Comeback des Ex-Parteichefs Hubert Ulrich ist Spitzenkandidat der Saar-Grünen für den Bundestag

Update | Saarbrücken · Paukenschlag beim Parteitag der Saar-Grünen: Der frühere Parteichef Hubert Ulrich ist zurück in der ersten Reihe. Das sorgte beim Parteitag für Tumulte.

Hubert Ulrich ist Spitzenkandidat der Saar-Grünen für den Bundestag
Foto: BeckerBredel

Spektakuläres Comeback: Der langjährige Vorsitzende der Saar-Grünen, Hubert Ulrich, ist zum Spitzenkandidaten der Partei für die Bundestagswahl gewählt worden. Der 63-Jährige erhielt bei einem Grünen-Parteitag in der Saarbrücker Saarlandhalle 95 Stimmen. Seine Gegenkandidatin Jeanne Dillschneider (25), Sprecherin der Grünen Jugend, kam auf 46 Stimmen.

Ulrich hatte den Landesvorsitz der Grünen mit einer Unterbrechung von 1991 bis 2017 inne. Er gab ihn 2017 ab, nachdem die Grünen aus dem Landtag geflogen waren. Damals hatte er ausgeschlossen, wieder eine Führungsposition in der Partei zu übernehmen. Er ist nach wie vor Vorsitzender des landesweit größten Ortsverbandes Saarlouis, der rund ein Drittel der Delegierten auf dem Parteitag stellt.

Zuvor hatten die Delegierten in drei Wahlgängen die Landesvorsitzende Tina Schöpfer durchfallen lassen. Die 45-Jährige erhielt bei einer Grünen-Versammlung am Sonntag in der Saarlandhalle nur 38 Stimmen, 104 stimmten gegen sie. In den beiden nächsten Wahlgängen waren die Ergebnisse ähnlich. Dies sorgte in der Saarlandhalle für tumultartige Szenen. Diese wiederholten sich, als Ulrich für den Spitzenplatz vorgeschlagen wurde. Schöpfer fiel auch bei der Wahl der Listenplätze 2 und 3 durch.

Vor der Listenaufstellung hatten der scheidende Landesvorsitzende Markus Tressel und der per Video zugeschaltete Bundesgeschäftsführer Michael Kellner den Landesverband zur Geschlossenheit aufgerufen – und damit indirekt Signale an Hubert Ulrich und dessen Mehrheitsflügel aus Saarlouiser und Saarbrücker Grünen gesandt.

Tressel sagte, mit rein numerischen Mehrheiten könne man zwar vielleicht die Zusammensetzung von Vorständen und Listen bestimmen. „Wahlen in der Fläche wird man aber nur mit der Partei als Gesamtheit gewinnen.“

Kellner sagte: „Ich würde mir sehr wünschen, dass der Landesverband keinen Rückschritt in alte Zeiten erlebt.“ Mit Sorge habe er die Berichterstattung im Vorfeld des Parteitages verfolgt.

Mehrere Funktionäre der Saar-Grünen waren in den Tagen vor dem Parteitag zurückgetreten: die Landesvorstandsmitglieder Adam Schmitt und Christoph Küntzer sowie die Vorsitzende des Kreisverbandes Saarpfalz, Yvette Stoppiera-Wiebelt. Alle hatten den Einfluss des langjährigen Parteichefs Hubert Ulrich moniert.

Der stellvertretende Vorsitzende Marc Piazolo hatte angekündigt, nicht mehr zu kandidieren. Es sei „besonders erschreckend“, wie langjährig engagierte Führungspersonen „kaltgestellt“ würden – häufig nur, weil sie sich kritisch zur politischen Rückkehr Ulrichs geäußert hätten.

Tressel begründete seinen Rückzug mit privaten Gründen: Er wolle künftig mehr Zeit für seine Familie haben. Politik sei in den vergangenen Jahren sehr viel anspruchsvoller und angreifbarer geworden. Die Erreichbarkeit eines Politikers rund um die Uhr sei für dessen Familie „oft kein Zuckerschlecken“.

Die Konflikte beim Parteitag kommentierte er mit den Worten: „So wollte ich nicht von der Bühne gehen. Innerhalb von einer Stunde ist alles eingerissen worden, was wir in Jahren aufgebaut haben.“

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