„Reiner Etikettenschwindel“ Ministerin Bachmann rühmt eigene Leistung beim Kinderschutz – Kinderschutzbund widerspricht vehement

Heftige Kontroverse zwischen Landesregierung und Kinderschutzbund: Während Ministerin Monika Bachmann von Erfolgen bei der staatlichen Fürsorge spricht, klemmt es nach Angaben von Kinderschutzbund-Chef Stefan Behr an allen Ecken und Enden. Wie viel ist dran an der Behauptung: „Saarlands Kinderschutz bundesweit einmalig“?

 Kinderschutz im Saarland: Saar-Familienministerin rühmt Errungenschaften, Kinderschutzbund spricht von Etikettenschwindel.

Kinderschutz im Saarland: Saar-Familienministerin rühmt Errungenschaften, Kinderschutzbund spricht von Etikettenschwindel.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Kaum hatte das saarländische Familienministerium die Pressemitteilung veröffentlicht, da meldete sich schon der Deutsche Kinderschutzbund im Land zu Wort – und zerriss die angeblichen Erfolge in der Luft.

Was war passiert? Ministerin Monika Bachmann sowie ihr Staatssekretär Stephan Kolling (beide CDU) ließen Montagvormittag, 14. Februar, schriftlich verkünden: „Saarlands Kinderschutz bundesweit einmalig!“ Dabei verwies die Pressestelle unter anderem auf eine entsprechende Internetplattform im Saarland. Diese biete seit Juni vergangenen Jahres allen Fachkräften verschiedener Institutionen „ein passendes Fortbildungsangebot“ im Zusammenhang mit dem Kinderschutz. Diese E-Learning-Plattform (www.kinderschutz-im-saarland.de) sei kostenlos.

Zudem gebe es einen Kinderschutz-Newsletter. In der Mitteilung wird dieser Newsletter als „geeignetes Instrument“ bezeichnet, „um die Vernetzung innerhalb der saarländischen Kinderschutzlandschaft zu unterstützen“. Viele sollen bereits diese Angebote nutzen, die auch Kinder in Krankenhäusern betreffen. All das sei auf den Weg gebracht worden, seit die Kommission Kinderschutz im Saarland ihre Arbeit aufgenommen habe. Das war im Spätsommer 2021.

Kinderschutzbund kritisiert Ministerin Bachmann

 Dass dieses Gremium mit Ratschlägen auch von Experten sinnvoll ist, wird vom Vorsitzenden des Deutschen Kinderschutzbundes im Saarland, Stefan Behr, auch nicht bestritten. So habe die Kommission „viele wichtige und richtige Handlungsempfehlungen formuliert“, lässt der Verein wenige Stunden später am Nachmittag ebenfalls schriftlich wissen. Eine Kritik an dieser Institution gebe es seitens des Kinderschutzbundes definitiv nicht.

Dafür aber umso heftiger an der Darstellung der Ministerin und ihres Staatssekretärs: Denn es hapere an der „Umsetzung konkreter Maßnahmen in fast allen Bereichen“. Und Behr zählt sie  auf: Demnach gebe es keinen Beauftragten für KInder- und Jugendschutz. Es fehlten flächendeckend Schutzkonzepte. Ebenfalls Fehlanzeige nach Ansicht der Kinderschutzbund-Chefs bei niedrigschwelligen Hilfsangeboten. Behr kommt zum Ergebnis, dass es nicht am Problembewusstsein, sondern an der Umsetzung mangle. Dass darum ein eingeführter Newsletter explizit vom Ministerium erwähnt werde, „spricht Bände“. 

Behr wertet dies alles als „bescheidene Bilanz“. Daraus eine bundesweite Vorreiterrolle abzuleiten, sei „reiner Etikettenschwindel“. Dies gehe „völlig an der tristen Realität vorbei“. 

Ein Vergleich mit bundesweiten Zahlen, der die hervorgehobene Position des Saarlandes beim Kinderschutz untermauert, taucht in der ministeriellen Mitteilung indes nicht auf.

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