Serie SZ-Telefonratgeber „Reifen zwei Mal im Jahr prüfen lassen“

Saarbrücken · Fachleute beantworteten Fragen der SZ-Leser zum Unterschied von Sommer- und Winterreifen und erklärten, wann sich Ganzjahresreifen lohnen.

 Autofahrer, die sich für Ganzjahresreifen entscheiden, wollen einen saisonalen Wechsel der Reifen vermeiden. Dennoch sollten die Reifen regelmäßig von Fachpersonal geprüft werden, raten Experten.

Autofahrer, die sich für Ganzjahresreifen entscheiden, wollen einen saisonalen Wechsel der Reifen vermeiden. Dennoch sollten die Reifen regelmäßig von Fachpersonal geprüft werden, raten Experten.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Reifen sind wahre Hightech-Produkte, allein die Gummimischung eines Reifens besteht aus etwa 30 verschiedenen Zutaten. Jeder Hersteller hat seine eigene Rezeptur und auch die Produkte eines Herstellers unterscheiden sich sehr voneinander. Angeboten werden Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen. Letztere erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, doch unter welchen Bedingungen kann man sie bedenkenlos fahren?

Experten der Initiative „Reifenqualität – Ich fahr’ auf Nummer sicher!“ des Deutschen Verkehrssicherheitsrates und seiner Partner beantworteten Fragen der SZ-Leser: Norbert Allgäuer-Wiederhold (Leiter Pirelli Tyre Campus in München), Marco Bach (Trainer des Saarländischen Kraftfahrzeugverbandes) und Thomas Schuster (Pressereferent Technik, Prüfingenieur und KfZ-Sachverständiger der KÜS) gaben Auskunft zu den Unterschieden von Sommer- und Ganzjahresreifen.

Sind Ganzjahresreifen genauso gut wie Sommerreifen?

Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss und ihre Leistung reicht weder an die von Sommer- noch an die von Winterreifen heran. Sommerreifen verfügen über eine recht harte Gummimischung, die die Reifen auf dem im Sommer bis zu 50 Grad Celsius heißen Asphalt volle Leistung bringen lassen. Das Profil von Sommerreifen hat grobe Profilblöcke mit viel Volumen, um auf nassen Straßen möglichst schnell viel Wasser abzutransportieren und Aquaplaning zu vermeiden. Letztlich ist ein Ganzjahresreifen ein Winterreifen – schließlich müssen sie für den ganzjährigen Gebrauch der Straßenverkehrsordnung entsprechen –, der auch gut für wärmere Temperaturen geeignet sein soll. Sommer- und Winterreifen sind aber so ausgereift, dass es technisch gar nicht möglich ist, die Eigenschaften von beiden zu vereinen.

Wann sind Ganzjahresreifen eine gute Wahl?

Ganzjahresreifen können infrage kommen, wenn das Auto überwiegend in der Stadt und weniger als 15 000 Kilometer im Jahr gefahren wird. Autofahrer, die regelmäßig Autobahnen und Schnellstraßen nutzen, öfter längere Strecken fahren oder ihr Auto als Berufspendler nutzen, sollten nach wie vor auf Sommer- und Winter-Spezialisten setzen. Auf Schnee ist der Bremsweg von Ganzjahresreifen meist länger als der von Winterreifen. Auf trockenen Straßen bremsen sie in der Regel schlechter als Sommerreifen. Wenn es ein Ganzjahresreifen sein soll, dann sollte ein qualitativ hochwertiger Reifen gewählt werden.

Was muss ich bei Ganzjahresreifen beachten?

Autofahrer, die sich für Ganzjahresreifen entscheiden, möchten oft bewusst einen saisonalen Wechsel der Reifen vermeiden. Dennoch sollten die Reifen möglichst zwei Mal im Jahr von Fachpersonal geprüft werden. Der Experte kann den Zustand der Reifen beurteilen und auf Gefährdungen hinweisen, zum Beispiel wenn sie einseitig abgefahren wurden. Zudem sollten Autofahrer auch bei Ganzjahresreifen die empfohlene Mindestprofiltiefe von vier Millimeter beachten, damit sich der Reifen optimal mit dem Untergrund verzahnen kann und dadurch Fahrstabilität und Sicherheit bietet. Grundsätzlich sollen auch Ganzjahresreifen bei jedem zweiten Tankstopp einem Reifencheck unterzogen werden. Es reichen fünf Minuten, um einen kurzen Sichtcheck durchzuführen: Gibt es Beschädigungen am Reifen? Fehlen Ventilkappen? Wie ist der Zustand des Profils? Ist der Reifendruck korrekt eingestellt? Bei Auffälligkeiten oder Unsicherheiten reicht eine Fahrt zum Fachhandel oder in die Kfz-Werkstatt. Dort prüfen Experten die Reifen auf Fahrsicherheit.

Kann man Winterreifen im Sommer noch fahren?

Rechtlich gesehen ist dies möglich, praktisch sollte man es aber nicht tun: Winterreifen sind auf die Herausforderungen der kalten Jahreszeit ausgerichtet: Die weiche Gummimischung bei Winterreifen sorgt dafür, dass das Gummi auch bei niedrigen Temperaturen nicht verhärtet. Winterreifen verfügen über Lamellen – feine Profileinschnitte –, die dafür sorgen, dass sich der Reifen bei winterlichen Straßenverhältnissen optimal mit dem Untergrund verzahnt. Diese Gummimischung sorgt bei niedrigen Temperaturen für einen kurzen Bremsweg – bei warmen Temperaturen verlängert sich der Bremsweg aber. Sicher unterwegs ist, wer mit den jeweiligen Spezialisten für Sommer und Winter fährt.

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