Kindertrauma-Ambulanz Mehr Hilfen für missbrauchte Kinder im Saarland

Saarbrücken/Kleinblittersdorf · Die SHG-Kliniken richten ab 1. Juli erstmals eine Trauma-Ambulanz mit vier Standorten ein. Das Land plant außerdem eine Kinderschutzkommission.

 Trauma-Ambulanz für missbrauchte Kinder im Saarland: Die gibt es ab 1. Juli. (Symbolbild).

Trauma-Ambulanz für missbrauchte Kinder im Saarland: Die gibt es ab 1. Juli. (Symbolbild).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Im Saarland werden nach Schätzungen der Opferorganisation Weißer Ring Tag für Tag zwei bis drei Kinder gewaltsam misshandelt oder sexuell missbraucht und erleiden dabei neben Verletzungen oft auch schwere seelische Schäden.

Um den Betroffenen künftig besser helfen zu können, bringt die Landesregierung nun zum 1. Juli  zusammen mit dem SHG-Gesundheitskonzern erstmals eine Kindertrauma-Ambulanz an den Start und richtet nach der Sommerpause eine Kinderschutz-Kommission ein, die Vorschläge für bessere Vorbeugemaßnahmen gegen Kindesmissbrauch schon ab Kindergarten und Schule erarbeiten soll. Das kündigte der Staatssekretär im Saar-Sozialministerium, Stephan Kolling (CDU), am Dienstag bei der Vertragsunterzeichnung für die Kooperation mit der Saarland Heilstätten GmbH (SHG) in Saarbrücken an.

 Professorin Eva Möhler, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der SHG-Kliniken.

Professorin Eva Möhler, Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der SHG-Kliniken.

Foto: Ute Klockner

„Das Thema Kinderschutz steht neben dem Gute-Kita-Gesetz ganz oben auf der Agenda unseres Hauses“, sagte der saarländische Ministeriums-Verantwortliche: „Mit den SHG-Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde ein Partner gefunden, der über viel Erfahrung in diesem Bereich verfügt.“

 Stephan Kolling (CDU), Staatssekretär im Sozialministerium   Foto: Iris Maurer/Staatskanzlei

Stephan Kolling (CDU), Staatssekretär im Sozialministerium Foto: Iris Maurer/Staatskanzlei

Foto: Staatskanzlei/ Iris Maurer/Iris Maurer

Künftig werden nun an den SHG-Kliniken für Kinder und Jugendliche in Kleinblittersdorf, Saarbrücken-Schönbach, St. Wendel und Merzig 14 Trauma-Therapeuten für die ambulante Betreuung der jungen Opfer zur Verfügung stehen.

Dazu richten die SHG-Kliniken – erreichbar über die zentrale Telefonnummer (0 68 05) 9 28 20 – montags bis freitags spezielle Sprechstunden ein und bieten zunächst jeweils fünf therapeutische Sitzungen für die Betroffenen an. Abgerechnet werden kann über das Opferentschädigungsgesetz.

Für die neuen Hilfsangebote ist es nicht immer erforderlich, dass die Kindesmissbrauchsfälle auch bei der Polizei angezeigt werden, hieß es. Viele Missbrauchsfälle ereigneten sich ja im unmittelbaren Familien- und Bekanntenkreis der Kinder. Viele Fälle kämen aus Angst und Scham nicht zur Anzeige, aber immer gehe der Schutz und das Wohl der Kinder vor. Würden Traumata nicht frühzeitig behandelt, drohten später neben psychischen Schäden auch Hirnerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und andere Krankheiten bei den Betroffenen, berichtete die Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie der SHG-Kliniken, Professor Eva Möhler. Sie leitet zusammen mit Dr. Andrea Dixius das Therapeutenteam an den vier Standorten.

„Wir sind sehr froh, dass wir nach den Trauma-Ambulanzen für Erwachsene in Berus und Münchwies jetzt auch eine Traumaambulanz für Kinder bekommen“, freute sich Weißer-Ring-Landeschef Gerd Müllenbach. Nach seinen Angaben gibt es bundesweit nur etwa 250 ausgebildete Psychotherapeuten für Kinder. Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, sagte, während es bundesweit schwierig sei, geeignete Kliniken zu finden, sei das Saarland hier sehr gut aufgestellt.

SHG-Geschäftsführer Bernd Mege sagte, Traumatherapie und Prävention hätten neben dem gesundheitlichen Nutzen für die Betroffenen auch volkswirtschaftliche Bedeutung, da sie teure Folgekosten senkten oder vermieden. Laut Staatssekretär Kolling sollen in die Kinderschutzkommission Vertreter mehrerer saarländischer Ministerien sowie Experten wie Müllenbach (Weißer Ring) und Professor Möhler (SHG-Kliniken) berufen werden.

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