Tiefster Stand seit den 1980er Jahren Apotheken-Sterben im Saarland beschleunigt sich
Saarbrücken · Der Präsident der Kammer spricht von einem „bedrohlichen Ausmaß“ der Apotheken-Schließungen. Er liefert auch Erklärungen.
Im Saarland gibt es immer weniger Apotheken. Zum 31. Dezember 2019 gab es noch 286 öffentliche Apotheken. Der Rückgang um zehn Betriebsstätten sei der bislang höchste in einem Kalenderjahr verzeichnete, meldete die Apothekerkammer am Donnerstag. Die aktuelle Apothekenzahl markiere damit den tiefsten Stand seit Anfang der 1980er Jahre. Zum Vergleich: 1999 gab es im Saarland noch 364 Apotheken, 2009 immer noch 342.
„Die Zahl der Apothekenschließungen nimmt mittlerweile ein bedrohliches Ausmaß an“, erklärte Kammerpräsident Manfred Saar. Der sich beschleunigende Abwärtstrend zeige, dass die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen stabilisiert werden müssten und Apotheken insbesondere eine bessere ökonomische Perspektive brauchten. „Mit guten Worten ist es nicht mehr getan. Wenn wir die Apotheken in der Fläche erhalten wollen, brauchen wir eine signifikante Honoraranpassung der Apothekenvergütung“, sagte Saar.
Zwar seien in den zurückliegenden Jahren immer wieder Einzelbestandteile der Vergütung erhöht worden, dies sei aber bei weitem nicht ausreichend. Die packungsbezogene Vergütung der Apotheken sei seit 2004 lediglich einmal um drei Prozent gestiegen. „Damit kann man weder junge Kolleginnen und Kollegen dazu begeistern, Apotheken zu übernehmen bzw. zu eröffnen noch ausreichend qualifiziertes Personal gewinnen.“
Ausufernde Bürokratie und immer virulenter werdende Lieferengpässe bei Arzneimitteln täten ihr Übriges. Selbständigkeit müsse sich wieder lohnen. Mit den Apotheken verschwinde für viele Menschen auch ein Stück Heimat, sagte Saar. „In einer immer älter werdenden Gesellschaft brauchen wir aber neben der ärztlichen Präsenz in der Fläche auch die Apotheken vor Ort.“