Schüler-Vorlesungen zu „Raumfahrt“ Astronaut Maurer kommt zur Kinderuni Saarbrücken

Saarbrücken · Die Kinderuni widmet sich im Wintersemester der Raumfahrt. Mit Matthias Maurer kommt ein echter Astronaut in den Hörsaal. Die Anmeldung startet jetzt.

 Astronaut Matthias Maurer blickt von der Kuppel der Internationalen Raumstation auf die Erde. Von seinen Erlebnissen während der sechs Monate im Orbit kann er in Saarbrücken Kindern bei der Kinderuni berichten. Andere Wissenschaftler zeigen in der Reihe auf, wie der Weltraum auch andere Fächer an der Uni betrifft.

Astronaut Matthias Maurer blickt von der Kuppel der Internationalen Raumstation auf die Erde. Von seinen Erlebnissen während der sechs Monate im Orbit kann er in Saarbrücken Kindern bei der Kinderuni berichten. Andere Wissenschaftler zeigen in der Reihe auf, wie der Weltraum auch andere Fächer an der Uni betrifft.

Foto: dpa/--

Bei klarem Himmel, am besten kurz nach der Abenddämmerung, kann man sie regelmäßig auch über dem Saarland gut ausmachen:  In 400 Meter (dort dann noch von der Sonne beleuchtet), zieht die Internationale Raumstation (ISS) als heller Punkt ganz gleichmäßig über den Abendhimmel, ehe sie nach einigen Minuten am Horizont verschwindet. 15 Mal am Tag umkreist sie die Erde – mit wahnsinnigen 28 000 Stundenkilometern, knapp 200 Mal schneller als eine flotte Fahrt auf der Autobahn.

Knapp ein halbes Jahr reiste (oder raste) der Saarländer Matthias Maurer mit der Weltraumstation um die Erde – und manches Kind zwischen Perl und Homburg, St. Wendel und Großrosseln mag sich beim Blick in den Nachthimmel gefragt haben: Kann ich das auch mal machen – mit einer donnernden Rakete abheben und dann im All schweben, am Ende sogar außerhalb der Raumstation wie Matthias Maurer? Was muss ich dafür tun, was können?

Uni-Profs haben das All im Blick

Am 14. Dezember haben Jungen und Mädchen die Gelegenheit, diese Fragen genau an den zu stellen, der es wirklich wissen muss: Matthias Maurer selbst. Der Oberthaler kommt zur Kinderuni Saar. Die steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von „Raumfahrtwelten“. Denn für die Raumfahrt braucht es nicht nur mutige Männer und Frauen wie Maurer, die selbst ins All reisen. Viele Forscher – Mediziner, Physiker und mehr – beschäftigen sich mit Fragen, die für die Raumfahrt wichtig sind, oder Dingen, an denen man im All besonders gut forschen kann. Und davon gibt es nicht  wenige im Saarland. So hat Maurer im All auch Versuche mit Materialien gemacht, deren Oberfläche in Saarbrücken mit Laserstrahlen verändert wurden, damit Bakterien sich darauf nicht so schnell vermehren. Einige Saar- Forscher werden in diesem Semester der Kinderuni Spannendes von ihrer Arbeit berichten.  Vielleicht sitzen ja im Audimax der Saar-Uni dann  schon einige künftige Raumfahrer. Denn: „Die Kinder heute haben eine viel, viel größere Chance Astronaut zu werden als ich“, sagt Maurer in einem Vorgespräch zur Vorlesung mit unserer Zeitung. In 40 Jahren, wenn sie so alt sind wie Maurer heute, werde die Raumfahrt eine andere sein. Was sie aber dennoch brauchen:  „Eine gute Ausbildung.“

