Atomwaffengegner vor Saar-Staatstheater „Stillgestanden!“ beim Saar-Ostermarsch an diesem Samstag

Saarwellingen/Saarbrücken · Das hätte sich auch niemand träumen lassen bei den saarländischen Friedensfreunden. Doch die Corona-Pandemie zwingt den Arbeitskreis Friedens-Netz-Saar, die Teilnehmer am diesjährigen Ostermarsch für ein Atomwaffenverbot zum „Stillgestanden!

  Vor zwei Jahren sah der Ostermarsch in Saarbrücken noch so aus. Dieses Mal wird Abstand gehalten. 

Vor zwei Jahren sah der Ostermarsch in Saarbrücken noch so aus. Dieses Mal wird Abstand gehalten. 

Foto: BeckerBredel

“ zu verpflichten. „Das wird ein Ostermarsch ohne Bewegung“, erklärte die Sprecherin des Saarländischen Arbeitskreises für Frieden und Menschenrechte, Waltraud Andruet aus Saarwellingen, der SZ auf Anfrage. Nachdem im Jahr 2020 der Ostermarsch Saar wegen der Corona-Pandemie nur im Internet stattfinden konnte, habe Friedens-Netz-Saar-Co-Sprecher Thomas Hagenhofer (DKP) diesmal eine Kundgebung für bis zu 200 Teilnehmer um 12 Uhr am Ostersamstag auf dem Tbilisser Platz vor dem Staatstheater bei der Saarbrücker Stadtverwaltung „ohne Demo“ angemeldet.

„Wir werden die Teilnehmer mit einem Meter Abstand zueinander verteilen, alle müssen FFP2- oder medizinische Masken tragen“, betonte Andruet. 20 Ordner und ein Hygiene-Beauftragter sollen dann darüber wachen, dass die Corona-Schutz-Vorschriften eingehalten werden. „Die Spenden für die Musikgruppen, die unsere Kundgebung begleiten, werden mit dem Apfelpflücker an der langen Stange kontaktlos eingesammelt“, sagte die Saarwellingerin, die auch in der katholischen Friedensgruppe Pax Christi engagiert ist. Noch liege keine Zusage mit Corona-Auflagen der Saarbrücker Stadtverwaltung vor. Doch Andruet zeigte sich überzeugt, dass diese kommen wird. Die Bundeskoordinationsstelle für die Ostermärsche habe klargestellt, dass es sich nicht um eine verbotene „Ansammlung“, sondern eine politische „Versammlung“ handele, die grundgesetzlich geschützt sei.

Dem Ostermarsch-Aufruf vom  Friedens-Netz-Saar haben sich ausweislich der Internet-Seite bisher mehr als zwei Dutzend Gruppen und Organisationen angeschlossen, darunter Fridays for Future Saar, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Saar und das Kurdische Gesellschaftszentrum Saarbrücken. Zu den wichtigsten friedenspolitischen Forderungen zählen die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags durch Deutschland und der Abzug der US-Atombomben vom Bundeswehr-Flugplatz in Büchel in der Eifel. Zudem sind der Stopp von Auslandseinsätzen der Bundeswehr und die Ablehnung der  Aufrüstung der deutschen Armee mit bewaffneten Drohnen Herzensanliegen der Friedens-Aktivisten.

„Wir können nicht alles auf die Liste nehmen“, sagte Andruet auf die SZ-Frage, warum diesmal nicht der Abzug der US-Bomber von der Airbase Spangdahlem in der Eifel gefordert werde, nachdem diese Abzugsplanung von Ex-US-Präsident Donald Trump inzwischen von seinem Nachfolger Joe Biden kassiert worden sei. Auch zur Initiative „Stopp Air Base Ramstein“ habe man keinen Kontakt, da diese „rechtsoffen“ sei und sich auch nicht gegenüber Querdenkern abgrenze.

Hauptredner der Ostermarsch-Kundgebung vor dem Staatstheater Saarbrücken werde am Ostersamstag Raymond Becker von der Großregion-Friedens-Initiative „Quattropax“ und dem Luxemburger Friedensbündnis sei. Becker (Jahrgang 1953) hat nach eigenen Angaben lange beim Öko-Institut Freiburg gearbeitet und später  auch als Tourismus-Manager von Echternach.

Ostermärsche gegen die Stationierung von Atomwaffen gibt es in Deutschland seit 1960, als 1200 Menschen gegen die Aufstellung von US-Atomraketen auf einem Truppengelände nahe der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen in Niedersachsen demonstrierten. „Wir sind noch auf der Suche nach Archiv-Materialien oder Zeitzeugen, die belegen können, wann es mit den Ostermärschen im Saarland losging“, sagte Andruet. Sie schätzt, dass die ersten Atomwaffengegner in Saarbrücken vor gut 50 Jahren marschierten. Wenn das Friedens-Netz-Saar über genügend Fotos, Dokumente und Zeitzeugenberichte verfüge, sei eine Ausstellung geplant. „Patric Bies von der Peter-Imandt-Gesellschaft sammelt bereits historische Zeugnisse dazu“, so die Saarwellingerin.

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