Saar-CDU macht bei Ferienschulen und Lernbrücken Druck Nachhilfe vom Volkshochschullehrer

Saarbrücken · Corona hat Lerndefizite bei Schülern aufgebaut. Die Volkshochschulen des Saarlandes sollen laut CDU nun helfen, sie wieder abzubauen.

 Pränsenzunterricht war für viele Schülerinnen und Schüler in der Corona-Pandemie nicht möglich. Volkshochschullehrerinnen und -lehrer sollen nun den Schülern helfen, verpasstes Wissen nachzuarbeiten.

Pränsenzunterricht war für viele Schülerinnen und Schüler in der Corona-Pandemie nicht möglich. Volkshochschullehrerinnen und -lehrer sollen nun den Schülern helfen, verpasstes Wissen nachzuarbeiten.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Die CDU im Saar-Landtag lässt bei Ferienschulen und „Lernbrücken“ nicht locker. „Bildungsinhalte festigen – Lernrückstände aufarbeiten“ ist das Ziel. Das hat sich auch Saar-Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot gesetzt (SPD). Ihr Ansatz: mehr multiprofessionelle Angebote, zusätzliche Förderangebote, Lernwerkstätten, wo Bedarf besteht auch eine Ferienschule. Letztere hatten einige Schulen im Saarland bereits in den Sommerferien angeboten. Die Bildungsministerin wollte daran anknüpfen und die Schulen bei „der Durchführung eines Ferienschul-Angebots“ in den Osterferien unterstützen. Doch nach Ansicht des Koalitionspartners hat die Ministerin bislang nicht geliefert. „Im Saarland wird es in den Osterferien leider keine Ferienschule geben und es sind bisher auch keine konkreten Unterstützungsangebote in den Schulalltag implementiert“, kritisierte am Montag CDU-Bildungspolitiker Frank Wagner.

Grund für die CDU, weiter Druck auf die Ministerin in Sachen Ferienschule zu machen, und ihr Konzept der „Lernbrücken“ erneut auf’s Tableau zu bringen. Vor gut einem Monat hatte die Fraktion bereits ihre Strategie zur Diskussion gestellt. Es handelt sich um ein freiwilliges Förderangebot für alle Schulformen, das möglichst ab dem 3. Mai starten soll. Die Aufarbeitung von Lerndefiziten soll als festes Kursangebot über zwei Unterrichtsstunden samstags oder an einem beliebigen Nachmittag stattfinden (wir berichteten).

Neu ist die Kooperation mit den saarländischen Volkshochschulen (VHS). „Mit dem flächendeckenden Netzwerk und den zahlreichen Standorten der VHS könnte dieses Konzept sehr zeitnah in allen Schulregionen umgesetzt werden“, sagte Wagner. Die VHS verfügten nicht nur über einen großen Pool an pädagogischen Fachkräften, sie könnten auch gezielt weitere externe Fachkräfte anwerben: pensionierte Lehrkräfte, Studenten, Oberstufenschüler, Fachkräfte aus Nachhilfeinstituten und der Erwachsenenbildung. Zudem soll die VHS die gesamte Administration übernehmen – Anmeldung, Kurseinteilung, Kommunikation mit Schülern, Eltern und Honorarkräften, Bezahlung der Honorarkräfte, Raumbuchung in Abstimmung mit Schulträgern. Die Kultusministerkonferenz habe am vergangenen Freitag beschlossen, dass zur Aufarbeitung der Lerndefizite außerschulische Lernpartner mit ins Boot geholt werden sollen, betonte Wagner. „Rheinland-Pfalz hat eine solche Kooperation bereits erfolgreich gestartet. Die setzten dort bereits in allen Schulformen wöchentlich Kurse um. Vor allem in den Kernfächern, um Lerndefizite zu beseitigen. Wir glauben, dass dieser Weg auch im Saarland sinnvoll wäre; unsere Volkshochschulen glauben auch, dass sie das schaffen.“ Der Bund habe ein finanzielles Sonderprogramm dazu angekündigt.

Letztlich, so will es die CDU, sollen die Lernbrücke mit Ferienschul-Angeboten in den Pfingst- und Sommerferien kombiniert werden. Auch hier sollen die VHS fester Kooperationspartner sein. Das Angebot soll täglich vier Unterrichtsstunden umfassen und mindestens an einem zentralen Standort in jeder Kommune stattfinden. Die CDU ist überzeugt, „dass die Aufarbeitung von Lerndefiziten eine der großen, mittelfristigen Herausforderungen ist, die die Corona-Pandemie mit sich bringt und der wir uns stellen müssen“. Mit den Vorbereitungen des Unterstützungsangebotes müsse umgehend begonnen werden.

Eine Vorreiter-Rolle habe das Saarland zumindest beim Testen eingenommen. „Wir sind flächendeckend in allen Klassenstufen in den Wechselunterricht zurückgekehrt, in einigen auch wieder in den kompletten Präsenzunterricht“, sagte Wagner. Dies sei „flankiert von einer flächendeckenden Teststrategie in den Schulen – einmalig im Bundesgebiet“. Die meisten anderen Bundesländer griffen auf ihre Testzentren zurück, „bei uns sind die Schulen jeweils kleine Testzentren“.

Das Testen sei auch das Instrument, „das sicherstellt, dass wir diesen Weg nach den Ferien weitergehen können“, erklärte Wagner. Komplett öffnen will er die Schulen nach den Osterferien also nicht. Im Moment sei es „schwierig zu bewerten, wie die weiteren Öffnungsschritte sich auf die Inzidenzen niederschlagen, wie sie nach den Osterferien aussehen. Wir sagen daher, dass auch der Wechselunterricht nach den Osterferien zunächst das richtige Instrument ist.“ Zwar wolle die CDU weitere Schritte „zurück in den Präsenzunterricht, aber wir sollten nach Ferien zuerst die Lage analysieren. Vor allem wollen wir den Schulen jetzt mal Ruhe geben, wir wollen, dass alle beruhigt in die Ferien gehen können. Ohne Ungewissheit, wie es nach den Ferien weitergeht.“

Bildungsministerin Streichert-Clivot strebte vor zwei Wochen noch an, dass die Schulen nach den Osterferien in den regulären Präsenzunterricht zurückkehren – in voller Klassenstärke, aber unter Pandemie-Bedingungen. SPD-Fraktionschef Ulrich Commerçon antwortete am Montag auf die Frage, ob nach den Ferien wieder alle in die Schule sollen, dass dies „von politischen Mehrheiten abhängig ist. Ich sehe aber nicht die Bereitschaft aller, dies zu machen. Es ist aber vereinbart, dass wir uns in der Koalition darüber unterhalten.“ Er habe aber auch ein „gewisses Verständnis dafür, dass es auf Seiten des Koalitionspartners das Interesse daran gibt, sich umfassend ein Bild von der Situation zu machen“.

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