Was Astronaut Matthias Maurer im All erlebt hat
11 Bilder

Was Astronaut Matthias Maurer im All erlebt hat

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Foto: NASA/ESA-M.Maurer

„Man muss brennen“

Er selbst kam ja zur Raumfahrt, nachdem er in Saarbrücken Materialwissenschaft studiert und darin in Aachen seinen Doktor gemacht hatte.  Erst 2008 bewarb er sich, damals als einer von 8500 Mitbewerbern, als Astronaut bei der Europäischen Weltraumorganisation Esa. „Als Astronaut muss man studiert haben oder Testpilot sein. Man muss gesund sein“, sagt der 52-Jährige.  Das Wichtigste aber sei die „Sozialkompetenz“, der richtige Umgang mit anderen. Im Weltraum lebt man mit wenigen Menschen über lange Zeit auf engstem Raum. Und außerdem: „Man muss für die Sache brennen“, sagt Maurer.  „Man muss den Traum haben, etwas erreichen zu wollen. Nur wer einen Traum hat, kann ihn sich auch erfüllen.“

Aber will man das? Ein halbes Jahr schwerelos, sechs Monate wie im freien Fall von einem Sprungbrett, und das in einer künstlichen Atmosphäre, in der es, so Maurer, wie in einem Labor riecht. Und ohne Chance, mal schnell die begrenzte Station verlassen zu können? „Ich habe das alles als sehr angenehm empfunden“, sagt Maurer uns. Das einzig Unangenehme sei die Flüssigkeitsumlagerung im Körper unter Schwerelosigkeit gewesen. Man kann das auf Fotos erkennen, die Maurer im All zeigen. Körperflüssigkeit, die auf der Erde von der Schwerkraft nach unten gezogen wird, also vor allem in den Beinen ist,  steigt im All in den Kopf. „Aber das ist etwa so, wie wenn der Schuh ein bisschen drückt, man kann dann trotzdem drin gehen“,  sagt Maurer. „Das muss man in Kauf nehmen.“

Maurer hatte weder Kopfweh noch Platzangst

Denn: „Alles andere ist absolut Abenteuer und schön.“ Er habe auch keine Kopfschmerzen in der Schwerelosigkeit bekommen, weder Platzangst noch sonstige Einschränkungen verspürt. „Der Raum ist zwar abgegrenzt, aber da man ihn in drei Dimensionen nutzen kann, ist er viel größer.“ Allerdings:  Wer schon nach einigen Stunden in der künstlichen Luft eines Flugzeugs genug hat,  „wäre der falsche für diesen Job“, mahnt Maurer.  Schließlich müsse aber auch nicht jeder Astronaut werden. „Es  muss ja auch nicht jeder Tierarzt werden. Jeder muss für sich seinen Weg finden. Man muss etwas machen, was einem gefällt, wo gut drin ist.“

Maurer jedenfalls ist so gut, dass er schon das nächste Ziel vor Augen hat. Seit wenigen Wochen ist er Teil des Artemis-Programms der Esa, mit dem in den kommenden Jahren drei Europäer in die Nähe des Mondes fliegen sollen – wovon einer auch auf dem Himmelskörper landen darf. Nur sieben Männer und Frauen sind dafür noch in er Auswahl.

Fragen werden vorab gesammelt

„Wie lebt man da oben, wie isst man, wie schläft man, wie geht man aufs Klo, wie duscht man.“ Das seien so die ersten Fragen, die Kinder ihm stellen, sagt Maurer der SZ. „Kinder sind neugierig.“ Daher will er  im Audimax nicht nur referieren, sondern Fragen breiten Raum einräumen. Und die Macher der Kinderuni wollen einige schon im Vorfeld auf ihrer Facebookseite sammeln, um sie im Audimax Maurer zu stellen.

Was er den Kindern auf jeden Fall mitgeben will. „Dass sie sich selbst in den Traum reinfühlen können: Wie würde ich da oben als Astronaut herumschweben, leben und arbeiten.“ Und wenn sie sich auf die Raumfahrt mit Science-Fiction einstimmen wollen, dann „nix mit Krieg, den haben wir schon hier unten“, sagt Maurer. „Draußen im Weltraum ist egal, welchen Pass man hat. Da ist man Mensch.“

Fragen von Kindern an Matthias Maurer für die Kinderuni-Veranstaltung sammeln die Organisatoren vorab auf Facebook unter   www.facebook.com/kinderuni.saar   

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