Corona-Pandemie Hausärzte kritisieren Aus für telefonische Krankschreibung

Wallerfangen · Der Saarländische Hausärzteverband kritisiert die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses, die telefonische Krankschreibung zu beenden als verfrüht. Sie fordern eine zeitlich begrenzte Verlängerung - unter Auflagen.

 Einen Krankenschein bekamen Patienten zeitweise per Telefon. Damit ist jetzt Schluss.

Einen Krankenschein bekamen Patienten zeitweise per Telefon. Damit ist jetzt Schluss.

Foto: dpa/Jens Büttner

Seit diesem Montag (20. April) müssen Patienten für eine Krankschreibung wieder persönlich in der Praxis ihres Arztes erscheinen und sich untersuchen lassen.

Die befristete Ausnahmeregelung, wonach Ärzte Patienten ein Attest für eine Arbeitsunfähigkeit (AU) ausstellen konnten, wenn diese sich lediglich per Telefon gemeldet hatten, ist nicht verlängert worden. Das teilte der Gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Krankenkassen, Krankenhäuser, Ärzte und Psychotherapeuten, am Freitag mit. Mit der Ausnahmeregelung sollten Arztpraxen in Zeiten des Coronavirus entlastet werden. Die Dynamik der Coronavirus-Neuinfektionen sei dank strikter Abstands- und Hygieneregeln deutlich verlangsamt worden, begründet Professor Josef Hecken, unparteiischer GBA-Vorsitzender die Entscheidung.

Die Entscheidung für das Aus der telefonischen AU stößt beim Saarländischen Hausärzteverband auf Unverständnis. Sie plädieren für eine begrenzte Fortsetzung des Krankenscheins per Anruf unter bestimmten Regeln. „Es ist den saarländischen Hausärzten, trotz Mangel an Schutzausrüstung, mit einer klaren Triagestrategie zu persönlichen Arzt-Patienten-Kontakten und der Ausstellung einer telefonischen AU gelungen, das Infektgeschehen von SARS Cov 2 schon im ambulanten Bereich zu begrenzen und eine überschwappende Welle in die Krankenhäuser zu vermeiden“, sagt Dr. Michael Kulas, Vorsitzender des Saarländischen Hausärzteverbandes.

 Der Landesvorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbands Dr. Michael Kulas.

Der Landesvorsitzende des Saarländischen Hausärzteverbands Dr. Michael Kulas.

Foto: Kulas

Neben Tests, Hygiene und Distanzmaßnahmen habe die Vermeidung persönlicher Arzt-Patienten-Kontakte - auch durch die telefonische AU - dazu beigetragen, die Corona-Infektionsketten zu unterbrechen.

Zur Vorsorge ist es aus Sicht des Hausarztverbandes nach wie vor sinnvoll, die Patienten mit schwachen Atemwegssymptomen, die nicht arbeiten können, aus den Praxen fernzuhalten. „Für jede AU muss es einen medizinischen Grund geben und der muss durch einen Arzt festgestellt werden. Das kann in diesen schwierigen Pandemiezeiten eben ausnahmsweise und zeitlich begrenzt auch eine telemedizinische Beratung per Telefon sein“, ergänzt Kulas.

Die saarländischen Hausärzte sprechen sich daher für die Zeit, in der die Corona-Pandemie weiter eingedämmt werden soll, für eine Fortführung der telefonischen Krankschreibung aus. „Diese Maßnahme schützt Patienten, medizinisches Fachpersonal und Ärzte vor einer Infektion mit SARS Cov 2“, so der Verband abschließend.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte das Aus. Er schrieb am Samstag bei Twitter: „Jetzt die telefonische Krankschreibung auslaufen zu lassen ist klar falsch. Es hat sehr geholfen, dass Kranke nicht in den Wartezimmern gesessen haben.“

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