„Persönliche“ Video-Botschaften Hunderte Namen eingesprochen: Ungewöhnliche Wahlkampf-Aktion von Tobias Hans

Saarbrücken · Mit einer personalisierten Wahlnachricht wirbt Ministerpräsident Tobias Hans im Wahlkampf rund fünf Wochen vor der Landtagswahl im Saarland für sich und ruft zur Briefwahl auf. Auch Markus Söder hatte sich dieses Mittel 2020 für die bayrische Kommunalwahl zunutze gemacht – sich dabei aber weniger Mühe gegeben.

Landtagswahl Saarland 2022: Warum Tobias Hans hunderte Namen einspricht
Foto: imago/photothek/Florian Gaertner/photothek.net

„Lieber Niklas, ich möchte mich heute ganz persönlich bei dir melden“, sagt Tobias Hans freundlich in die Kamera und scheint den Zuschauer direkt anzusprechen. Eine persönliche, direkte Nachricht des saarländischen Ministerpräsidenten? Ja und nein. 

Dahinter steckt eine neue Wahlkampf-Kampagne der Saar-CDU. Auf der Website der Partei kann sich jeder ein Video mit individueller Wahlkampf-Werbung von Tobias Hans erstellen und es in den sozialen Medien oder per E-Mail teilen. Die Aufnahme setzt sich aus drei Teilen zusammen:

  • In Teil 1 wird der Empfänger direkt adressiert. Aus 447 verschiedenen Namen, die Hans alle einzeln in die Kamera gesprochen hat, kann ausgewählt werden.
  • Nach der Ansprache des Empfängers folgt im Video ein unauffälliger Schnitt. Im zweiten Block sagt Hans dem Empfänger, wer die Videobotschaft jeweils in Auftrag gegeben hat: „Dein Kollege hat mich gebeten, dich an etwas Wichtiges zu erinnern“, heißt es da zum Beispiel. Zur Auswahl stehen alle erdenkliche Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnisse.
  • Es erfolgt erneut ein Schnitt – der Rest des rund einminütigen Videos ist bei allen Empfängern identisch und besteht aus einem Wahlaufruf für die Landtagswahl.

Das erstellte Video kann dann per Link verschickt werden – und schon kennt der zumindest bis zur Wahl noch höchste Politiker im Saarland scheinbar deinen Namen und klopft an die digitale Haustür der potenziellen Wähler.

Tobias Hans' Videobotschaft für die Landtagswahl ist diverser als einst Söders

Mehr Mühe als sein bayerischer Kollege Markus Söder (CSU) hat sich Hans beim Erstellen der Namensliste auf jeden Fall gegegeben. Söder hatte 2020 für die Kommunalwahl ebenfalls auf personalisierte Videobotschaften zurückgegriffen. Knapp 400 Namen schafften es auf seine Liste, einer davon deutscher als der nächste. Namen mit Migrationshintergrund fand man kaum – ein Umstand, für den Söder damals Kritik erntete.

Die Namensliste der Saar-CDU gestaltet sich da zumindest ein wenig vielfältiger. Hier findet man neben Wilhelm, Herbert und Hans auch mal einen Abdullah, einen Emre oder eine Fatma. Ein paar häufig vorkommende Namen wurden jedoch ausgespart. So findet man darin keine Emma, Klara und Mia – dafür kaum verwendete Namen wie Walla, Till und Alberina.

So oder so – viel Arbeit dürfte das einzelne Einsprechen von 447 Namen für den Ministerpräsidenten auf jeden Fall gewesen sein. Sogar rund 50 mehr als die bayerische Liste von vor zwei Jahren weist die der Saar-CDU damit auf.

Ob die persönliche Note im Wahlkampf viel bringen wird, bleibt abzuwarten – in aktuellen Umfragen liegt die SPD mit Spitzenkandidatin Anke Rehlinger klar vor der Saar-CDU mit Tobias Hans. Aber vielleicht macht die persönliche Ansprache ja tatsächlich einen Unterschied und alle saarländischen Alberinas und Tills gehen jetzt am 27. März doch zur Urne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort