Nach Missbrauchsskandal in der Kirche Teil der Opposition im Saar-Landtag spricht sich für externe Aufarbeitung aus

Saarbrücken · Die wieder neu entflammte Diskussion um Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche treibt auch die Politik im Saarland um. Einige Fraktionen im Landtag fordern nun eine externe Aufarbeitung.

 Das Münchner Missbrauchsgutachten hatte allen Verantwortlichen der vergangenen 75 Jahre Fehler beim Umgang mit sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising attestiert.

Das Münchner Missbrauchsgutachten hatte allen Verantwortlichen der vergangenen 75 Jahre Fehler beim Umgang mit sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising attestiert.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Ein Teil der Fraktionen im saarländischen Landtag hat sich für eine politische beziehungsweise externe Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ausgesprochen. Dies war an diesem Montag Thema in der Landespressekonferenz. Nachdem in der vergangenen Woche bekannt geworden war, dass der ehemalige Papst Benedikt XVI. während seiner Zeit als Münchner Erzbischof in mehreren Fällen nicht ausreichend gegen Missbrauchstäter vorgegangen sein soll, sprachen sich Teile der Opposition im Saar-Landtag dafür aus, Missbrauchsfälle extern aufzuklären, beispielsweise durch Kommissionen oder Ausschüsse.

So sagte Jochen Flackus, parlamentarischer Geschäftsführer der Linken, dass die katholische Kirche mit der Aufklärung der Vorfälle überfordert sei, weshalb er „sehr nachdrücklich“ ein politisches Eingreifen befürworte. „Dieses Denken in der katholischen Kirche, dass erst nach Kirchenrecht und dann nach Strafrecht verhandelt wird, finde ich aus politischer Sicht unerträglich und völlig inakzeptabel“, sagte Flackus. Und: Die katholische Kirche habe, auch im Bistum Trier, das Vertrauen, diese Vorfälle selbst aufzuklären, völlig verspielt.

Für SPD-Fraktionschef Ulrich Commerçon sind Missbrauchsfälle keine innerkirchliche Angelegenheit, sondern es gehe auch um die Frage der Durchsetzung des Rechts in Deutschland. „Es ist völlig inakzeptabel, was dort geschehen ist und wie damit umgegangen worden ist“, sagte Commerçon bezüglich der Missbrauchsfälle aus dem Bistum München. „Die Aufarbeitung darf nicht der römisch-katholischen Kirche allein überlassen werden, die staatlichen Behörden müssen sich kümmern“, erklärte der SPD-Fraktionschef.

„Die Kirche hat völlig versagt, Vertrauen verspielt und Leben zerstört“, sagte Barbara Spaniol, Fraktionschefin der Saar-Linken. Was per Strafverfolgung zur Ahndung möglich sei, solle auch getan werden. An erster Stelle sei die Kirche selbst viel stärker bei der Aufklärung gefordert, auch selbst Kontakt zum Parlament suchen, aber man müsse über alle Möglichkeiten zur politischen Aufklärung nachdenken, sagte Spaniol.

CDU-Fraktionschef Alexander Funk erklärte indes, dass er die katholische Kirche selbst in der Verantwortung für und auch in der Lage zur Aufarbeitung solcher Vorfälle sehe – „auch wenn nicht alles perfekt läuft“. Es sei bezüglich dessen in den vergangenen Jahren grundsätzlich auch vieles entwickelt und aufgearbeitet worden, so Funk.

AfD-Fraktionschef Josef Dörr erklärte, dass er gegenüber einer politischen Kommission „äußerst skeptisch“ ist. „Meistens ist es so, dass solche Ausschüsse viel Geld, Zeit und Kraft kosten, und wenig dabei herauskommt“, sagte Dörr.

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