Ausstieg aus dem Corona-Lockdown Diese weitreichenden Lockerungen gelten im Saarland nach Ostern (mit Video)

Update · Außengastronomie, Kinos, Sport, private Treffen: Die saarländische Landesregierung hat ab dem 6. April weitreichende Lockerungen angekündigt. Weitere Öffnungen könnten am 18. April folgen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung am Morgen als „fahrlässig“. Alle Infos zum neuen „Saarland-Modell“ im Überblick:

Ende des Lockdown: Saarland beschließt Corona-Lockerungen nach Ostern
Foto: dpa/Oliver Dietze

Die saarländische Landesregierung hat am Donnerstagmorgen Details zu den für die Zeit nach Ostern geplanten Corona-Lockerungen bekannt gegeben. Ab dem 6. April wird das Saarland zu einer Modellregion, in der auf Basis negativer Schnelltests größere private Treffen im Außenbereich möglich sein werden. Zudem sind Öffnungen in den Bereichen Gastronomie, Sport und Kultur geplant. Voraussetzung ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner unter 100 liegt. Am Mittwochabend betrug der Wert 70,8 – Tendenz allerdings steigend. Die Regelungen im Einzelnen:

Private Treffen und Veranstaltungen: Ab dem 6. April dürfen sich maximal zehn Personen im Außenbereich treffen, wenn alle Gäste einen negativen Corona-Test vorlegen können.

Außengastronomie: Im Rahmen der derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen (maximal fünf Personen aus höchstens zwei Haushalten, Kinder unter 14 Jahren zählen nicht; erweiterte Kontaktmöglichkeiten innerhalb des Familienkreises) dürfen Restaurants und Gaststätten Gäste auch ohne vorherigen Test empfangen – Voraussetzung sind eine Gewährleistung der Kontaktnachverfolgung sowie eine vorherige Terminbuchung. Mit negativem Corona-Test dürfen bis zu zehn Leute an einem Tisch sitzen.

Sport: Im Außenbereich ist Kontaktsport (zum Beispiel Fußball) möglich, im Innenbereich kontaktfreier Sport (zum Beispiel Tennis in der Halle oder Training im Fitnessstudio) möglich. Voraussetzung ist jeweils ein tagesaktueller Test.

Kultur: Theater, Konzerthäuser, Opernhäuser und Kinos dürfen öffnen. Eine Kontaktnachverfolgung muss gewährleistet sein Besucher müssen einen negativen Test vorweisen.

Tests: Die negativen Corona-Tests dürfen in allen Fällen nicht älter als 24 Stunden sein. Das Ergebnis ist durch die durchführende Stelle (Testzentren, Schulen, Apotheken, Ärzte, Betriebe und Behörden) zu bescheinigen, alternativ können Selbsttests unter Aufsicht vor Ort vorgenommen werden. Kinder bis sechs Jahre benötigen jeweils keinen Test. Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) betonte, dass an 350 Stellen im Saarland auch mehr als einmal pro Woche kostenlose Schnelltests möglich sind.

Zu den Lockerungs-Plänen sagte Hans: „Kontaktbeschränkungen alleine können nicht der Königsweg sein. Es muss uns nach einem Jahr Corona-Pandemie mehr einfallen als nur zu schließen und zu beschränken. Wir wollen neue Wege in der Pandemiebekämpfung beschreiten.“ Die Landesregierung wolle den Menschen eine Perspektive bieten, um gerade im Frühling wieder etwas mehr Lebensqualität genießen zu können. „Im Saarland haben wir für dieses Modellprojekt beste Voraussetzungen“, sagte Hans weiter. „Wir haben derzeit ein moderates Infektionsgeschehen und in den vergangenen Wochen gewaltige Vorarbeit für ein breite und umfangreiche kostenlose Testmöglichkeiten geleistet.“ Beim Testen wie auch beim Impfen gehöre das Saarland zur Spitzengruppe in Deutschland. „Die Impfkampagne wird durch die zusätzlichen 80 000 Dosen Biontech-Impfstoff als Sonderlieferung noch stärker an Fahrt aufnehmen.“ Hans betonte, dass diese zusätzlichen Dosen komplett in das bestehende System einfließen und der gesamten Bevölkerung nach der Priorisierungsliste der Ständigen Impfkommission (Stiko) zugutekommen würden.

In einer Pressekonferenz stellte Hans zudem weitere Lockerungen ab dem 18. April in Aussicht. Voraussetzung sei, dass die ab dem 6. April vorgesehenen Öffnungsschritte gut funktionieren. Auf die konkrete Nachfrage, wann wieder Zuschauer bei Heimspielen des 1. FC Saarbrücken zugelassen werden, sagte Hans, dass zunächst die Schulen wieder vollständig öffnen sollen.

Die Kontaktnachverfolgung zum Beispiel in Restaurants und Kinos soll laut Hans möglichst digital gewährleistet werden. Dafür soll nach Ostern eine spezielle App zum Einsatz kommen – sofern diese bis dahin fertig ist.

Falls die Inzidenz wieder über 100 steige, werden die Lockerungen nicht automatisch alle zurückgenommen, betonte Hans. Man werde sehr genau auf lokales Infektionsgeschehen blicken und passgenau reagieren. Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) sagte zudem, dass man nicht allein auf die Inzidenz schauen sollte. Maßgeblich seien auch andere Kennzahlen, etwa die Belegung in den Krankenhäusern.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung im Saarland mit Blick auf gefährliche Virusmutationen am Donnerstagmorgen. Das berichtet die Rheinische Post. „Der Kurs des Saarlandes ist fahrlässig. Die Modellregion im Saarland ist ein Experiment, das zu einer schnellen Verbreitung gefährlicherer Mutationen in Deutschland führen kann“, sagte Lauterbach. „Das Saarland hat von anderen Bundesländern mehr Impfstoff gegen Mutanten bekommen und geht jetzt ins Risiko. Das macht keinen Sinn“, so der SPD-Politiker weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort