Finanzaffäre Justiz weitet Ermittlungen im LSVS-Skandal aus

Saarbrücken · In der Finanzaffäre um den Landessportverband (LSVS) geraten nun Ex-Präsident Gerd Meyer (CDU) und dessen früherer Vize Kurt Bohr (SPD) ins Visier der Ermittler.

 Gegen ihn richten sich neue Ermittlungen in der Finanzaffäre: Gerd Meyer, Ehrenpräsident des Landessportverbandes.

Gegen ihn richten sich neue Ermittlungen in der Finanzaffäre: Gerd Meyer, Ehrenpräsident des Landessportverbandes.

Foto: BeckerBredel

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Haushaltsuntreue vor, wie Sprecher Mario Krah am Dienstag bestätigte. Sie sollen Haushaltsdefizite herbeigeführt, den Gestaltungsspielraum des LSVS wesentlich eingeschränkt und letztlich seine Existenz gefährdetet haben, so die Behörde.

Meyer und Bohr gehörten dem vorletzten LSVS-Präsidium an. Während Meyer sein Spitzenamt im Oktober 2014 nach zwölf Jahren an Klaus Meiser (CDU) abgab, schied Bohr erst ein Jahr später aus der Führung aus. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft betreffen die Ermittlungen wegen Untreueverdachts einen weiteren Funktionär der späten „Ära Meyer“.

Bisher war nur gegen die Nachfolger von Meyer & Co. ermittelt worden, die von 2015 bis 2018 im Amt waren. Die Staatsanwaltschaft hat beim Landgericht beantragt, die Verfahren gegen diese Funktionärs-Generation einzustellen – angeblich gegen Geldauflagen zwischen 30 000 und 100 000 Euro (wir berichteten). Im Juni rechnet man mit Rückmeldungen der Betroffenen. Meyer und Bohr können jetzt nicht mit einer Einstellung rechnen. Das sei aus prozessualen Gründen nicht möglich, da die Beschuldigten noch kein rechtliches Gehör gehabt hätten, so die Staatsanwaltschaft.

Matthias Weihrauch, der Anwalt von Meyer, konnte das Ermittlungsverfahren am Dienstag auch nicht bestätigen. Sein Mandant habe eine Vorladung erhalten, mehr wisse man nicht, erklärte Weihrauch, der Akteneinsicht beantragt hat. Bohr äußerte sich auf SZ-Anfrage nicht.

Grundlage der Ermittlungen ist das Gutachten eines Wirtschaftsforensikers, das die Staatsanwaltschaft im Verfahren wegen Haushaltsuntreue für 629 103 Euro anfertigen ließ. Die Expertise umfasst die Jahre 2009 bis 2017, wegen der Verjährungsfrist reichen die Untersuchungen gegen Meyer und Bohr aber nur fünf Jahre zurück.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Eckhard Uthe kommt der Gutachter „ohne Einschränkung“ zu dem Ergebnis, das in dieser Zeit aufgelaufene Millionendefizit des Sportverbandes sei für dessen Verantwortliche erkennbar gewesen. Allerdings hatte Uthe im April vor dem LSVS-Untersuchungsausschuss des Landtages auch gesagt: „Wenn der Sachverständige sagt, es ist erkennbar, heißt das nicht, dass jeder Beschuldigte das erkannt hat.“ Der Chefermittler müsste früheren Präsidien einen bedingten Vorsatz nachweisen, dass sie einen Schaden für den Verband billigend in Kauf nahmen.

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