Skandal beim LSVS Durfte Saar-Sportbund über Jahre Stelle an der Universität finanzieren?

Saarbrücken · Leiter des Sportwissenschaftlichen Instituts (SWI) verteidigt das Engagement. Organisierter Sport im Land habe von den Forschungsergebnissen profitiert.

 Erneute Ermittlungen beim LSVS: es geht um den Verdacht der Untreue wegen einer finanzierten Unistelle. (Archivaufnahme)

Erneute Ermittlungen beim LSVS: es geht um den Verdacht der Untreue wegen einer finanzierten Unistelle. (Archivaufnahme)

Foto: BeckerBredel

Ein weiterer Ermittlungsfall im Zusammenhang mit den Finanzskandalen beim Landesportverband für das Saarland (LSVS) sorgt erneut für Aufregung. Diesmal geht es darum, ob der Verband über Jahre eine Stelle an der Saar-Universität finanziert hat, obwohl dies die LSVS-Satzung gar nicht vorsieht. Wegen einer entsprechenden Anzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Wie deren Sprecher Raimund Weyand bestätigt, geht es um den Verdacht der Untreue. Die Ermittlungen richten sich demnach gegen das Präsidium des Sportverbands, möglicherweise ohne rechtliche Grundlage einen Studiengang gefördert zu haben. Weitere Details nennt Weyand „aus Gründen des Verfahrensschutzes nicht“, wie er schriftlich mitteilt. Nach Recherchen des Saarländischen Rundfunks (SR) sollen seit 2008 pro Jahr 55 000 Euro für die Forschungsstelle geflossen sein.

Professor Dr. Eike Emrich verteidigt diese Unterstützung. Er ist der Leiter des Sportwissenschaftlichen Instituts (SWI), das an der Uni angesiedelt ist und von den Zuwendungen profitierte. So habe die Stelle „einen erheblich erweiterten Gegenwert produziert, der weitaus höher als die Stellenkosten“ gewesen sein soll. Der Sportwissenschaftler zieht auch bundesweite Beispiel als Argumente heran, um die finanziellen Anstrengungen für die Sportforschung zu legitimieren. So unterhalte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) einen Wissenschaftsausschuss und unterstütze wissenschaftliche Forschungsarbeiten. Emrich: Solche Unterstützungen der Sportwissenschaft und Sportmedizin durch den organisierten Sport sind ansonsten nichts Ungewöhnliches, sondern relativ häufig.“

Nach Emrichs Angaben erstellten Mitarbeiter auf der in Saarbrücken gestifteten Position „ausschließlich Arbeiten mit Relevanz für den LSVS“. Dazu zählten unter anderem preisgekrönte Expertisen zu Doping und Ehrenamt. Außerdem habe das SWI den Bedarf an Sportstätten untersucht und sein Forschungsmaterial einem Ehrenamtskongress bereitgestellt, den der Landessportbund organisiert hatte. Abgesehen davon sehe Emrich die Förderung seines Instituts durch den LSVS nach der Satzung durchaus legitimiert.

Andere Körperschaften des öffentlichen Rechts unterhalten nach SZ-Recherchen ebenfalls Forschungsstellen zu wissenschaftlichen Zwecken. Die Handwerkskammer (HWK) im Saarland gehört demnach dazu.

Im Übrigen sei die vom Sportverband finanzierte Institutsstelle wegen der finanziellen Schieflage beim LSVS mittlerweile gestrichen, teilt Emrich mit. Weitere Details wollte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen. Hintergrund: Der Institutschef ist für Freitagvormittag von der Staatsanwaltschaft geladen. Dort soll er als Zeuge aussagen. Zu etwaigen weiteren Verfahren, die auf den LSVS noch zukommen können, gibt Staatsanwaltssprecher keine Auskunft.

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