: Nur eine fundamentale Bildungsreform und die Menschen („weder Gott noch Roboter“) können die Welt retten. Schon Kinder und Jugendliche müssten in einem eigenen Schulfach Umwelt sowie dem Fach Digitalisierung und Künstliche Intelligenz unterrichtet werden, aber auch mehr soziales Verhalten, Umgang mit Geld und Finanzen sowie Sport- und Freizeitverhalten erlernen. Und das in anderen Schulformen als der traditionellen Klasse.

„Der Teufel der Schule ist die Klasse“, sagte Pohl als Initiator der Jugendbewegung „Welcome to my Europe 2100“. Viele der heutigen Jugendlichen würden wohl die ersten Menschen überhaupt sein, die bei steigender Lebenserwartung ein ganzes Jahrhundert von Anfang bis Ende selbst miterleben könnten. Dafür lohne es sich, über alle Nationen, Generationen und Religionen hinweg mehr für die Erdrettung zu tun. „Das jetzige Erdzeitalter wird auch das Zeitalter der Frau sein“, prophezeite er. Die Bewegung Fridays for Future nannte der Historiker und Volkswirt „super“, warnte aber davor, die Bewegung in populistische Links- oder Rechtsaußenpositionen abgleiten zu lassen.

Umweltminister Jost meinte: „Für die Erdrettung gibt es sicher kein Patentrezept“. Das kleine Saarland könne den bedrohlichen Klimawandel nicht alleine stoppen oder verändern. Mit seiner naturnahen Waldwirtschaft (75 Prozent Laubbäume, kein Kahlschlag) und dem Rekord-Ökoflächenanteil in der Landwirtschaft sei es aber vorbildlich in Deutschland. Jost warb dafür, gegen Lebensmittelverschwendung die Mindesthaltbarkeitsdatum-Regelung von Lebensmitteln zu lockern, in den nächsten 20 Jahren eine möglichst CO2-freie Stahlproduktion im Saarland zu schaffen und den Umweltpakt Saar auszuweiten. Um das Klima zu schützen,  solle jeder Einzelne sein Umweltverhalten überdenken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort