Neue Vorwürfe Missbrauchsskandal an Uni-Klinik weitet sich aus

Saarbrücken · Nun gerät nach einem Vergewaltigungsvorwurf auch die Homburger HNO unter Druck. Die Politik ist alarmiert.

Im Missbrauchsskandal an der Homburger Uni-Klinik (UKS) steht nach der Kinder- und Jugendpsychiatrie auch die Hals-, Nasen- und Ohrenklinik (HNO) unter Druck – wegen des Verdachts auf Missbrauch und massive Vertuschung. Nach Berichten von Frankfurter Rundschau (FR) und ARD soll eine Sechsjährige 2012 an der HNO-Klinik mutmaßlich unter Narkose vergewaltigt, die Mutter nicht informiert worden sein. Der damalige Direktor der HNO-Klinik soll Wert darauf gelegt haben, dass von dem Fall nichts nach außen dringe. Ansonsten würden „die Fallzahlen sinken“, zitierte die FR. Sie berichtete auch von Vorwürfen gegen den Direktor wegen sexueller Übergriffe auf Mitarbeiterinnen. Allerdings teilte die Saarbrücker Staatskanzlei gestern Abend mit, die Aufklärungsarbeit zu diesen Belästigungsvorwürfen aus Mitarbeiterkreisen habe im Zusammenwirken mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes „keinen Anfangsverdacht begründet“.

Der SPD-Obmann im Landtags-U-Ausschuss zum Missbrauch am UKS, Jürgen Renner, brachte angesichts der neuen Vorwürfe eine Ausweitung des Untersuchungs-Auftrags für das Gremium ins Spiel. Bislang steht hier der Fall des Assistenzarztes S. im Mittelpunkt, der in der kinderpsychiatrischen Abteilung der Klinik trotz frühen Verdachts zwischen 2010 und 2014 Hunderte seiner jungen Patienten sexuell missbraucht haben soll. Dabei geht es nicht zuletzt um den Verdacht der Vertuschung durch Verantwortliche der Klinik. Auf der Tagesordnung stehen nach Angaben der Vorsitzenden Dagmar Heib (CDU) an diesem Mittwoch die Stellungnahmen der vier Betroffenen des U-Ausschusses: Uniprofessor Dr. Alexander von Gontard, der kaufmännische UKS-Vorstand Ulrich Kerle, die UKS-Justiziarin und eine Oberärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Der Ausschuss wird sich, so berichten Abgeordnete, auch mit einem „herausragenden Zwischenzeugnis“ für den Assistenzarzt beschäftigen.

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