Personal-Stress bei den Grünen Neue Unruhe bei den Saar-Grünen – Geschäftsführer geht nach 17 Jahren

Saarbrücken · Nach dem angekündigten Rückzug des Landesvorsitzenden Markus Tressel (44) kommt den saarländischen Grünen mehrere Monate vor der Bundestagswahl auch der oberste Wahlkampf-Organisator abhanden.

 Foto aus harmonischen Tagen, von der Wahlparty der Saarbrücker Grünen 2014; die Stadtratsfraktionschefin Karin Burkart, Landesgeschäftsführer Thomas Tressel, Europakandidatin Tina Schöpfer und Markus Tressel (von links).

Foto aus harmonischen Tagen, von der Wahlparty der Saarbrücker Grünen 2014; die Stadtratsfraktionschefin Karin Burkart, Landesgeschäftsführer Thomas Tressel, Europakandidatin Tina Schöpfer und Markus Tressel (von links).

Foto: BeckerBredel BeckerBredel/BeckerBredel

Landesgeschäftsführer Thomas Tressel (50), der Bruder des Landeschefs, verlässt in Kürze nach 17 Jahren den Posten, um ein „mir kurzfristig gemachtes, sehr gutes Jobangebot“ in der freien Wirtschaft anzunehmen, wie er in einer E-Mail an den Landesvorstand schreibt. Tressel zieht es zu einer Strategieberatung. Den Entschluss, spätestens 2022 etwas Neues zu machen, habe er schon vor länger Zeit gefasst, sagte er.

Er gehe ohne Groll, versicherte Tressel. Doch die Art und Weise seines Abschieds deutet darauf hin, dass es hinter den Kulissen des seit Jahren wachsenden Landesverbandes (aktuell 1900 Mitglieder) längst nicht so harmonisch zugeht, wie es nach außen hin wirkt. Seit einiger Zeit, schreibt Tressel in seiner E-Mail, hätten sich „das Klima, die Kommunikationskultur und der zwischenmenschliche Umgang“ im Landesvorstand und darüber hinaus verschlechtert.

Als entscheidenden Wendepunkt bezeichnet Thomas Tressel einen im Januar von neun führenden Saarbrücker Grünen (darunter auch von Landesvorstandsmitgliedern) unterzeichneten Brief an Landeschef Markus Tressel mit der Bitte, seine Termine in Saarbrücken besser mit der örtlichen Ebene zu koordinieren. „Wenn wir anfangen, uns für Banalitäten Briefe im engsten Führungskreis der Partei zu schreiben, dann ist das mehr als ein Alarmsignal!“, schreibt Tressel. Das habe ihn „sehr erschüttert“.

Tressel klagt über innerparteiliche „Machtdemonstrationen“. Viele Strukturen, die gemeinsam jahrelang mit Mühe aufgebaut worden seien, würden nun „auch aus vermutlich machttaktischen Gründen wieder eingerissen“. Auf Nachfrage wollte Tressel diesen Vorwurf aber nicht mit Namen verbinden.

Die Landesvorsitzende Tina Schöpfer (45) bezeichnete Tressels Entscheidung als „herben Verlust“, man dürfe in seine Aussagen aber „nicht zu viel hineininterpretieren“. Tressel habe der Partei weiter seine Unterstützung zugesagt.

Markus Tressel, seit 2017 Landesvorsitzender, hatte seinen bevorstehenden Rückzug aus der aktiven Politik im Februar damit begründet, dass er mehr Zeit für seine Familie haben will. Als Nachfolgerin kandidiert beim Parteitag am 20. Juni die Saarbrücker Bürgermeisterin Barbara Meyer-Gluche (36).

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