Nach Aufhebung der Impfpriorisierung Telefone in den Arztpraxen laufen heiß

Am ersten Tag an dem jede Bürgerin und jeder Bürger impfberechtigt ist, gibt es kaum Durchkommen bei den Impfpraxen im Saarland. Die Befürchtungen von ungeduldigen Patienten bestätigten sich aber bisher nicht.

Impfen: Kaum Durchkommen in Arztpraxen nach Aufhebung der Priorisierung
Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Seit heute morgen dürfen sich alle Saarländerinnen und Saarländer für eine Impfung gegen das Corona-Virus anmelden. Die Priorisierung für bestimmte Gruppen ist aufgehoben. Das führte zu einem verstärkten Betrieb in den Impfpraxen. Patienten hatten fast keine Chance mit den Praxen in Kontakt zu treten. Ständig war besetzt. Von 22 Impfpraxen im Regionalverband Saarbrücken etwa erreichte unsere Zeitung am Vormittag nur zwei.

Da die Arztpraxen in „vollem Betrieb waren“, liegen auch der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) noch keine Informationen vor. „Wir gehen aber von einem hohen Patientenandrang mit Wunsch nach einem Impftermin aus“, teilte eine Sprecherin der KV auf SZ-Anfrage mit.

„Wir hatten die Befürchtung, dass mehr Leute anrufen“, sagt Dr. Martin Kulas, der Vorsitzenden des Saarländischen Hausärzteverbandes. Er kann aktuell jedoch nur von seiner eigenen Praxis in Wallerfangen berichten. Dort riefen zwar Patienten an, die sich jetzt neu auf die Impfliste setzen lassen wollten – viele waren es aber nicht. „Man unterschätzt wie viele Menschen im Saarland bereits über die Priorisierungen abgedeckt waren“, sagt Kulas.

Rund 60 000 Saarländerinnen und Saarländer würden überhaupt nur von der neuen Impferleichterung profitieren. Heruntergebrochen auf seine Praxis seien das gar nicht so viele. Möglich sei es, dass in den nächsten Tagen trotzdem mehr Leute anriefen. „Vielleicht haben sich einige zurückgehalten wegen der Berichte“, glaubt Kulas.

Die Kassenärztliche Vereinigung fürchtete im Vorfeld, dass es ab dem 07. Juni zu verstärkten „Tumulten“ in den Arztpraxen kommen werde. Zuletzt hatten die Kassenärzte nämlich schon häufig erlebt, dass Patienten Ärzte und Sprechstundenhilfen bedrängten und sogar beleidigten, weil sie einen schnelleren Impftermin wollten. Der KV-Vorsitzende Dr. Gunter Hauptmann sprach gegenüber unserer Zeitung von einer „teilweise sehr aggressiven Stimmung“ von impfwilligen Patienten.

Auch Michael Kulas hat in seiner Praxis in der Vergangenheit erlebt, dass die Menschen ungehalten wurden, weil Impfstoffe in den Praxen knapp waren. Heute sei das aber bisher nicht der Fall gewesen. Auch der KV liegen bisher keine Informationen über pöbelnde Patienten vor. 

Es gibt im Saarland indes auch Praxen, in denen es ganz anders läuft, als von der KV prognostiziert. „Ich habe mehr Impfstoff hier, als Leute zu impfen“, sagt ein Hausarzt einer kleinen Niederlassung im Stadtgebiet von Saarbrücken. „Heute Vormittag hatte ich vielleicht vier Anrufe“. Dort wurde angesichts von Menschen, die sich für eine Impfung in der Praxis angemeldet und dann einfach nicht erschienen sind, eher der Arzt ungehalten.

Unproblematisch läuft die Aufhebung der Priorisierung derweil im Netz. Auf der Homepage impfen-saarland.de ist ein zusätzliches Feld freigeschaltet worden. Darüber können sich Impfwillige, die bisher nicht durften, auf die Liste setzen lassen. Innerhalb weniger Wochen bekommen sie dann einen Termin zugeschickt.

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