Regionaler Leitartikel Ministerpräsident in Spendierhosen
Saarbrücken · Eine mögliche Sonderzahlung für pensionierte Beamte erhitzt auch in der Saar-Koalition die Gemüter. Ministerpräsident Tobias Hans würde die als Inflationsausgleich gehandelte Prämie wohl durchaus zahlen wollen. Andere sehen darin einen verkappten Corona-Bonus für Pensionäre.
Landtagssitzungen sind ja nicht immer ein Thriller. Aber am Mittwoch könnte heiß diskutiert werden. Auch zwischen dem schwarzen und roten Pol der noch amtierenden Koalition. Denn in Tagesordnungspunkt vier geht es um die „einmalige Sonderzahlung aus Anlass der Covid-19-Pandemie“; vulgo der Corona-Bonus für Beamte. Mit Blick auf die aktiven ist das nicht strittig. Landes- wie Kommunalbeamte mussten und müssen in der Pandemie fraglos einiges zusätzlich schultern. Also soll es einmalig 1300 Euro pro Person geben.
Aber da sind ja auch noch die rund 18 000 so genannten Versorgungsempfänger auf Landes- wie Kommunalebene. Dass man den Pensionären keinen Corona-Bonus wegen zusätzlicher Belastung im Dienst zahlen kann, ist wohl auch klar. Aber der clevere Beamtenbund-Landeschef Ewald Linn wollte trotzdem bei der jüngsten Einkommensrunde was für die Ruheständler rausholen und forderte eine „Einmalzahlung“. Da Corona nicht stach, argumentierte er damit, dass die Ruheständler sonst bis Dezember 2022 auf eine Erhöhung der Altersbezüge warten müssten – und mit der steigenden Inflation. Worin so mancher aber eben doch einen verkappten Corona-Bonus sieht.
Die SPD in der Landesregierung hält hörbar nicht allzu viel davon, schon weil die angespannte Kassenlage des Landes die Zusatzausgaben nicht zulasse.
Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) soll aber dem Vernehmen nach, sich durchaus offen gezeigt haben, auch den Pensionären ein, wenn auch klar abgespecktes, Extra zu gönnen. Er hat sicher auch die Zahl der Pensionäre flugs in Wählerstimmen umgerechnet. Ob so ein Auftritt in Spendierhosen aber jenseits der Beamtenschaft gut ankäme, darf stark bezweifelt werden.