Weniger Bewerber, mehr Abgänge beim Studium Sorge um Studienabbrecher bei Saar-Polizei – Gewerkschaftschefs sehen dringend Handlungsbedarf

Update | Saarbrücken · Die Zahl der Studienabbrecher bei Kommissaranwärtern ist recht hoch. Gleichzeitig gibt es weniger qualifizierte Bewerber. Das ruft die Vorsitzenden der beiden Gewerkschaft im Saarland auf den Plan, die Polizeiinteressen vertreten. Diese sehen den Grund für diesen seit Jahren andauernden Trend bei der Politik.

Abbrecherquote bei Studierenden in Polizeiberufen: Gewerkschaft fordert, den Beruf attraktiver zu machen.

Abbrecherquote bei Studierenden in Polizeiberufen: Gewerkschaft fordert, den Beruf attraktiver zu machen.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Aktuelle Zahlen, über die die SZ exklusiv berichtete, zeigen: Jeder sechste Kommissaranwärter erreicht nicht das zweite Studienjahr. Entweder brechen etliche diese Ausbildung ab. Oder der Dienstherr entlässt sie, weil sie aus verschiedenen Gründen nicht für den Job als Polizist geeignet erscheinen.

Das überrascht David Maaß nicht im Geringsten. Hier setze sich eine seit Jahren andauernde Entwicklung fort, sagt der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der SZ. Zudem sei die geringe Zahl derer alarmierend, die sich überhaupt für den Beruf interessieren. Immer weniger entschieden sich für die Polizeilaufbahn.

GdP-Saar-Chef David Maaß.

GdP-Saar-Chef David Maaß.

Foto: GdP

Sein Kollege Sascha Alles von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) registriere sogar Abgänge bei Polizisten, die seit Jahren Dienst tun. Sie kündigten, um „oftmals lukrative Angebote in der freien Wirtschaft“ wahrzunehmen. Diese Wechsel „werden immer häufiger“.

DPolG-Chef Sascha Alles.

DPolG-Chef Sascha Alles.

Foto: DPolG/Josef Bonenberger

Grund dafür nach Maaß‘ Ansicht: „die nicht mehr vorhandene Attraktivität der Arbeit bei der saarländischen Polizei“. Diese habe mit einem massiven Stellenabbau begonnen. Da müsse das Innenministerium nun nachsteuern. Nur wenn die Ursachen bekannt sind, könne ein Programm aufgelegt werden, das den Job in ein besseres Licht rückt.

Darum fordert DPolG-Vorsitzender Alles „mindestens 150 Neueinstellungen“ pro Jahr, um auch Abgänge wie Ruhestand und Jobwechsel nicht nur aufzufangen, sondern auch den Stellenzuwachs zu beschleunigen. Nur so sei „mittelfristig eine stabile Personalsituation“ zu erreichen. Ansonsten sei die Zahl von mindestens 2900 in den kommenden zehn Jahren nicht zu erreichen. Zurzeit sind es landesweit rund 2400 Polizisten.

Das fordert David Maaß von der Politik für die Saar-Polizei

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Maaß, für die SPD im Landtag, wiederholt seine Forderungen, die Zulagen sowie die Besoldung zu verbessern. „Das fördert die Anerkennung für den Polizeidienst.“ Gleichzeitig verlangt der Gewerkschafter, die Arbeitsbelastung zu senken. „Jeder im Saarland kennt einen Polizisten. Wenn er ihn fragt, wie es auf der Arbeit ist, hört man oft nur, dass man nicht mehr aus den Stiefeln rauskommt.“

Deswegen müssten die durch Abbrecher frei werdenden Studienplätze „1:1 nachpersonalisiert“ werden. Das bedeutet: Vakante Stellen dürften nicht einfach vor sich hergeschoben werden. Ansonsten komme es durch diese außerplanmäßigen Verluste zu einem zusätzlichen Loch im Personalkorsett der Polizei, „die bekanntermaßen eh schon am personellen Krückstock geht“.

DPolG: Das muss sich am Verfahren ändern

Nach Angaben des Saar-GdP-Chefs sollen im zurückliegenden Jahr elf Anwärter ihr Studium hingeschmissen haben oder entlassen worden sein. Zusätzlich müssten 18 Kommilitonen das erste Studienjahr wiederholen oder den Dienst wegen schlechter Leistungen quittieren.

Alles von der DPolG sieht einen Lösungsansatz bei einem veränderten Einstellungsverfahren, dass auch den Weg für Bewerber mit Mittlerer Reife freimacht. Dafür lobt er Innenminister Reinhold Jost (SPD).

Für die im Herbst geplanten Einstellungen gebe es kaum mehr geeignete Bewerber als die zu besetzenden 130 Stellen, erklärt Maaß. Das sei einst anders gewesen. Bedeutend mehr junge Saarländer wollten Polizist werden. Wenn jetzt von ihnen noch welche aussteigen, werde es mit Nachrückern knapp.

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