„Lassen Sie mich doch mal ausreden“ Lafontaine streitet mit Röttgen über Russland – und maßregelt Moderatorin Maischberger

Am Mittwochabend war Oskar Lafontaine bei Sandra Maischberger zu Gast. Er stritt mit CDU-Politiker Norbert Röttgen unter anderem über die Frage, ob Joe Biden ein „Kriegsverbrecher“ sei – und kabbelte sich mit der Moderatorin.

Maischberger: Oskar Lafontaine maßregelt Moderatorin und nennt Joe Biden Kriegsverbrecher
Foto: dpa/Melanie Grande

Kurz vor der Landtagswahl im Saarland war der langjährige Parteivorsitzende Oskar Lafontaine aus der Linkspartei ausgetreten. Am Mittwoch, wenige Tage nach der Wahl, bei der die Linken den Einzug in den Landtag verpasst haben, war Lafontaine nun in der ARD-Talkshow „Maischberger - die Woche“ zu Gast.

Sandra Maischberger zeigte Ausschnitte der letzten Rede, die Lafontaine im saarländischen Landtag hielt, in der er seine pazifistischen Grundüberzeugungen darlegte. „Ich bedauere sehr, dass jetzt russische Künstler ausgeladen werden“, sagte Lafontaine anschließend bei Maischberger. Durch Ausgrenzung könne man keinen Frieden schaffen auf der Welt.

Lafontaine diskutierte in der Sendung im Zweiergespräch mit dem CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen über den Krieg in der Ukraine. In vielen Punkten lagen sie erwartungsgemäß auseinander.

Lafontaine kritisierte etwa die NATO-Osterweiterung und dass Kurzstreckenraketen an der Grenze zu Russland positioniert würden, zum Beispiel in den baltischen Ländern. Röttgen indes betonte, dass es sich um einen Sicherheitswunsch dieser eigenständigen und freien Staaten handle.

Auch der Aussage Lafontaines, dass nicht nur Putin, sondern auch US-Präsident Joe Biden und einer seiner Vorgänger, George W. Bush, „Kriegsverbrecher“ seien, widersprach Röttgen. Lafontaine warf ihm deswegen vor, „doppelte Standards“ zu haben.

Eine seltene Einigkeit fanden die beiden in dem Punkt, dass man nicht das russische Volk verurteilen dürfe für den Krieg, den der russische Präsident Wladimir Putin in der Ukraine begonnen hat.

Lafontaine hält Verhandlungen, Sicherheitsgarantien und einen neutralen Status der Ukraine für richtig, um den Krieg zu beenden. Röttgen widersprach energisch: „Sie setzen den Fehler fort, den wir gemacht haben: Putin zu glauben“, sagte er. Putin wolle nicht ernsthaft verhandeln. „Das ist wirklich naiv. Wenn Sie das wirklich glauben, haben Sie nichts gelernt“, so Röttgen. Lafontaine entgegnete, dass er es wirklich überraschend finde, wenn Röttgen Verhandlungen infrage stelle. „Wie wollen wir denn sonst weiterkommen?“, fragte er.

Auch mit Moderatorin Maischberger lieferte sich Lafontaine zeitweise einen Schlagabtausch. „Lassen Sie mich doch mal ausreden“, maßregelte er die Moderatorin zwischendurch.

Zum Ende der Sendung wollte Maischberger noch wissen, wie Lafontaine das Ende seiner politischen Karriere bewertet. „Sie waren Chef der SPD, Sie waren Chef der Linkspartei, das haben Sie gerade hingeschmissen.“ Lafontaine unterbrach sie: „Sie müssen immer ‚hingeschmissen’ sagen. Können Sie nicht einfach sagen: ‚Sie haben das Amt aufgegeben.‘ Können wir nicht eine normale Sprache pflegen?“, maßregelte er die Moderatorin erneut.

Maischberger schmunzelte kurz angesichts dieser Belehrung, formuliert ihre Frage dann neu. Ob Lafontaine sich das Ende seiner Karriere so vorgestellt habe, fragte sie.

Oskar Lafontaine – die Hoch- und Tiefpunkte seiner Karriere
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Foto: dpa/Oliver Dietze

„Nein, natürlich nicht. Ich hätte es mir ganz anders gerne vorgestellt.“ Aber die Linken hätten sich von ihren Wählern entfernt. Er unterstütze das politische Programm der Partei nicht mehr, so Lafontaine. Maischberger fasste provokant zusammen: „Am Ende sind Sie derjenige, der zwei Parteien verlassen hat. Der Querkopf der deutschen Politik.“

Lafontaine abschließend: „Wenn Sie Programmtreue als Querköpfigkeit bezeichnen, dann nehme ich das als Kompliment.“

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