Bundeswehr mustert Transall aus Fallschirmjäger in der Region warten auf den neuen Airbus

SAARLOUIS · Das Transportflugzeug A400M ist zum ersten Mal im Saarland gelandet. In Zukunft soll das die Regel sein. Die Transall hat langsam ausgedient.

Der neue Militärtransporter Airbus A400M am 7. Juni bei seinem ersten Anflug auf den Flughafen Saarbrücken-Ensheim.

Der neue Militärtransporter Airbus A400M am 7. Juni bei seinem ersten Anflug auf den Flughafen Saarbrücken-Ensheim.

Foto: Flughafen Ensheim/Matthias Becker

Am 7. Juni erlebte der Flughafen Ensheim eine Premiere: Erstmals landete dort der Militärtransporter Airbus A400M. Die Maschine flog Soldaten und Material der Saarland-Brigade zu einer Nato-Übung nach Slowenien, der Rücktransport ist für den 20. Juni geplant – diesmal mit drei A400M-Flugzeugen.

Spätestens ab dem Jahr 2022 wird man den Airbus dann wesentlich öfter über dem Saarland sehen. Er soll dann die Transall C-160 ersetzen, die nach mehr als 50 Jahren ausgemustert wird. Die Luftwaffe hofft darauf, dass sich die Ablösung der zehn verbliebenen Transall noch ein wenig beschleunigen lässt. Sie seien alle wartungsintensiv, sagte ein Luftwaffen-Offizier. „Und ihr Zustand wird ja nicht besser.“ Beim A400M müssten aber noch verschiedene Verfahren erprobt werden, unter anderem das Absetzen von Personal und der Lastenabwurf.

Die Transall, Lastentier der Bundeswehr, hat Abertausende von Fallschirmjägern aus Saarlouis, Lebach, Merzig und Zweibrücken in die Luft gebracht. „Sie ist behäbig, aber treu und zuverlässig“, sagt der pensionierte Berufssoldat und Oberstabsfeldwebel der Reserve Gerhard Hartmann aus der Gemeinde Mandelbachtal, der selbst 248 Sprünge absolviert hat. In der Regel springen die Fallschirmjäger aus etwa 400 Meter Höhe aus der Seitentür, der Fallschirm öffnet sich automatisch. Es gibt aber auch die sogenannten Freifaller, Spezialkräfte der Luftlandebrigade: Sie springen in der Regel über die geöffnete Heckrampe aus tausenden Meter Höhe kopfüber und öffnen ihren Fallschirm manuell.

Die Transall, eine deutsch-französische Entwicklung (Transall steht für „Transport-Allianz“),  wurde bei der Bundeswehr 1968 eingeführt. Seit 1970 ist sie auch für die Luftlandebrigade 26 (inzwischen LLBrig 1) im Einsatz. Zu den regelmäßigen Sprungdiensten der Brigade fliegen die Maschinen des Lufttransportgeschwaders 63 jedes Mal vom Flugplatz Hohn aus Schleswig-Holstein an. In Ensheim steigen die Soldaten mit Fallschirm und Gepäck zu, in Düren zwischen Saarlouis und der Grenze zu Frankreich, dem landesweit einzig verbliebenen Absetzplatz der Bundeswehr, springen sie ab.

Die Transall sei auch schon auf dem Flugplatz in Düren gelandet, erinnert sich Hartmann. Die dortige asphaltierte Bahn, auf der normalerweise Motorsportflugzeuge und Segelflieger abheben, ist 800 Meter lang – ausreichend für die Transall, denn im Gegensatz zu Passagiermaschinen braucht sie für den Start nur 730 Meter, für die Landung sogar nur 550 Meter. Zum Vergleich: Die Start- und Landebahn in Ensheim ist 1990 Meter lang.

Von den einst mehr als 100 Trans­all-Maschinen sind noch zehn übrig geblieben, von denen allerdings auch nicht alle fliegen: Nach einem Bericht des Verteidigungsministeriums aus dem vergangenen Jahr sind etwa zwei Drittel der Maschinen einsatzfähig, was für Bundeswehr-Verhältnisse durchaus eine gute Quote ist. Die robusten Transporter sind unter anderem bei den Missionen der Bundeswehr im Irak und in Afrika gefordert, gerade erst flog eine der Transall-Maschinen, die alle über einen besonderen Selbstschutz gegen Beschuss verfügen, Außenminister Heiko Maas (SPD) nach Bagdad. Wegen der Verpflichtungen im Ausland müssen die Fallschirmjäger aus der Region zuweilen aus Hubschraubern (bei der Bundeswehr „Drehflügler“ genannt) springen, etwa dem Transporthubschrauber CH-53, der auch schon seit 1975 im Einsatz ist.

Der Airbus A400M ist noch „im Zulauf“, wie es bei der Luftwaffe heißt. Von den 50 Maschinen, die für die Bundeswehr bestimmt sind, wurden bislang 29 geliefert, sie fliegen auch schon Einsätze. Der Airbus, in dem Platz für bis zu 116 Soldaten ist (Transall: 90 Passagiere oder 60 Fallschirmjäger), benötigt zwar eine längere Start- und Landebahn als die Transall, nämlich rund 1000 Meter. Er ist aber schneller, hat eine größere Reichweite, ist leiser und bietet Soldaten mehr Platz, dazu Einzelsitze. Für Soldaten, die vor ihrem ersten Sprung nervös sind, hilft es vielleicht, dass der A400M – im Gegensatz zur Transall – Toiletten an Bord hat. Die A400M der Luftwaffe sind im niedersächsischen Wunstorf beim Lufttransportgeschwader 62 stationiert.

Seit 1968 ist die Transall in Betrieb. Aus ihr springen die Fallschirmjäger der Luftlandebrigade ab – das soll sich ändern.

Seit 1968 ist die Transall in Betrieb. Aus ihr springen die Fallschirmjäger der Luftlandebrigade ab – das soll sich ändern.

Foto: dpa/Ingo Wagner
Ein Anblick, an den sich insbesondere die Menschen in der Gegend um Saarlouis und Wallerfangen gewöhnt haben: Fallschirmjäger der Saarland-Brigade springen bei Düren aus einer Transall.

Ein Anblick, an den sich insbesondere die Menschen in der Gegend um Saarlouis und Wallerfangen gewöhnt haben: Fallschirmjäger der Saarland-Brigade springen bei Düren aus einer Transall.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentra/Klaus-Dietmar Gabbert

In der Truppe wartet man gespannt auf das neue Gerät. Gerhard Hartmann sagt, schon als er Ende 2010 in Ruhestand gegangen sei, habe es geheißen, es werde Zeit, dass der Airbus endlich kommt. „Wir haben lange genug gewartet.“

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