Alternativen sollen verstärkt erforscht werden Landtag will weniger Tierversuche im Saarland
Jahr für Jahr kommen im Saarland über 20 000 Tiere für Tierversuche zum Einsatz. Das soll sich ändern, fordert der Landtag.
Bei der Entwicklung neuer Medikamente und Therapiemöglichkeiten sollen Forscher im Saarland in Zukunft weniger auf Tierversuche zurückgreifen müssen. Eine entsprechende Resolution beschloss der Landtag am Mittwoch auf Antrag der Großen Koalition. Ziel müsse es sein, Tierversuche durch alternative Methoden mittelfristig überflüssig zu machen.
Die CDU-Abgeordnete Jutta Schmitt-Lang sagte, es gebe im Saarland schon gute Initiativen, die gezielt gefördert werden sollten. Das Saarland könne hier Vorreiter werden.
Die Universität des Saarlandes und das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) verfügten über einen starken und erfolgreichen Wirkstoffforschungsbereich, heißt es in dem Landtags-Beschluss. Zusammen mit dem IT-Schwerpunkt der Uni und Start-ups seien wichtige Voraussetzungen für einen weiteren Ausbau der Forschung an Alternativmethoden erfüllt. In den vergangenen fünf Jahren seien bereits 400 000 Euro für diesen Zweck investiert worden.
Im Jahr 2020 wurden im Saarland 23 331 Mäuse, 921 Ratten, 73 Goldhamster, 63 Kaninchen, 23 Schweine und 18 Meerschweinchen in Tierversuchen verwendet. Diese Zahlen nannte die Landesregierung im November 2021 auf Anfrage des Linken-Abgeordneten Ralf Georgi. Die Zahlen bewegten sich auf „hohem traurigem Niveau“, das müsse geändert werden, sagte Barbara Spaniol (Saar-Linke). Tierversuche seien „unglaublich grausam“. Sie forderte einen verbindlichen Zeitplan für einen Ausstieg aus Tierversuchen. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Josef Dörr sagte, „Tierversuch“ sei ein beschönigendes Wort für Tierverstümmelung.
Tierversuche noch nicht komplett ersetzbar
Nach Ansicht des Landtags sind Tierversuche bei der Entwicklung neuer Medikamente aber noch nicht komplett ersetzbar – anders als bei der Testung von Kosmetika, wo Tierversuche in der EU seit 2013 verboten sind. Pia Döring (SPD) bezeichnete es als „moralische Pflicht“, die Belastung für Versuchstiere zu reduzieren und nach Wegen zu suchen, Forschung ohne Tierversuche zu ermöglichen.
Nach dem Landtagsbeschluss von Mittwoch soll es an der Universität künftig eine koordinierende Stabsstelle „Tierversuchsfreie Forschung“ und mehr Vorlesungsangebote zu „Tierversuchen in der medizinischen Forschung“ geben. Döring forderte, auch die Forscher stärker zu sensibilisieren.