Rückkehr zum Regelbetrieb Heftige Lehrer-Kritik an geplanter Schulöffnung nach Ostern

Saarbrücken · Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) kritisiert. Für die GEW kam die Ankündigung der Ministerin die Schulen nach den Osterferien wieder in den Regelbetrieb zu lassen, zum falschen Zeitpunkt.

  Lehrerverbände fühlen sich durch die Ankündigung, den Regelunterricht nach Ostern wieder aufzunehmen, vom Bildungsministerium überrumpelt. Die GEW spricht von einem voreiligen Schritt.

Lehrerverbände fühlen sich durch die Ankündigung, den Regelunterricht nach Ostern wieder aufzunehmen, vom Bildungsministerium überrumpelt. Die GEW spricht von einem voreiligen Schritt.

Foto: dpa/Uli Deck

„Zuerst müssen die aktuellen Entwicklungen beobachtet werden, bevor voreilig der nächste Schritt getan wird. Gesundheitsschutz hat weiterhin Priorität“, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Birgit Jenni. Solange keine stabile Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 erreicht sei, müsse es beim Modell des Wechselunterrichts bleiben.

Heftige Kritik übt auch der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV). Man fühlt sich von der Ministerin überrumpelt. „Ein solches Vorpreschen, ohne vorher überhaupt diejenigen, die die Pläne letztlich umsetzen müssen, informiert zu haben, stößt auf Unverständnis“, kritisiert die SLLV-Vorsitzende Lisa Brausch. „Die Ministerin schafft es mit solchen Aussagen immer wieder, große Unruhe zu stiften, was zu Verunsicherung und großer Verärgerung in den Schulen führt. Die Ankündigung weckt Erwartungen bei Schülern und Eltern und führt zu Frustration, wenn die Maßnahmen nicht wie angekündigt umsetzbar sind.“ Zudem böte das Testangebot an Schulen nicht ausreichend Sicherheit.

Die Lehrerverbände dringen unisono auf schnelle Impfangebote für alle Lehrkräfte. Spätestens bis Ostern sollte es auch Impfangebote für die Lehrer an den Gymnasien geben, fordert der Vorsitzende des Saar-Philologenverbandes Marcus Hahn und verlangt eine „klare Ansage“.

Beim Verband Reale Bildung (VRB) ist man zum einen verärgert darüber, dass „erneut die wissenschaftlich äußerst umstrittene These vorgetragen“ werde, dass Schulen keine Pandemietreiber seien. Zum anderen kritisiert der VRB ebenfalls die Kommunikation des Bildungsministeriums und fordert, Test- und Impfangebot ausreichend auszubauen, bevor über die Rückkehr zum Regelbetrieb gesprochen werde. Der Verband warnt zudem, dass die Schnelltestungen an den Schulen nicht optimal liefen: Teilweise seien Ärzte nicht lange genug vor Ort, um alle Schüler zu testen. Außerdem würden zum Teil auch Einverständniserklärungen von Eltern fehlen. Bisher werden im Schnitt nur 30 Prozent aller saarländischen Schülerinnen und Schüler getestet. Das Bildungsministerium hingegen möchte Planungssicherheit. „Bis zu den Ferien sollte im Sinne aller Beteiligten klar sein, worauf sie sich einstellen können. Die Entscheidung der Landesregierung darüber, wie es nach den Ferien an unseren Schulen weitergeht, ist im Sinne dieser Perspektive rechtzeitig vor den Ferien nötig“, so Bildungsstaatssekretär Jan Benedyczuk (SPD).  Kein noch so gutes Lernen von zuhause könne den Präsenzunterricht ersetzen. Deshalb sei die schrittweise Rückkehr in den am Ende vollständigen Präsenzunterricht ein wesentliches Ziel. „Der Gesundheitsschutz hat aber immer Vorrang“, so Benedyczuk. Die Saar-Arbeitskammer vertritt den gleichen Standpunkt und wirbt für den Regelunterricht nach den Osterferien unter Pandemienbedingungen.

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