Erster Tag des Saarland-Modells Hans stemmt sich gegen Pläne für schnellen Lockdown

Saarbrücken · Das Saarland-Modell mit der Öffnung von Außengastronomie und Fitnesstudios ist wie geplant gestartet. Die Kritik daran ebbt nicht ab.

 Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) verteidigt das Saarland-Modell.

Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) verteidigt das Saarland-Modell.

Foto: BeckerBredel

(kir/mzt/dpa) Die bundesweite Aufmerksamkeit ist groß. Das Saarland hat am Dienstag als erstes Bundesland ein flächendeckendes Modellprojekt mit der Öffnung von Außengastronomie, Fitnessstudios, Kinos und Theatern gestartet – obwohl das Infektionsgeschehen nicht abgeklungen ist. Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) verteidigte das Vorgehen der Landesregierung gegen Widerstände. Die Lockerungen seien konform mit den geltenden Beschlüssen von Bund und Ländern. Auch wenn in diesen eigentlich nur von „ausgewählten Regionen“ die Rede ist und nicht gleich von ganzen Bundesländern.

Hans fuhr damit indirekt dem CDU-Parteichef Armin Laschet in die Parade, der an Ostern einen bundesweiten „Brücken-Lockdown“ gefordert hatte. Ziel des schnellen Herunterfahrens von zwei bis drei Wochen ist, die hohen Corona-Zahlen zu drücken und dann erst mehr zu öffnen. Laschet drängte darauf, die für den 12. April geplante Ministerpräsidenten-Konferenz vorzuziehen, um den schnellen Lockdown zu beschließen. Genau dieses lehnte Hans ab. Er plädierte dafür, an dem Termin festzuhalten. Andernfalls liefe die Landesregierung vermutlich Gefahr, dass das Saarland-Öffnungs-Modell durch einen Lockdown Beschluss nach wenigen Tagen wieder kassiert würde.

Hans reiht sich so in die Riege der Kritiker des Brücken-Lockdowns ein. Dies sind vor allem Länderregierungschefs der SPD. Dagegen kam aus der CDU, etwa vom Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus, Unterstützung für Laschet. „Bis der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung hoch genug ist, müssen wir für einen klar begrenzten Zeitraum mit einem Brücken-Lockdown die Gesundheit schützen und die Corona-Infektionen eindämmen.“

Ausdrückliche Kritik am Vorgehen der saarländischen Landesregierung kam vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. „Wir brauchen den harten bundesweiten Lockdown ab jetzt für mindestens zwei Wochen. Damit muss ein Moratorium für jegliche Öffnungsschritte gelten. Das beinhaltet ausdrücklich auch die Modellprojekte im Saarland.“ Skeptisch äußerte sich auch der Saarbrücker Pharmazie-Professor Thorsten Lehr. Als „allgemein besten Wert“ für ein solches Modell nannte Lehr eine Inzidenz „um 50“.

Immerhin ist der Inzidenzwert nach Angaben des Gesundheitsministeriums am Dienstag nach Ostern gegenüber dem Vortag gesunken – von 91,3 auf 77,8. Der Rückgang ist aber schwer zu bewerten, weil an Feiertagen meist weniger getestet wird.

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